„Which face is real?“, also „Welches Gesicht ist real?“, fragt die gleichnamige englischsprachige Website - und macht damit auf ein zunehmendes Problem aufmerksam: Dank moderner Algorithmen lassen sich inzwischen synthetische „Fotos“ von Menschen erzeugen, die von real existierenden Personen kaum noch zu unterscheiden sind. Können Sie künstliche Fälschung und reale Person auseinanderhalten? Finden Sie es heraus.
Hinter whichfaceisreal.com stehen die beiden Professoren Jevin West und Carl Bergstrom von der University of Washington. Mit ihrer Website wollen sie zeigen, wie leicht sich mittels moderner Technologien inzwischen digitale Identitäten fälschen lassen, und Nutzern helfen, diese Fälschungen auf einen Blick zu erkennen.
Im Laufe des letzten Vierteljahrhunderts hätten Internetnutzer gelernt, Benutzernahmen und Texten generell zu misstrauen, erläutern die Wissenschaftler: „Ein zufälliger Fremder im Internet könnte jeder sein, überall. Ein weltlicher Impresario in einem Musikforum könnte ein Kind im Keller seiner Mutter sein. Ein vierzehnjähriges Mädchen in einem Chatroom könnte ein Undercover-Cop sein. Die afrikanische Öl-Erbin in Ihrem Posteingang ist zweifellos eine Betrügerin.“
Irriges Vertrauen in Bilder
Doch Bilder seien anders, so West und Bergstrom. „Man kann ein Bild nicht aus dem Nichts synthetisieren, nehmen wir an; ein Bild musste von jemandem sein.“ Zwar könnte sich ein Betrüger das Bild eines anderen aneignen, aber das sei in Zeiten von Googles-Rückwärtssuche riskant, weshalb der Mensch dazu neige, Bildern zu vertrauen. „Ein Unternehmensprofil mit einem Bild gehört offensichtlich jemandem. Ein Match auf einer Dating-Website kann sich als zehn Pfund schwerer oder zehn Jahre älter erweisen als bei der Aufnahme eines Fotos, aber wenn es ein Bild gibt, existiert die Person offensichtlich“, so die weitläufige, inzwischen jedoch irrige Annahme.
Denn neue Algorithmen ermöglichten es, schnell synthetische „Fotos“ von Menschen zu erstellen, „die nie existiert haben“. Noch seien unsere visuellen Verarbeitungssysteme besser als die eines Computers. „Wenn Sie wissen, wonach Sie suchen müssen, können Sie diese Fälschungen auf einen Blick erkennen - zumindest vorerst.“ Doch die Hard- und Software, mit der die Fälschungen erzeugt würden, werde sich weiter verbessern, „und es kann nur wenige Jahre dauern, bis der Mensch im Wettrüsten zwischen Fälschung und Aufdeckung zurückbleibt“, warnen die Forscher.
Algorithmen im Wettstreit um die beste Fälschung
Die künstlich erzeugten Gesichter auf whichfaceisreal.com stammen übrigens von der Website thispersondiesnotexist.com, auf der mithilfe von Nvidias sogenanntem StyleGAN alle zwei Sekunden ein neues Bild einer nicht real existierenden Person veröffentlicht wird. GAN steht für Generative Adversarial Network. In einem solchen treten zwei konkurrierende Teile eines Algorithmus gegeneinander an. Der „Generator“ versucht dabei, den „Discriminator“ zu überlisten - in diesem Fall bei der Frage, ob ein Foto echt ist oder vom Computer geschaffen. Als Grundlage dienen Aufnahmen realer Personen, auf dessen Basis der „Generator“ wiederum so lange neue Bilder erzeugt, bis sein Gegenspieler eines für echt hält.
Besonders an Nvidias StyleGAN ist, dass dieses in der Lage ist, verschiedene Elemente eines Gesichtes wie Haut- und Haarfarbe, (ungefähres) Alter, Geschlecht oder auch Sommersprossen zu identifizieren. Anschließend können diese kontrolliert, verändert und auch untereinander vermischt werden, wie die Forscher in einem Video (siehe oben) demonstrieren.
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