Die Nutzer von sozialen Medien werden immer jünger - stellt das Internet eine Bedrohung oder eher eine Chance für unsere Kinder dar? Zur Frage „Wie gefährlich ist das Internet für unsere Kinder?“ hat krone.at-Moderatorin Katia Wagner am Mittwochabend mit Experten auf diesem Gebiet diskutiert. Mit dabei waren Psychotherapeut Dominik Batthyány, der Initiator der Bewegungsinitiative „motion4kids“, Philip Newald, und die beiden Bloggerinnen Sina Schmid und Julia Chavanne. Ziemlich einig waren sich die Studiogäste, dass Verbote keine Lösung sind. Vielmehr sollten klare Regeln gesetzt werden und der Internetkonsum von den Eltern und anderen Erziehungsberechtigten begleitet werden. Im Video oben sehen Sie die Highlights der Sendung, die gesamte Gesprächsrunde finden Sie hier.
Kindern die Nutzung von sozialen Netzwerken oder Geräten vollkommen zu untersagen, davon hält die Mama-Bloggerin Schmid nichts: „Ich habe gemerkt, wenn du Kindern Dinge verbietest, werden sie extrem interessant“, so Schmid. „Wenn man es ihnen erlaubt, dann ist es auch schon wieder vorbei.“ Die junge Generation sei auch nicht „geeignet“ für Verbote, besser sei es, ihnen den Umgang zu erklären. Als eines ihrer Kinder sich einen YouTube-Kanal wünschte, habe die zweifache Mutter zu verstehen gegeben: „,Das schauen nicht nur Kinder - das können dann alle sehen.‘ Dann war das lange kein Thema mehr“, so Schmid.
Eine Kampagne einer EU-Initiative stellte die Gefahren des Internet für Kinder vor einigen Jahren sehr bildhaft dar:
Mama-Bloggerin empfiehlt moderne Kinder-Sicherung für Tablets
Die freizügigen Bilder von Blogger-Kollegin Chavanne sieht sie dafür kritisch: Wenn die Studentin später Kinder habe, könnte es schließlich sein, dass diese nicht begeistert davon sind, dass sich die Mama halb nackt präsentiere. „Ist das nicht auch etwas, über das man jetzt schon nachdenken sollte?“, fragt die Agentur-Chefin. Zum Thema Kinderschutz bemerkt sie: „Grundsätzlich ist unsere Technik da schon sehr weit, wir beschäftigen uns in der Familie viel damit“, spricht die Bloggerin eine Empfehlung für Kindersicherungs-Software beispielsweise für Tablets aus.
Newald: „Es braucht die Balance mit Bewegung, mit Interaktion“
Auch für Newald ist ein komplettes Internetverbot, um Kinder zu mehr Bewegung zu animieren, nicht sinnvoll. „Es braucht die Balance mit Bewegung, mit Spiel, mit Interaktion mit Teamgeist, mit Schwitzen mit Baumkraxeln“, erklärt er. Kinder sollten auch andere Themen des Lebens spüren „und sehen, dass es nicht immer perfekte Situationen gibt“, so der Bewegungsexperte in Hinblick auf perfekte Inszenierungen im Internet. „Social Media darf keinen zu hohen Stellenwert haben“, fasst er zusammen - man dürfe nicht in dieser Welt versinken.
„Das Match gegen das Handy werden wir nicht hoch gewinnen“, zeigt sich Newald realistisch. Doch das Internet sei nicht als Gegner zu sehen, sondern man müsse Kinder von dort aus zu Bewegung motivieren. Als Beispiel nennt er innovative Konzepte wie „Räuber und Gendarm“ über Geocaching.
Suchtexperte: Medien nicht als „Shut-up-Gadgets“ verwenden
„Es ist wichtig, dass wir den Kindern einen geschützten Rahmen geben, in dem sie sich aufhalten können“, plädiert Batthyány für klare Regeln bei der Internetnutzung. Oft sei die Bequemlichkeit der Eltern schuld, dass der Nachwuchs viel Zeit im Internet verbringt: „Manche Eltern verwenden Medien, um Kinder stillzuhalten“, weiß der Suchtexperte. „Es ist unglaublich, wie das wirkt: Plötzlich sind die lebendigsten, wildesten, lautesten Kinder ganz ruhig und brav und machen nichts“, erklärt Batthyány den Begriff „Shut-up-Gadgets“.
Zum Körperbild weiß der Psychotherapeut: „Es gibt Studien, wo man festgestellt hat, dass sich viele Menschen nach dem Konsum von Facebook schlechter fühlen als vorher“, so Batthyány. Das liege daran, dass man sich selbst ständig mit anderen vergleiche. Grundsätzlich müssten Eltern schon schauen, auf welchen Seiten und Plattformen sich Kinder herumtreiben: „Auch jüngeren Kindern steht die ganze Welt des Internet offen, und wir wissen nicht, wo sie hingehen“, so Batthyány. Dass ein Kind, das brutale Videospiele spielt, deswegen gewalttätig wird, glaubt der Mediziner nicht: „Die Frage ist: Warum sucht jemand solche Spiele? Da liegt die Ursache eher in der Persönlichkeitsstruktur.“
Chavanne: „Zeigen, dass nicht immer alles perfekt ist“
Die Fitnessbloggerin Chavanne findet es ab dem Alter von 16 bis 17 Jahren in Ordnung, auf Social Media aktiv zu bloggen und eventuell auch freizügigere Bilder zu posten. Bei Make-up-Bloggerinnen sei die Zielgruppe teils sehr jung, in Gegensatz zu ihrer eigenen: „Fitness wird eher erst interessant, wenn man älter ist“, erklärt die Studentin. Das Wichtigste an ihrem Job: „Man muss authentisch sein.“ Sie zeige sich daher auch ungeschminkt und verschwitzt im Web: „Mir ist wichtig, zu zeigen, dass nicht immer alles perfekt ist.“ Ihre Erfahrung zeige jedoch, dass diese Bilder nicht so gut in sozialen Medien ankämen.
Generell sehe sie, dass sich Kinder heutzutage viel früher mit „Erwachsenen-Themen“ beschäftigen als früher, wie zum Beispiel Make-up. Bei einem Besuch in einer Schule habe sie gesehen, dass dort 13-Jährige schon komplett geschminkt auftreten. „Da dachte ich, wie sich das verändert hat, das habe ich erst mit 15 gemacht“, so Chavanne.
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