Besuch in Österreich

Emir von Katar trifft Kurz und Van der Bellen

Wien
05.03.2019 17:08

Im Rahmen seines offiziellen Österreichbesuchs ist der Emir von Katar, Scheich Tamim bin Hamad Al-Thani, am Dienstag mit Bundespräsident Van der Bellen und Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) zusammengetroffen. Kurz und sein Gast wohnten der Unterzeichnung zweier Memoranden über die bilaterale Zusammenarbeit in den Bereichen Wirtschaft, Technologie und Tourismus bei, am Vormittag war der 38-Jährige von Alexander Van der Bellen mit militärischen Ehren empfangen worden.

Am Vormittag war der 38-jährige Emir von Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit militärischen Ehren empfangen worden, Pressestatements gab es beim oligatorischen Handshake aber keine. Bei den Gesprächen des Bundespräsidenten mit dem Emir und seiner Delegation standen laut Präsidentschaftskanzlei insbesondere die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen im Mittelpunkt.

(Bild: APA/Helmut Fohringer)

Im Mittelpunkt der Gespräche standen laut Präsidentschaftskanzlei bilaterale Themen, insbesondere die Wirtschaftsbeziehungen. Rund 150 österreichische Firmen sind in dem ölreichen Staat an der Ostküste der Arabischen Halbinsel aktiv, davon haben 15 auch Zweigstellen oder Tochtergesellschaften im Land. Österreich suche die Zusammenarbeit in den Bereichen Tourismus, Gesundheit, Umwelt sowie Wissenschaft und Forschung.

(Bild: APA/Helmut Fohringer)

Katar wird von Nachbarstaaten boykottiert
Thema wird aber auch die Lage in der Golfregion und im Nahen Osten sein. Das kleine Katar wird seit rund eineinhalb Jahren von Saudi-Arabien und seinen Verbündeten, den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) und Bahrain, boykottiert. Sie werfen dem Nachbarstaat undurchsichtige Beziehungen zum schiitischen Iran - ein Erzrivale des sunnitischen Saudi-Arabiens - sowie Unterstützung islamischer Extremisten vor. Katar wies die Vorwürfe stets  zurück. Mitte 2017 wurden die diplomatischen Verbindungen zum kleinen Emirat gekappt und de facto auch eine Wirtschaftsblockade verhängt. Unter dem Embargo leidet vor allem die katarische Bevölkerung.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen und der Emir von Katar beim Abschreiten der Ehrengarde (Bild: APA/Helmut Fohringer)
Bundespräsident Alexander Van der Bellen und der Emir von Katar beim Abschreiten der Ehrengarde

Golfstaaten wollen wie EU werden
Durch den Konflikt ist auch die engere Zusammenarbeit des 1981 gegründeten Golfkooperationsrates (GCC) in Mitleidenschaft gezogen. Der GCC, bestehend aus Bahrain, Katar, Saudi-Arabien, Kuwait, dem Oman und den VAE, strebt eine Kooperation nach Vorbild der EU an. Seit der Krise 2017 stockt der Prozess jedoch. Katar verfügt über das höchste Pro-Kopf-Einkommen der Welt und ist nicht nur Mitglied des GCC, sondern auch der Arabischen Liga. Im Jänner trat das Emirat infolge des Streits mit Saudi-Arabien aus der in Wien ansässigen Organisation Erdölexportierender Länder (OPEC) aus.

(Bild: APA/Helmut Fohringer)

Gastgeber der nächsten Fußball-WM
Interessant ist Katar auch aus sportlicher Sicht. Das Land, knapp so groß wie Oberösterreich, ist vom 21. November bis 18. Dezember 2022 Gastgeber der nächsten Fußball-WM. Ungeachtet aller Bedenken klimatischer Natur konnte sich Katar bei der Vergabe der WM gegen die Mitbewerber Australien, Japan, Südkorea und den USA durchsetzen. Die FIFA brachte kürzlich eine Ausweitung der Gastgeberländer auf Nachbarstaaten des Emirats ins Spiel, da Katar eine geplante Aufstockung der teilnehmenden Teams alleine wohl nicht bewältigen könnte.

Van der Bellen betonte im Vorfeld des Besuches des Emirs, er hoffe, dass sich die österreichische Nationalmannschaft für die WM 2022 qualifiziere. Als Geschenk zum Abschied gab es einen Fußball mit den Autogrammen aller österreichischen Nationalspieler.

(Bild: APA/Helmut Fohringer)

20 Maybach-Limousinen vor dem Park Hyatt
Vor dem Park-Hyatt-Hotel Am Hof in der Wiener Innenstadt fuhren übrigens knapp 20 Maybach-Limousinen (Kosten pro Fahrzeug: ab 164.550 Euro) vor, um den Emir und seine Delegation zum Besuch bei Van der Bellen in die Hofburg zu chauffieren.

Weltgrößter Flüssiggas-Exporteur
Die 11.500 Quadratkilometer große Halbinsel, ein flaches Stück Sand- und Steinwüste, das 150 Kilometer in den Persisch-Arabischen Golf hineinragt, gehörte ursprünglich zu den am meisten zurückgebliebenen Flecken der Region. Erst 1952 wurde die Sklaverei abgeschafft. Katar verfügt über riesige Gasreserven und ist seit weltgrößter Flüssiggas-Exporteur. Dem Kleinstaat gehört auch „Al-Jazeera“, der größte arabische TV-Nachrichtensender.

Emir hat drei Frauen zehn Kinder
Das politische System Katars wird von der Herrscherfamilie dominiert, die mehrere Tausend Mitglieder zählt und in verschiedene Zweige zerfällt. Von den schätzungsweise bis zu 2,36 Millionen Einwohnern des Emirats besitzen nur etwa zwölf Prozent die katarische Staatsbürgerschaft. Tamim bin Hamad Al-Thani übernahm das Amt des Staatsoberhaupt 2013 von seinem Vater Scheich Hamad Bin Khalifa al-Thani. Tamim ist mit drei Frauen verheiratet und hat zehn Kinder.

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