Wenn die Temperaturen steigen, freuen sich auch jene Menschen, die kein eigenes Dach über dem Kopf haben. 147 Plätze in den fünf Tiroler Notschlafstellen sind für die Betroffenen oft das „letzte Netz“, um im krassesten Fall dem Erfrierungstod zu entgehen. Das neue Angebot in Imst und Kufstein wird äußerst unterschiedlich angenommen. Ein Rundblick der „Krone“.
Ausspannen vom Arbeitstag, Abendessen, vielleicht noch „Fernsehschlafen“ und ab ins Bett. Für die meisten das Selbstverständlichste der Welt - aber eben nur für die meisten. Obdachlose Menschen müssen sich mit dem Fundamentalsten beschäftigen, dazu zählt ein Platz zum Schlafen.
Für jene Mitbürger installierte das Land Tirol so genannte Notschlafstellen, zwei in Innsbruck, seit zwei Jahren auch eine in Lienz. „Vergangenen Winter stellte sich die Situation so dar, dass die Kapazitäten in den drei Notschlafstellen nicht ausreichten, was dazu führte, dass Menschen abgewiesen werden mussten oder diese erst gar nicht aufsuchten“, sagt Soziallandesrätin Gabriele Fischer. Aus diesem Grund wurden Anfang dieses Winters zwei neue Notunterkünfte in Kufstein und Imst eröffnet.
Nur drei Nächtigungen in der Notstelle Imst
„Es lief zaghaft an, mittlerweile suchen durchschnittlich sechs Personen täglich unser Quartier auf“, berichtet Betreuer Bernhard Kapfinger aus dem Kufsteiner Flüchtlingsheim, in das die Notschlafstelle integriert ist, „alles läuft bestens“. Anna Gutmann von den Tiroler Sozialen Diensten ergänzend: „In Kufstein haben wir bisher 285 Nächtigungen registriert.“ Völlig anders die Situation in Imst.
„Seit der Eröffnung am 15. Dezember hat ein Mann drei Nächte in der Notschlafstelle ,Auf Arzill‘ verbracht“, zieht Betreuer Anton Dejager Zwischenbilanz. „Ich glaube, dass beispielsweise Männer nach einer polizeilichen Wegweisung Imst in Richtung Innsbruck verlassen. Außerdem ist der Bahnhof Imst sehr weit weg.“ Sozialreferentin Brigitte Flür befürchtet, dass die neue Schlafstelle noch zu wenig bekannt ist (Nummer: 0699 16340499130).
„Mit der Eröffnung in Lienz haben wir im Winter 2017/18 gute Erfahrungen gemacht“, bestätigt LR Gabriele Fischer das Engagement in Osttirol. Dort verzeichnet man bis dato 477 Nächtigungen. Rund 8000 Mal wurden die Betten in den beiden Notschlafstellen Schusterbergweg und Amraser Straße in der Landeshauptstadt belegt.
Kälte-Hotline ist noch bis Mitte April besetzt
Letztere wird vom Roten Kreuz betreut, die anderen vier sind in der Obhut der Tiroler Sozialen Dienste (TSD), für deren Engagement die Soziallandesrätin im Übrigen viel Lob übrig hat.
Seit Dezember 2018 betreibt die TSD auch die so genannte Kälte-Hotline mit der Nummer 0512-21447. Dieses Telefon ist bis Mitte April täglich und rund um die Uhr besetzt. „Auf diesem Weg können uns besorgte und aufmerksame Bürger informieren, wenn ihnen jemand auffällt, der einen warmen und sicheren Schlafplatz benötigen könnte“, ergänzt Koordinatorin Anna Gutmann.
Hubert Daum, Kronen Zeitung
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