Die neue Karfreitagsregelung sorgt weiterhin für Debatten. Nachdem dieser Tag bislang nur für Evangelische und Altkatholiken ein arbeitsfreier Tag war, sollte er zunächst zu einem halben Feiertag werden und wurde nun von den Regierungsparteien völlig aus dem österreichischen Feiertagskalender gestrichen. Wer künftig am Karfreitag freihaben will, muss dafür einen Urlaubstag opfern. Für die Evangelischen ist diese Regelung „inakzeptabel“, die Regierungsspitze betonte am Mittwoch jedoch, dass „kein Feiertag gestrichen“ wurde. Der ehemalige Diakonie-Direktor und nunmehrige evangelische Pfarrer Michael Chalupka sah das am Mittwoch im krone.tv-Livetalk mit Gerhard Koller anders und stellte klar: „Uns wurde sehr wohl ein Feiertag weggenommen!“
Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) haben die neue Regelung naturgemäß verteidigt. Keiner der 13 österreichischen Feiertage sei gestrichen worden, für 96 Prozent der Bevölkerung ändere sich nichts. Die restlichen vier Prozent sind hauptsächlich Evangelische. Laut Chalupka sind rund 300.000 Menschen in Österreich betroffen: „Über die wird drübergefahren. Wir sind damit nicht zufrieden. Unser Vorschlag wäre ein zusätzlicher Urlaubstag gewesen oder ein Abtausch zwischen Karfreitag und Ostermontag.“
„Auf jeden Fall ein Feiertagsraub“
„Besonders schlimm und schmerzhaft“ sei, dass „das Versprechen nicht gehalten wurde, uns keinen Feiertag wegzunehmen. Uns wurde versprochen, dass uns nichts weggenommen wird. Das wurde nicht eingehalten. Uns wurde ein Tag weggenommen“, bekräftigte Chalupka.
Auf die Frage, ob es sich um Urlaubsraub handle, antwortete Chalupka, die Neuregelung sei eine „merkwürdige rechtliche Konstruktion“. „Es ist auf jeden Fall ein Feiertagsraub“, die Regierung habe auch Argumente der Sozialpartnerschaft einfach vom Tisch gewischt.
„Große Betroffenheit“ an der evangelischen Basis
Die Stimmung an der Basis sei schlecht, es herrsche „große Betroffenheit“ und es seien „Emotionen geweckt worden, von denen man geglaubt hat, sie sind schon vergessen. Viele fühlen sich als Bürger zweiter Klasse.“ Viel Vertrauen sei mutwillig zerstört worden. Das müsse die Regierung nun wieder zurückgewinnen, damit sich Evangelische wieder „wie Bürger erster Klasse fühlen“.
Chalupka leitete Diakonie Österreich 18 Jahre lang
Michael Chalupka war von 1994 bis 2018 Direktor der Diakonie Österreich. Chalupkas vierte Amtsperiode ging im August 2018 zu Ende, seither ist der gebürtige Grazer als Pfarrer tätig. Als seine Nachfolgerin wurde Maria Katharina Moser gewählt. Die Diakonie zählt zu den fünf größten Wohlfahrtsorganisationen Österreichs. Der evangelische Dachverband hat 34 Unterorganisationen, für die insgesamt etwa 7500 Personen arbeiten.
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