Österreichs Fußball-Bund hat in den letzten Monaten alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die Grundlagen für eine Einbürgerung von Ashley Barnes zu schaffen. Ob es dazu aber beim Ministerrat am Mittwoch kommen wird, steht mehr denn je in den Sternen. Der ÖFB wollte am Dienstag noch ordentlich „kurbeln“, wie Präsident Leo Windtner betonte, um vielleicht noch ein Happy End herbeizuführen.
„Wir haben immer mit dem Sportministerium Rücksprache gehalten und konkrete Signale erhalten, dass die Möglichkeit besteht, Barnes einzubürgern. Bis vor zehn Tagen waren wir klar in der Zielgeraden. Wir sind davon ausgegangen, wenn es das Sportministerium positiv bewertet, dass es dann auch das Innenministerium mittragen wird. Anscheinend hat es aber aus dem Innenministerium andere Signale gegeben“, sagte Windtner am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Wien.
Konkret wurde das durch eine Aussage des Sportministeriums am Montag, wonach bei Barnes, der eine österreichische Großmutter hat, wesentliche Kriterien nicht erfüllt seien. „Seine bisherigen sportlichen Leistungen haben keinen Bezug zu Österreich, insbesondere wurden sie nicht über einen relevanten Zeitraum in Österreich erbracht. Seine österreichischen Wurzeln spielen keine Rolle“, erklärte Sportsektionschef Philipp Trattner. Diese Nachricht war für den ÖFB wie ein Schlag in die Magengrube und unverständlich.
Der 29-jährige Burnley-Angreifer, der diese Saison mit neun Toren in 32 Pflichtspielen in den Vordergrund rückte, erfüllt zwar eines der Kriterien, nämlich seine Leistungen in Österreich erbracht zu haben, nicht. Den Rest aber aus Sicht des ÖFB durchaus. Es stehe erstens kein vergleichbarer Ersatz zur Verfügung, die aktive Karriere des Stürmers könne noch über Jahre andauern, er würde sofort eingesetzt werden und Platz sieben mit Burnley in der abgelaufenen Premier-League-Saison könne als sehr gute Platzierung bei nationalen oder internationalen Wettkämpfen gewertet werden.
Im Erlass des BMI steht, dass die fünf Kriterien nicht kumulativ erfüllt werden müssen, sondern ein punktuelles, aber überwiegendes Erfüllen der Kriterien im Einzelfall ausreichend ist, wenn diesen eine besondere Gewichtung in der Gesamtbetrachtung des Einzelfalles zukommt. „Wenn man sich alle Kriterien anschaut, kann man, wenn man das politisch möchte, sicher eine Einbürgerung schaffen. Aus rechtlicher Sicht gibt es keinen Grund, die Einbürgerung abzulehnen“, sagte ÖFB-Generalsekretär Thomas Hollerer. Es liege aber natürlich im Ermessen der Behörden, eine Entscheidung zu treffen.
„Haben alles getan“
„Wir haben als ÖFB alles getan, damit die Einbürgerung vonstattengeht. Wenn es nicht klappt, müssen sich gewisse politische Entscheidungsträger auch in den Spiegel schauen“, meinte Windtner. „Wir wollen keine Sonderstellung, aber eine faire Behandlung.“ Barnes wurde am 6. April 2018 erstmals vom ÖFB kontaktiert, am 25. April folgte ein erstes Treffen. „Wir haben im letzten knappen Jahr eine sehr intensive Kommunikation mit dem Spieler gehabt über verschiedene Kommunikationsmittel. Er und auch Burnley waren sehr kooperativ und interessiert daran, dass die Einbürgerung über die Bühne geht“, sagte Bernhard Neuhold, Geschäftsführer der ÖFB Wirtschaftsbetriebe GmbH.
Der ÖFB hätte Barnes schon in den Nations-League-Partien gerne im ÖFB-Dress gesehen. „Das wäre aber vermessen gewesen, da es nur zweimal im Jahr einen Ministerrat für das Thema gibt. Wir haben danach vehement weitergearbeitet um alle formellen Sachen zu erledigen“, schilderte Windtner. Das habe man nur aufgrund der positiven Signale aus dem Sportministerium gemacht. „Wir wissen, dass es keine Selbstverständlichkeit und eine Staatsbürgerschaft ein hohes Gut ist, aber eines ist klar, wir haben uns klar an der positiven Haltung des Sportministeriums orientiert, unzählige Wege eingeschlagen, der Teamchef hat Hunderte Kilometer zurückgelegt und sehr konkret mit ihm gesprochen. Das ist gegenüber dem Spieler menschlich peinlich und für den ÖFB als Organisation überraschend, dass aufseiten der Politik auf einmal eine andere Entscheidung kommt, die ich sehr bedauere“, so Windtner.
„Nach Burnley zu reisen ist ja nicht wie in die Südstadt fahren“
Erst am Samstag war Teamchef Franco Foda beim 2:1-Sieg Burnleys gegen Tottenham auf Beobachtungsreise. „Wenn man uns das vor sechs Monaten gesagt hätte, hätten wir uns viele Mühen und Reisen nach England erspart. Nach Burnley zu reisen ist ja nicht wie in die Südstadt fahren“, ärgerte sich auch Hollerer über die Situation. Vielleicht war das letzte Wort aber noch nicht gesprochen. „Wir sind weiter dabei, eine positive Lösung zu finden“, so Windtner. Sollte es am Mittwoch nicht klappen, scheint das Kapitel geschlossen. Denn: „Uns läuft die Zeit davon“, so Windtner. Nächster Ministerrat ist erst im Herbst. Die EM-Qualifikation für das ÖFB-Team startet aber schon Ende März mit den Spielen gegen Polen und Israel.
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