Drama in "SeaWorld"
Orca tötet vor den Augen der Zuseher seine Trainerin
Dawn Brancheau befand sich kurz nach der Vorführung am Mittwoch zusammen mit Tilikum auf der Plattform des Meerwasserbeckens für den Showteil "Believe" und massierte den 5.450 Kilogramm schweren Wal. Der sieben Meter lange Schwertwal sei dann "plötzlich aus dem Becken gesprungen", berichtete eine Augenzeugin einem örtlichen Fernsehsender.
"Dann kam er zurück, schoss in die Luft hoch, packte sie an der Hüfte und begann, sie herumzuwirbeln. Es war richtig wild, einer ihrer Schuhe flog durch die Luft", sagte sie. Anfangs hatte es geheißen, der Vorfall wäre vor Showbeginn passiert und Brancheau wäre ausgerutscht und ins Becken gestürzt.
Brancheau konnte nur noch tot aus dem Wasser geborgen werden. Nach Angaben von SeaWorld ist sie ertrunken. Kein anderer Pfleger habe mehr Erfahrung mit Tilikum gehabt als Brancheau, und sie sei eine der erfahrensten Trainerinnen überhaupt gewesen, sagte der Leiter des Dressurprogramms der SeaWorld-Parks, Chuck Tompkins. Was mit Tilikum geschehen sollte, sei noch nicht entschieden.
Problemwal Tilikum
Der riesige Wal gilt schon lange als Problemtier. Nicht so sehr, weil er etwa aggressiv wäre. Tilikum sei sich seiner Stärke und Kraft nicht bewusst, heißt es. Wegen Vorfällen in der Vergangenheit war es den Tierpflegern untersagt, sich zusammen mit Tilikum in einem Becken aufzuhalten. Nur etwa ein Dutzend SeaWorld-Mitarbeiter arbeiteten wegen seiner Vorgeschichte überhaupt mit Tilikum, der mit seinen Trainern keine Kunststücke vorführt, sondern bei der Show zum Springen animiert wird, um die begeisterten Zuschauer nasszuspritzen. Ansonsten dient der mächtige Wal als Zuchtbulle.
Tilikum hat in der Vergangenheit bereits zwei Menschen in den Tod gerissen. Im Juli 1999 blieb ein Besucher nach der Schließung der SeaWorld in Orlando in der Anlage. Er wurde später tot aus dem Becken mit Tilikum geborgen. Tilikum war außerdem einer von drei Orcas, die 1991 einen Dompteur im "Sealand of the Pacific"-Zentrum in der kanadischen Stadt Victoria töteten. Der Trainer war zwischen den Bullen, ein Weibchen und ihr Kalb geraten. Sie packten den Mann und schleuderten ihn zwischen sich umher. Nach dem Vorfall wurde der kanadische Park geschlossen, Tilikum kam nach Florida.
Wal-Experte: "Orca wollte nur spielen"
Der Experte Steve McCulloch vom Marine Mammal Research and Conservation Program in Florida sagte, der Schwertwal habe vermutlich "nur spielen wollen". "Das sind sehr mächtige Meeressäugetiere. Sie zeigen ein solches Verhalten auch in Freiheit." Schwertwale werden auch Orcas genannt, der wissenschaftliche Name der bis zu acht Meter langen Tiere lautet Orcinus orca.
Die internationale Wal- und Delfinschutzgesellschaft sieht das etwas anders: "Orcas sind wildlebende, starke und unberechenbare Tiere. Sie sind ungeeignet für die Gefangenschaft, weil sie dort unter Stress leiden", warnt die Organisation auf ihrer Website.
Letzter Zwischenfall vor vier Jahren
Der letzte Zwischenfall in einem SeaWorld-Zentrum liegt fast vier Jahre zurück: Im November 2006 schnappte ein Schwertwal in der SeaWorld von San Diego nach einem Dompteur und zog ihn mehrmals unter Wasser. Der Tiertrainer überlebte mit einem gebrochenen Fuß.
Der letzte tödliche Fall ereignete sich in Europa: Erst zu Weihnachten war ein Orca-Trainer in einem Meerespark auf der Kanareninsel Teneriffa ums Leben gekommen. Der 29-Jährige war nach dem Angriff des Schwertwales "Keto" mehrere Minuten unter Wasser geblieben und vermutlich ertrunken.
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