Nach Wochen, in denen der Buwog-Prozess wenig spektakulär dahingeplätschert ist, ist am Mittwoch Klartext geredet worden. Ein früherer Mitarbeiter im Kabinett von Finanzminister Karl-Heinz Grasser belastete seinen Ex-Chef schwer. Alles sei ein „abgekartetes Spiel“ gewesen, habe ihm ein enger Vertrauter Grassers erzählt, der nun ebenfalls angeklagt ist. Der gesamte Vergabeprozess für den Verkauf der Buwog sei beeinflusst gewesen.
Der Auftritt des Zeugen Michael Ramprecht am 81. Verhandlungstag wurde mit Spannung erwartet. Er und Karl-Heinz Grasser sind seit vielen Jahren verfeindet, es gab unzählige Prozesse. Denn Ramprecht hatte im Herbst 2009 in einem Interview mit „profil“ behauptet, die Vergabe der Buwog sei „geschoben“ gewesen. Was Grasser stets entschieden bestritten hat.
„Grasser war ein Heiliger für mich“
Begonnen hat alles im Jahr 2000. Der Kärntner Ramprecht kam damals ins Kabinett des neuen Finanzministers. Den er anfangs als Lichtgestalt seines Lebens empfand: „Er war wie ein Heiliger für mich.“ Voller Elan nahm Ramprecht seine Arbeit auf. Doch schon 2001 schied er wieder aus dem Kabinett aus und wechselte zur Bundesbeschaffungsbehörde.
Mit dem Immobilienmakler Ernst Plech hatte Ramprecht weiterhin Kontakt. Plech ging damals im Ministerium aus und ein. Laut Anklage war er am Schmiergeld für die gesteuerte Vergabe der Buwog ebenfalls beteiligt. Plech ist zwar ebenfalls angeklagt, wurde aber kurz nach dem Beginn des Prozesses wegen einer schweren Erkrankung für verhandlungsunfähig erklärt.
„Das Ganze ist ein abgekartetes Spiel“
Im Zentrum des Interesses von Richterin Marion Hohenecker steht ein Tennismatch im Frühjahr 2004. Zeuge Ramprecht: „Die Stimmung war da ziemlich angespannt. Da sagte Plech plötzlich: ,Was glaubst du denn, das Ganze ist ein abgekartetes Spiel.“ Angeblicher Zusatz Plechs: „Dahinter steht der Minister, den du so geschätzt hast.“
Die Richterin fragt nach: „Was war abgekartet?“ Zeuge Ramprecht: „Der Vergabeprozess für die Buwog. Dabei sollte die Firma gewinnen, wo am meisten herausschaut, hat Plech gesagt.“ Der Immobilienmakler habe ihm danach sogar zehn Millionen Schilling „Schweigegeld“ angeboten, weil er ob dieser Enthüllungen so empört gewesen sei - was er aber empört abgelehnt habe, so Ramprecht.
Und wie ging es weiter? Laut Ramprecht habe er seiner Familie alles erzählt. Diese habe ihn aber zunächst davon abgehalten, an die Öffentlichkeit zu gehen. Das passierte erst fünf Jahre später, als er im Herbst 2009 vom Nachrichtenmagazin „profil“ befragt wurde.
In der Zwischenzeit hat Ramprecht auch seinen Posten bei der Bundesbeschaffungsbehörde verloren. Dies wird von Grasser auch als Motiv dafür genannt, dass ihn sein Ex-Mitarbeiter seit Jahren so massiv belastet. Denn für Grasser gibt es keinen Zweifel: Alles sei korrekt abgelaufen. Und den Vorwurf, er habe 2,5 Millionen Euro Schmiergeld kassiert, bestreitet er energisch.
Peter Grotter, Kronen Zeitung
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