Marcel Hirscher ist nicht irgendjemand, weder im kleinen Österreich noch in der großen Sportwelt - umso mehr Gewicht hat es, wenn er seine Finger in eine offene Wunde legt, die dieser Tage gerade im Wintersport für große „Schmerzen“ sorgt. Unser Ski-Superstar, der am Wochenende aller Voraussicht nach bei den Technik-Rennen in Kranjska Gora seinen achten Gesamtsieg im Ski-Weltcup sicherstellen wird, äußerte sich nun zum Thema Doping und zeigte sich dabei knallhart.
„Wenn ein Sportler vorsätzlich betrügt, gehört er meiner Meinung nach nicht für zwei Jahre, sondern lebenslang gesperrt!“, so ein über die jüngsten Skandale verärgerter Hirscher. Es fühle sich für ihn komisch an, wenn er vor dem Fernseher sitze und sehe, wie jemand Weltmeister werde, der vorher zwei Jahre gesperrt war - und „mit solchen Methoden so richtig systematisch und vorsätzlich Leistung steigern“ wollte. „Das ist für mich ein Wahnsinn.“ Man müsse einen Unterschied machen, ob jemand vorsätzlich vorgehe oder ob es sich um Schlamperei handle, wie bei Skiläufer Alain Baxter, der einst wegen eines Nasensprays eine Sperre ausgefasst habe.
Auch die unterschiedliche Handhabung und Gesetzgebung mit dem Thema Doping in den verschiedenen Ländern hält der Salzburger für hinterfragenswürdig. Nicht viele Länder haben ein Anti-Doping-Gesetz, nicht in allen werden Kontrollen durchgeführt. „Es wird extrem ungleich gemessen. In manchen Ländern sind Kontrollen nicht einmal erlaubt, und da sind Sportler in Sportarten richtig, richtig stark. Da ist in der Sportwelt noch ein langer Weg zu bewältigen.“
Eine Lanze brach Hirscher für Peter Schröcksnadel, den Präsidenten des Österreichischen Skiverbands, der in der aktuellen Causa stark in der Kritik steht. „Dass der Skisport heute so dasteht, wie er dasteht, da sind wir einer Person zu großem Dank verpflichtet. Also ich sicher. Es tut mir leid für ihn. Der Mann stellt für den Skiverband und 450 Athleten wahnsinnig viel auf die Füße.“ Ihn störe, dass es in der Causa eine Verallgemeinerung gebe. Es heiße „die Athleten“, „der Skiverband“. Hirscher: „Es sind in dem Fall zwei Verbrecher. Darum tut mir das für Peter persönlich leid, dass er da jetzt so gradstehen muss. Aber er hat schon extrem viel in seiner Laufbahn durchgestanden - er schafft auch das!“
Rückblende: Bei den Nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Seefeld waren die beiden österreichischen Langläufer Max Hauke und Dominik Baldauf im Zuge einer Polizei-Razzia erwischt worden. Zwei Tage später legte auch der Tiroler Radprofi Stefan Denifl nach einer vorübergehenden Festnahme ein Geständnis ab. Auch drei estnische und ein kasachischer Langläufer waren geständig. Zuletzt hatte dann auch der steirische Radprofi Georg Preidler im Skandal um den deutschen Sportmediziner Mark S. Selbstanzeige erstattet, die „Krone“ berichtete. Indes bereitet ÖSV-Langlauf- und Biathlon-Chef Markus Gandler eine Klage gegen Johannes Dürr vor.
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