„CityAirbus“

Über Bayern fliegen bald erste Passagier-Drohnen

Elektronik
11.03.2019 14:03

Als Hollywood Anfang der 1980er-Jahre mit dem Film „Blade Runner“ einen Blick ins damals noch ferne Jahr 2019 warf, durften fliegende Autos nicht fehlen. Zum Alltag gehören diese zwar heute noch nicht, doch um Ingolstadt in Bayern wird die Vision aus dem Science-Fiction-Klassiker in den kommenden Monaten wenigstens ein bisschen zur Realität. Denn Airbus will dort demnächst Lufttaxis testen.

Der europäische Flugzeugbauer sieht wie Erzkonkurrent Boeing in den kleinen Fluggeräten einen Zukunftsmarkt. Auch der oberösterreichische Zulieferer FACC setzt auf solche pilotenlose Passagierdrohnen. Insbesondere in Millionenstädten sollen in einigen Jahren Lufttaxis eine Alternative zu fahrenden Taxis, Bussen und U-Bahnen sein. „Sowohl der Bau als auch das Betreiben ist interessant“, sagt Airbus-Sprecher Gregor von Kursell.

„Jetzt muss er nur noch fliegen“
Vor mehreren hundert Interessierten stellt der Airbus-Konzern am Montag auf dem Ingolstädter Rathausplatz den CityAirbus erstmals im Original vor. „Schaut ziemlich cool aus, jetzt muss er nur noch fliegen“, sagt der deutsche Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) über das von Airbus als „Demonstrator“ bezeichnete Fluggerät. Scheuer betont, bei der neuen Technologie solle nicht nur über Verbote, sondern insbesondere über die Chancen diskutiert werden.

(Bild: AFP)

Ingolstadt ist eine der Modellregionen der EU-Initiative „Urban Air Mobility“, mit der der Einsatz von Passagierdrohnen im städtischen Umfeld vorbereitet werden soll. Zunächst wird der viersitzige, elektrisch betriebene Mini-Airbus mit vier Doppel-Rotoren aber nur auf einem Testgelände im benachbarten Manching abheben, wo Mitte des Jahres die Praxistests beginnen sollen. Flüge über bebautem Gebiet seien vorläufig noch nicht möglich, weil es noch keine Zulassung dafür gebe, erklärt von Kursell.

Das neue Lufttaxi wurde in den vergangenen beiden Jahren im Airbus-Helikopterwerk im deutschen Donauwörth gebaut. Boeing hatte bereits im Jänner in den USA einen ersten Testflug mit dem Prototyp eines autonomen Elektro-Lufttaxis unternommen. Der Luftfahrtriese räumte jedoch ein, dass die größte Herausforderung mit der Übergangsphase zur Anwendung verschiedener Flugarten noch bevorstehe.

Auch Autobranche mischt mit
Doch nicht nur die Luftfahrtindustrie sieht in den Flugtaxis Chancen für die Zukunft, auch die Autobranche mischt mit. „Das ist auf jeden Fall ein Thema, das man sich vorstellen kann“, sagt Sandra Courant, Pressesprecherin des Verbandes der Automobilindustrie.

Daimler hat sich beispielsweise an dem Start-up Volocopter beteiligt, das sich ebenso wie Airbus einen regelmäßigen Flug-Nahverkehr von Stadtzentren zu außerhalb gelegenen Flughäfen vorstellen kann. Der Frankfurter Airport prüft derzeit mit Volocopter (Bild unten) ein entsprechendes Projekt. „Wir wollen Drohnen und Flugtaxis aus dem Labor in die Luft bringen“, sagte Scheuer Ende Februar zum Start eines 15 Millionen Euro umfassenden Förderprogramms seines Ministeriums.

(Bild: Volocopter)

Konkurrenz zu Öffis
Die neuen Fluggeräte sind dabei eher als Konkurrent zum Personenverkehr per Auto oder dem öffentlichen Nahverkehr zu sehen als zum klassischen Luftverkehr. So hat der CityAirbus eine Reichweite von etwa 50 Kilometern und eine dem Auto vergleichbare Spitzengeschwindigkeit von 120 Stundenkilometern. „Solche Luftfahrzeuge werden wahrscheinlich nicht von Stadt zu Stadt fliegen“, sagt von Kursell.

Auch der Begriff Lufttaxi sei „ein irreführender Begriff“, da es kein Taxi sei. Der CityAirbus werde voraussichtlich nur auf festen Routen von einem definierten Punkt zum anderen unterwegs sein. „Man kann da nicht individuell fliegen“, erklärt der Airbus-Sprecher.

(Bild: ehang.com)

Noch ein langer Weg
Auf jeden Fall wird es einige Zeit dauern, bis die drohnenähnlichen Fluggeräte ohne Piloten in den regulären Betrieb gehen. Frühestens Mitte des kommenden Jahrzehnts wird es nach Einschätzung von Airbus europäische Vorschriften für den Gebrauch geben. „Erst dann können Lufttaxis kommerziell eingesetzt werden“, sagt von Kursell.

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