Mit Loch im Display

Samsung Galaxy S10: Eine würdige Jubiläumsausgabe?

Digital
08.03.2019 08:46

Zum zehnten Jubiläum seiner beliebten Smartphone-Reihe Galaxy S steht Samsung unter Druck. Neue Herausforderer aus China graben dem koreanischen Riesen Marktanteile ab. Der Markt ist gesättigt, ausgereifte Geräte gibt es längst auch in der Mittelklasse und die Innovationsschraube dreht sich zusehends langsamer. Mit dem Galaxy S10 will es Samsung in diesem schwierigen Umfeld an der Schwelle zum Zeitalter der Falt-Smartphones noch einmal wissen. Wir haben es getestet.

Hübsch anzusehen, aber nicht praktisch: Die Designsprache mit zerbrechlichem Glas an der Vorder- und der verspiegelten Rückseite des Gerätes kennt man von Samsungs Top-Smartphones schon und das neueste Modell mit Loch im Display ist da keine Ausnahme. Neuerdings kommt das Galaxy S10 dabei in drei Varianten. Es gibt eine günstigere E-Version, das „normale“ Galaxy S10 und das Top-Modell Galaxy S10 Plus, das im Vollausbau mit einem Terabyte Speicher 1600 Euro kostet.

Samsung bringt erstmals drei Modelle seiner Galaxy-S-Serie auf den Markt: Das etwas günstigere E-Modell links, das „normale“ S10 in der Mitte und die größere und am besten ausgestattete Plus-Variante rechts. (Bild: Dominik Erlinger)
Samsung bringt erstmals drei Modelle seiner Galaxy-S-Serie auf den Markt: Das etwas günstigere E-Modell links, das „normale“ S10 in der Mitte und die größere und am besten ausgestattete Plus-Variante rechts.

Welche Hardware Samsung in seinen neuen Top-Geräten verbaut, sehen Sie hier. Für unseren Testbericht haben wir uns ausführlich mit dem Plus-Modell beschäftigt.

 

Galaxy S10E

Galaxy S10

Galaxy S10+

CPU

Samsung Exynos 9: 
2 x 2,73 + 2 x 2,3 + 4 x 1,7 GHz

Samsung Exynos 9: 
2 x 2,73 + 2 x 2,3 + 4 x 1,7 GHz

Samsung Exynos 9: 
2 x 2,73 + 2 x 2,3 + 4 x 1,7 GHz

RAM

6 GB

8 GB

8 GB

Diagonale

5,8 Zoll (AMOLED)

6,1 Zoll (AMOLED)

6,4 Zoll (AMOLED)

Auflösung

2280 x 1080

3040 x 1440

3040 x 1440

Speicher

128 GB

128 / 512 GB

128 / 512 / 1024 GB

microSD-Slot

bis 512 GB

bis 512 GB

bis 512 GB

Hauptkamera

Doppelkamera:
 12MP F/1.5-F/2.4 OIS; 16MP F/2.2 Weitwinkel

Dreifachkamera:
 12MP F/1.5-F/2.4 OIS;
 12MP F/2.4 OIS 2x-Zoom;
 16MP F/2.2 Weitwinkel

Dreifachkamera:
 12MP F/1.5-F/2.4 OIS;
 12MP F/2.4 OIS 2x-Zoom;
 16MP F/2.2 Weitwinkel

Frontkamera

10 MP F/1.9

10 MP F/1.9

Doppelkamera:
 10 MP F/1.9
 8 MP F/2.2

Funk

LTE, ax-WLAN, Bluetooth 5.0, NFC, GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo

LTE, ax-WLAN, Bluetooth 5.0, NFC, GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo

LTE, ax-WLAN, Bluetooth 5.0, NFC, GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo

Maße

142,2 x 69,9 x 7,9 mm;
 150 Gramm

149,9 x 70,4 x 7,8 mm;
 157 Gramm

157,6 x 74,1 x 7,8 mm;
 175 Gramm

Akku

3100 mAh

3400 mAh

4100 mAh

Extras

Wasserfest (IP68)
 Stereo-Lautsprecher
 Kabelloses Laden
 Audioklinke vorh.
 Glas-Metall-Chassis
 Fingerscanner (seitl.)

Wasserfest (IP68)
 Stereo-Lautsprecher
 Kabelloses Laden
 Audioklinke vorh.
 Glas-Metall-Chassis
 Display-Fingerscanner
 Pulsmesser

Wasserfest (IP68)
 Stereo-Lautsprecher
 Kabelloses Laden
 Audioklinke vorh.
 Glas-Metall-Chassis
 Display-Fingerscanner
 Pulsmesser

Software

Android 9

Android 9

Android 9

Preis

ab 750 Euro

ab 900 Euro

ab 1000 Euro

Potenter Achtkern-Chip, auch unter Last recht cool
Samsungs Exynos-Chip hält in der Praxis, was er am Papier verspricht. Er gewährleistet selbst bei intensivem Multi-Tasking ein flüssiges Android-Erlebnis, flotte App-Starts und hinreichend Spiele-Power. Selbst anspruchsvollere Shooter-Kost läuft problemlos. Jagt man die CPU durch den Benchmark-Vergleichstest AnTutu, erzielt sie im Test fast 330.000 Punkte und reiht sich damit ins Spitzenfeld der Android-Elite ein. Unter Last wird das Galaxy S10+ handwarm, aber nicht unangenehm heiß.

Beim Plus-Modell findet sich eine doppelte Frontkamera in der Aussparung im Display. (Bild: Dominik Erlinger)
Beim Plus-Modell findet sich eine doppelte Frontkamera in der Aussparung im Display.

Formidables Display, aber das Loch ist Geschmackssache
Ebenfalls absolute Spitze: Das Display im Galaxy S10. Gut, das mit der Frontkamera gefüllte Loch im OLED-Display finden wir nun auch nicht wirklich ästhetischer als die „Notch“-Einkerbung in anderen Geräten. Höchstens ein wenig unauffälliger. Aber von der Bildqualität her gibt es überhaupt nichts auszusetzen. Samsungs AMOLED-Display erfreut das Auge mit intensiven Farben, tollem Kontrast, auch für den Außeneinsatz adäquater Helligkeit und guter seitlicher Ablesbarkeit. Die enorm hohe Schärfe und der daraus resultierende Detailgrad seien ebenfalls lobenswert erwähnt. Dem 19:9-Seitenverhältnis und den extradünnen Rändern ums Display ist geschuldet, dass das Gerät trotz seiner großen Diagonale noch sicher in der Hand liegt.

Die Rückseite der Galaxy-S10-Serie kann zum kabellosen Ladepad für Kopfhörer, Smartwatches oder andere Handys umfunktioniert werden. (Bild: Dominik Erlinger)
Die Rückseite der Galaxy-S10-Serie kann zum kabellosen Ladepad für Kopfhörer, Smartwatches oder andere Handys umfunktioniert werden.
(Bild: Dominik Erlinger)

Eine der aktuell besten Smartphone-Kameras
Bei der Kamera hat sich Samsung Huawei angenähert. Wie beim chinesischen Rivalen mit seinem Mate 20 Pro gibt es beim Samsung Galaxy S10 nun ein Dreifach-Gespann aus einer Zoom-, einer Weitwinkel- und einer „normalen“ Kamera mit zwölf bis 16 Megapixel. Damit ist man für Nah- oder Panoramaaufnahmen gerüstet. Auch eine Motiverkennung wie bei den Chinesen gibt es nun.

Mit dem Dreifach-Gespann ist man auf so ziemlich jede Fotosituation vorbereitet. Die aus dem Vorgängermodell bekannte variable Blende sorgt für gute Schlechtlicht-Performance, ohne dass Fotos bei gutem Licht überbelichtet wären. Die Bildstabilisierung unterbindet zuverlässig Verwackler, auch bei der Filmerei bis hinauf zu 4K bei 60 Bildern pro Sekunde. Die Frontkamera - das Plus-Modell bietet sogar Tiefenschärfe-Spielereien - befriedigt selbst hohe Selfie-Ansprüche.

Die Dreifach-Kamera der teureren S10-Modelle bietet zusätzlich zur normalen noch eine Weitwinkel- und eine Zoom-Optik. (Bild: Dominik Erlinger)
Die Dreifach-Kamera der teureren S10-Modelle bietet zusätzlich zur normalen noch eine Weitwinkel- und eine Zoom-Optik.

Das Galaxy S10 stellt dank Phase-Detection-Autofokus schnell scharf und löst nicht minder schnell aus. Detailgrad und Ausleuchtung der geknipsten Bilder haben im Test sowohl draußen als auch drinnen im Kunstlicht überzeugt. Im Schlechtlicht schlägt sich das S10 im Test ebenfalls sehr gut, erst bei wirklich miesen Lichtverhältnissen wird bisweilen Rauschen produziert.

Alles in allem hat man es hier mit einer der aktuell besten Smartphone-Kameras zu tun. Die Mitnahme einer Kompaktkamera kann sich der Besitzer eines Galaxy S10 (Plus) unserer Einschätzung nach getrost sparen. Manch ein Kamera-App-Feature - etwa eines für farbige Elemente und monochromen Hintergrund - erschien uns im Test aber wie eine Spielerei, die nur wenige Nutzer brauchen.

Die abgerundeten Kanten und das rutschige Glasgehäuse machen das S10 nicht unbedingt besonders griffig. Käufer dürften gut daran tun, es in eine Hülle zu stecken. (Bild: Dominik Erlinger)
Die abgerundeten Kanten und das rutschige Glasgehäuse machen das S10 nicht unbedingt besonders griffig. Käufer dürften gut daran tun, es in eine Hülle zu stecken.

Bixby-Button nur teilweise umprogrammierbar
Selbiges ließe sich auch über Samsungs Sprachassistenten Bixby sagen, der am S10 wieder mit eigener Hardware-Taste am Start ist. Der Bixby-Knopf lässt sich zwar deaktivieren, wenn man den Sprachassistenten nicht benötigt, und außerdem spricht Bixby mittlerweile endlich Deutsch. Umprogrammieren darf man ihn aber nicht in vollem Umfang. Eine Alternativbelegung - etwa mit kurzem Tastendruck die Kamera starten - ist möglich, gänzlich von Bixby befreien lässt sich der Knopf aber nicht.

Eine Tugend, die man fast nur mehr bei Oberklasse-Smartphones aus Korea findet: Es gibt einen Klinkenanschluss für kabelgebundene Kopfhörer. (Bild: Dominik Erlinger)
Eine Tugend, die man fast nur mehr bei Oberklasse-Smartphones aus Korea findet: Es gibt einen Klinkenanschluss für kabelgebundene Kopfhörer.

Alte Tugenden: microSD-Slot, Audioklinke
Dafür glänzt Samsungs Galaxy S10 an anderer Stelle - etwa akustisch. Und zwar nicht nur wegen seinen vernünftig klingenden Stereo-Lautsprechern, sondern vor allem, weil sich die Koreaner dankenswerterweise nach wie vor dem Trend zum fehlenden Kopfhöreranschluss verwehren. Das Galaxy S10 hat nach wie vor den bewährten klassischen Klinkenanschluss für verkabelte Kopfhörer. 

Überhaupt hat uns die Ausstattung des S10 im Test in vielerlei Hinsicht sehr gut gefallen, sei es wegen des mit ganz normalen microSD-Karten erweiterbaren Speichers, wegen der Möglichkeit der Dual-SIM-Nutzung, wegen seines modernen WLAN-Standards oder eben dem Klinkenanschluss. Kabelloses Laden inklusive der Möglichkeit, andere Geräte über die quasi als Ladepad nutzbare S10-Rückseite aufzuladen, ist ebenso an Bord wie ein ins Display eingelassener und meistens recht zuverlässig arbeitender Fingerscanner. 

Durch ihr 19:9-Format ist die Galaxy-S10-Reihe länglicher als es Smartphones noch vor ein paar Jahren waren, wovon die relativ großen Geräte bei der Ergonomie profitieren. (Bild: Dominik Erlinger)
Durch ihr 19:9-Format ist die Galaxy-S10-Reihe länglicher als es Smartphones noch vor ein paar Jahren waren, wovon die relativ großen Geräte bei der Ergonomie profitieren.

Gute Verarbeitung, lange Akkulaufzeit
Das stabile und sauber verarbeitete wasserfeste Chassis sei ebenso positiv hervorgehoben wie der große Akku. Er verhalf uns im Test mit dem Plus-Modell selbst bei intensiver Nutzung problemlos zu einem Tag Betrieb. Wer sein S10 nicht extrem so nutzt, wird auch durchaus zwei Tage Betrieb aus einer Akkuladung holen. Ist der Akku einmal leer, ist er dank Schnellladefunktion rasch wieder für ein paar Stunden Betrieb geladen. Was manch einem User fehlen könnte: Die Buttons an der Gehäuseseite sind haptisch nicht durch eine Riffelung oder dergleichen hervorgehoben, wie das bei manchen Rivalen getan wird.

Das Top-Modell Galaxy S10+ füllt eine durchschnittliche Männerhand gut aus, Besitzer kleinerer Greifwerkzeuge könnten sich schwer damit tun. (Bild: Dominik Erlinger)
Das Top-Modell Galaxy S10+ füllt eine durchschnittliche Männerhand gut aus, Besitzer kleinerer Greifwerkzeuge könnten sich schwer damit tun.

Software mit vielen Samsung-Dreingaben
Bei der Software hat Samsung gegenüber der Vorjahresvariante nachgebessert und dem S10 beispielsweise eine verbesserte Einhandbedienung spendiert. Es gibt Extras wie einen über den Displayrand ausführbaren App-Starter, eine Mehrfensteransicht oder eben Bixby. Es ist etwas Bloatware an Bord, beispielsweise einige Microsoft-Apps und eine Menge Samsung-Anwendungen, vom hauseigenen Browser oder Mailprogramm bis hin zur Smartwatch-Begleitanwendung. Für unseren Geschmack ist Samsungs Android-Interpretation ein wenig überladen. Dass Updates so wohl etwas länger auf sich warten lassen, weil sie zuerst an Samsungs Software angepasst werden müssen, ist zu befürchten.

Das E-Modell ist etwas dicker als die teureren Varianten. (Bild: Dominik Erlinger)
Das E-Modell ist etwas dicker als die teureren Varianten.

Fazit: Hervorragendes Smartphone - aber reicht das?
Auch, wenn wir nicht restlos glücklich mit der stark angepassten Android-Interpretation sind und uns eine frei programmierbare Bixby-Taste gewünscht hätten: Samsung legt mit dem Galaxy S10 (Plus) stark vor. Die Kamera sollte die Foto-Bedürfnisse der allermeisten Anwender übererfüllen, der flinke Prozessor, ein großzügig dimensionierter Akku und das exzellente Display wissen auch zu gefallen. Die Ausstattung mit Features wie dem microSD-Slot und der 3,5-Millimeter-Klinke sowie modernsten Funkstandards hat uns ebenfalls gut gefallen.

Ob das zum Erfolg gereicht, muss sich zeigen. Einige der Features des S10 hat die Konkurrenz schon im Herbst angeboten. Überdies sind Oberklasse-Smartphones - die Branche versucht seit Apples iPhone X, sinkende Verkaufszahlen durch höhere Margen auszugleichen - unverhältnismäßig teuer. Vorjahres- oder gute Mittelklassegeräte bekommt man um bedeutend weniger Geld, und auch hier bekommt man längst sehr gute Displays und starke Kameras.

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