Jener mutmaßliche IS-Terrorist, der kürzlich kurdischen Soldaten in Syrien ins Netz gegangen ist, ist laut eigenen Angaben in Wien geboren und wurde vom IS „reingelegt“. In einem Facebook-Video will er andere vor der Terrormiliz und der „unmenschlichen Behandlung“, die ihm dort zuteilwurde, warnen. Was der junge Mann genau in dem Video erzählt? Islamismus-Experte Amer Albayati hat die Aufnahmen für krone.at übersetzt.
Albayati identifizierte den Mann im Video vorerst als Abdul Kadir. Sein wahrer Name sei aber Azad G., wie er selbst in den Aufnahmen behauptet. Er sei in Österreich geboren, seine Mutter stamme aus Dersim (Provinz Tunceli, Türkei).
„Sich dem IS anzuschließen, war einfach“
Als er gefragt wurde, wer ihn hierhergebracht habe, erklärt er ausführlich: „So um 2015 waren die Wege frei Richtung IS. Man konnte sich ganz einfach dem IS anschließen.“ Bereits an der syrischen Grenze habe man bärtige Typen sehen können. Zudem habe es militärische Andockstellen auf der türkischen Seite gegeben.
„Rede nicht viel, sonst Kugel in Kopf“
2012 bis 2013 sei der junge Mann durch falsche Versprechungen von einem islamischen Verein in Wien mit dem IS in Kontakt gekommen, erklärt Albayati anhand des Videos. „Wir wurden reingelegt. Begriffe wie Gerechtigkeit und Ähnliche dienen als Maske. Sie bringen dich hierher, machen viel Werbung und sagen dann, schau, dass du zurechtkommst. Verhalte dich unauffällig, rede nicht zu viel, sonst kriegst du eine Kugel in den Kopf, war als Drohung immer zu hören."
Dann sagt der Mann, dass er Alevit sei. Eine Körperschaft des öffentlichen Rechts, die in Österreich anerkannt ist und als friedliche Religion gegen Gewalt, gegen Terror und für Gleichberichtigung zwischen Mann und Frau auftreten, wie Albayati gegenüber krone.at betonte.
„Ich bin reumütig“
„Ich vermisse meine Familie. Das ist unsere jetzige Situation. Ich kann den Menschen nur mitgeben, dass sie vorsichtig sein sollen. Sie sollen nicht leichtgläubig sein und sich in Gefahr begeben“, zeigt sich der IS-Soldat reumütig. Er wisse nicht, was jetzt mit ihm passiere. Er hofft auf eine menschliche Behandlung von der YPG, die er beim IS nicht vorfinden konnte. „Ich wünsche mir, dass sie erkennen, dass ich reumütig bin.“
Erst im Jänner war in Syrien ein IS-Kämpfer mit deutscher Staatsbürgerschaft verhaftet worden. Für Schlagzeilen hatte zuletzt auch wieder das Schicksal des Wiener IS-Mädchens Samra gesorgt.
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