Zweiter Fall weltweit

HIV-Patient nach Stammzellentherapie virenfrei

Wissenschaft
05.03.2019 13:01

Zum zweiten Mal weltweit ist ein britischer HIV-Patient nach einer Stammzellen-Transplantation virenfrei. Das berichten Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „Nature“. Dem an einer Art von Lymphdrüsenkrebs erkrankten Mann waren demnach Stammzellen eines Knochenmark-Spenders mit einer seltenen genetischen Veränderung transplantiert worden.

Bei dem „Londoner Patienten“ gebe es nun seit fast 19 Monaten kein Anzeichen des Aids-Virus. Sollte der Erreger auch in den kommenden Jahren nicht zurückkehren, wäre es erst der zweite Patient weltweit, der als von HIV geheilt gilt. Noch sei es für ein solches Fazit aber zu früh, schrieben die britischen Mediziner. Die Therapie kommt nur für eine sehr kleine Zahl von HIV-Infizierten infrage.

Ein HI-Virus auf einem Lymphozyten (Bild: CDC/C. Goldsmith)
Ein HI-Virus auf einem Lymphozyten

Mutation macht immun gegen HI-Virus
Dem Patient waren blutbildende Stammzellen transplantiert worden, weil er an einer Art von Lymphdrüsenkrebs litt. Das Besondere daran: Der Spender hat in seinem Erbgut eine sehr seltene Mutation, die ihn immun gegen bestimmte Formen des HI-Virus macht. Davon profitierte nun auch der Patient. 16 Monate nach der Transplantation setzte er Medikamente ab, die die Vermehrung des HI-Virus unterdrücken. Wiederum eineinhalb Jahre später war der Erreger noch immer nicht bei ihm nachweisbar.

Ähnlichkeiten zum Berliner Patienten
Die bisher einzige dokumentierte „Heilung“ eines HIV-Patienten ist der Fall des US-Bürgers Timothy Ray Brown vor rund zehn Jahren. Die Heilung setzte bei dem als „Berliner Patient“ in die wissenschaftliche Literatur eingegangenen Brown ein, nachdem ihm Spender-Knochenmark transplantiert worden war. Dieses wies eine äußerst seltene genetische Veränderung auf, die eine Infektion mit HIV verhindert - wie jetzt im Fall des „Londoner Patienten“.

Der „Berliner Patient“ Timothy Ray Brown (Bild: APA/AFP/Gerard Julien)
Der „Berliner Patient“ Timothy Ray Brown

Passende Spender nur schwer zu finden
Bei der seltenen genetischen Veränderung bleibt diese Eintrittstür in die Zelle aber verschlossen. Gerade einmal knapp 1,5 Prozent der Nordeuropäer verfügen über diese Mutation, die sie gegen die meisten HIV-Varianten immun macht. Doch es fand sich ein passender Spender und das Experiment gelang: Brown gilt nach der Stammzellspende als HIV-frei - und das bis heute.

Eine Heilung von HIV auf breiter Front ist aber durch die Methode Experten zufolge nicht zu erwarten. Bei der Knochenmarkstransplantation handle es sich um einen massiven Eingriff, der mit schweren Nebenwirkungen einhergehen kann. Die Methode komme allerdings für eine alleinige Therapie der HIV-Infektion nicht infrage, sondern nur dann, wenn zusätzlich eine Krebserkrankung vorliegt, die mittels Stammzellentransplantation heilbar ist, so Experten.

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