Dass sie für bestes Bio-Rind im Verhältnis zu den Kosten eher geringe Erlöse bekommt, hat sie „zur Kenntnis nehmen müssen“. Dass sie zur arbeitsintensiven Landwirtschaft noch weitere Standbeine braucht, um überleben zu können, auch. Aber das Tiroler „Kuh-Urteil“ bringt für die steirische Bäuerin Isabella Kaltenegger das Fass zum Überlaufen: „Wir Bauern leben nur noch im ständigen Risiko.“
„Mich regt das so auf, ich kann das gar nicht in Worte fassen.“ - Isabella Kaltenegger ist eine g’standene Frau, schupft als Mutter zweier Kinder und Alleinerzieherin die Landwirtschaft in der Gaal und nimmt so manches hin, „was ich im Moment nicht ändern kann. Aber dieses Gerichtsurteil kann man so nicht stehen lassen.“
Angst vor Riesenstrafen
Sie rechnet vor: Für ein Rind, das sie bis zu 20 Monate lang aufzieht, bekommt sie als Bruttoerlös im Schnitt 1900 Euro. „Für eine Strafe wie in Tirol (fast 500.000 Euro, Anm.) müsste ich also jahrzehntelang jedes Jahr Dutzende Rinder verkaufen. Das wäre mein Ruin. Und mit so einem Damoklesschwert will ich eigentlich nicht ständig leben müssen.“ Welche Optionen gibt es?
Die Weiden einzäunen?
Sollte man nun alle Weiden einfach einzäunen? Etliche Bauern haben ja bereits angekündigt, ihre Weiden sperren zu wollen. „Das wären viele Kilometer Material, das allein verursacht hohe Kosten und viel Wartung“, sieht das Kaltenegger etwas anders. „Und wie fühlen sich Wanderer, wenn sie vielleicht auf einem nur ein Meter breiten Korridor zwischen Stacheldraht oder Stromzaun durchgehen müssen?“ Ganz abgesehen von den Wildtieren: „Hirsche und Rehe verenden qualvoll in Zäunen, ihr Lebensraum ist jetzt schon erbärmlich eingeschränkt.“ Auch der Weg zur Wasserversorgung wäre für viele abgeschnitten.
Almen sperren? „Wir haben ja nichts gegen Touristen, im Gegenteil, wir wollen ihnen das Erlebnis Alm ermöglichen - solange Hausverstand vorhanden ist.“ Ganz aufhören? „Das werden sich jetzt viele überlegen. Das Urteil ist das Tüpferl auf dem i zu so vielen Vorschriften und Kosten, die Landwirte schon haben.“ Folgen? „Das Angebot an naturnah produziertem Lebensmittel wäre wieder um ein Stück ärmer. Und die Alm würde verschwinden, stattdessen käme ein Urwald mit Sträuchern und Büschen.“ Auch das wäre das Ende fürs Wandern.
„Man muss sich anpassen“
Was also tun? Isabella Kaltenegger sagt es deutlich: „Es gibt eine ganz einfache Lösung: Nicht wir am Land müssen uns anpassen - sondern die Menschen, die zu uns kommen.“ Sie betont: „Dass die Frau gestorben ist, ist eine Tragödie, der Familie gehört unser Mitgefühl. Aber generell: Wenn jemand vom Land in die Stadt fährt und auch umgekehrt, muss man sich den Gegebenheiten dort anpassen und kann nicht das Gegenteil fordern. Wenn man in eine Stadt kommt, wo Straßenbahnen fahren, muss man diesen ausweichen und nicht umgekehrt. So funktioniert jedes Miteinander.“
„Ich werde mit aller Kraft kämpfen“
Kaltenegger will noch nicht aufgeben: „Unsere Tiere werden auf die Alm getrieben, das ist seit Menschengedenken so, und ich werde mit aller Kraft dafür kämpfen, dass das so bleibt!“
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