Die erfolgreiche österreichische TV-Journalistin und Dokumentarfilmerin Elizabeth T. Spira ist im Alter von 76 Jahren verstorben. Spira erreichte im ORF mit ihren Sendungen „Alltagsgeschichten“ und vor allem „Liebesg’schichten und Heiratssachen“, welche über 22 Staffeln lief, ein großes Publikum. Seit den 1980er-Jahren besuchte sie dafür unermüdlich die Wohnzimmer einsamer Menschen und erlangte große Popularität.
Elizabeth Toni Spira wurde am 24. Dezember 1942 in Glasgow geboren. Ihr Vater Leopold Spira, als Jude und Kommunist gleich doppelt gefährdet, war mit seiner Familie vor den Nazis geflohen und wurde nach seiner Teilnahme am spanischen Bürgerkrieg in Frankreich und England zeitweilig als „feindlicher Ausländer“ interniert. Ihren ersten Vornamen (samt „z“) verdankt Elizabeth Toni Spira der englischen Königin, ihren zweiten dem Decknamen ihres Vaters in der Illegalität. 1946 kehrte die Familie nach Österreich zurück.
Kaum Erinnerungen an die Kindheit
An die erste Zeit der eigenen Kindheit hatte die Oral-History-Spezialistin nur wenig klare Erinnerungen. „Ich bin einmal in London im Lift stecken geblieben. Und ich bilde mir ein, dass ich mich an die Überfahrt nach Kontinentaleuropa erinnere“, sagte sie einmal im APA-Interview. Nach der Schulzeit studierte Spira in Wien Publizistik und arbeitete zunächst als Journalistin im Nachrichtenmagazin „profil“: „Nachdem ,profil‘ an den ,Kurier‘ verkauft wurde, hat eine Gruppe von Journalisten gesagt: ,Für die Zuckerrübenindustrie arbeiten wir nicht!‘ und hat gekündigt“, so Spira einst.
Nachdem Claus Gatterer im ORF gerade das Magazin „teleobjektiv“ gegründet hatte, wechselte Spira zum Fernsehen. „Es war kein Traum von mir, Bilder zu machen“, erinnert sie sich an ihre Anfänge im ORF: „Ich habe gemeinsam mit Robert Dornhelm die ersten Geschichten gemacht. Aber er war so chaotisch wie ich. Am Abend haben wir lieber gepokert als Konzepte geschrieben.“
Quotengarant für den Österreichischen Rundfunk
Nach zehn Jahren beim „teleobjektiv“ kam der „Inlandsreport“ und dort ein rasches Scheitern mit einer Geschichte über die burgenländische SPÖ. Gemeinsam mit dem Historiker Michael Mitterauer entwickelte Spira dann das „Alltagsgeschichte“-Konzept. Die Serie startete 1985, 1997 kam die TV-Partnervermittlung „Liebesg‘schichten und Heiratssachen“ dazu. Spira und ihr Kameramann Peter Kasperak wurden zu Quotengaranten und Fließbandarbeitern.
Dabei brauchte es viel Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Menschen, die vor der Kamera ihr Herz ausschütten, und beim anschließenden Schneiden des Materials. Die Verantwortung für Lacher von der falschen Seite, für jene, die ihre Sendungen als Freakshow sehen würden, wies Spira stets zurück: „Wo ich den Applaus bekomme, interessiert mich nicht“, versicherte Spira einmal im „Kulturmontag“.
ORF ändert Programm
Der ORF gab noch am Samstag bekannt, sein Programm zu ändern. Um 22.55 Uhr sowie 23.40 Uhr werden zwei Filme aus ihrer Dokumentationsreihe „Alltagsgeschichte“ gezeigt: „Das kleine Glück im Schrebergarten“ sowie „Würstelstand“. „Thema“ wird Spira in der Sendung am 22. März ein Porträt widmen. Im kommenden „kulturMontag“ (11. März) wird ein Nachruf sowie das Porträt „Elizabeth Toni Spira - Ich bin nicht wichtig“ gezeigt
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