Lust auf Linz bekommt der Besucher, wenn er im „Sinnesrausch“ über die Dächer der Stadt spaziert, einen neuen Donaustrand goutiert oder mit einer der steilsten Schmalspurbahnen der Welt den noblen Pöstlingberg erklimmt.
Linz ist längst aus dem Dornröschenschlaf erwacht. Kultur-Veranstaltungen und internationale Kunst-Events haben die Stadt an der Donau, die geografisch gesehen genau zwischen Wien und Salzburg liegt, jung gemacht. Und natürlich auch die Tausenden Studenten – viele von ihnen aus dem asiatischen Raum – beleben das Stadtbild. Ein Stadtbild, dem wir uns einmal historisch nähern wollen. Um 400 vor Christus entstanden entlang der Donau erste keltische Siedlungen. Lentos war geboren – ein Name, der so viel wie Biegung oder Krümmung bedeutet. Im Frühmittelalter wurde Linz zum ersten Mal urkundlich erwähnt – 1230 wurde der neue Hauptplatz geschaffen.
Charme vergangener Tage
Österreichs größte Industriemetropole hat hat sich vor allem in der Altstadt und im Umland unerwartet viel Charme vergangener Tage erhalten. Prinzipiell steht die Stadt an der Donau auf dem Boden eines alten römischen Kastells. Kaiser Friedrich III., dessen Herz hier ruht, diente Linz als prunkvolle Residenzstadt. Das alles erfahren wir, während wir am Alten Dom vorbeispazieren. Dieser gilt als eindrucksvollster Barockbau der Stadt. Anton Bruckner wirkte hier 10 Jahre als Domorganist.
Aber auch der Neue Dom hat Geschichte: Die neogotische Basilika Mariä Empfängnis sollte ursprünglich höher als der Stephansdom werden. Was den Wienern gar nicht passte. Nach Protesten nahm man sich um drei Meter Höhe zurück. Doch Halt! Ein kurzer kulinarischer Stopp muss sein. Unser Grüppchen kehrt ein bei paul’s küche.bar.greißlerei. Frisches Brot auf heißem Stein serviert, zarte Steaks, scharfe Gewürze – und schräge Kellner. Hinter dicken Mauern, die das Denkmalamt schützt. Hier erfahren wir auch vom Höhenrausch, der alleine im vergangenen Jahr über 110.000 Besucher anlockte, die über die Dachlandschaft von Linz spazierten.
Heuer lautet das Motto ab Mai Sinnesrausch – auf den Spuren von Alice im Wunderland – und es wird wieder hoch hinaus gehen. Weiter führt unser Weg Richtung Hauptplatz. Der über 200 Meter lange Bereich mit seinen Barock-und Rokokofassaden zählt zu den schönsten Ensembles Mitteleuropas. Mitten drin die reich verzierte Dreifaltigkeitssäule. Das alte Rathaus mit dem achteckigen Turm mit dem schönen Arkadeninnenhof. Hinter dem Rathaus ragt der Barockturm der mehrmals umgestalteten ursprünglich romanisch-gotischen Stadtpfarrkirche auf.
„Vielleicht hat die goldgrüne Kuppel ja Johannes Kepler inspiriert, um in den Himmel zu blicken, meint unsere Gastgeberin. Jedenfalls liegt das Wohnhaus des weltberühmten Wissenschafters direkt gegenüber. Aber auch andere Persönlichkeiten haben in Linz Spuren hinterlassen. So hat etwa Mozart seine Linzer Sonate und Symphonie hier komponiert. Anton Bruckner wiederum bespielte nach seinem Pensum als Stadtpfarrorganist auch regelmäßig die wertvolle Orgel des Doms. Die Kirche wurde im 17. Jahrhundert von den Jesuiten errichtet und erst unter Joseph II. zur Bischofskirche erhoben.
Steiler geht’s nur in Lissabon
Weiter geht’s um ein anderes altes Wahrzeichen von der oberösterreichischen Landeshauptstadt zu treffen. Die Pöstlingbergbahn. 1897 errichtet in der Meterspur, wurde sie 2009 auf 900 Millimeter umgespurt und so mit dem Linzer Straßenbahnnetz verbunden. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h beginnen wir in den historisch anmutenden Garnituren unsere Reise. An Luxusvillen (bis zu 6000 Euro pro Quadratmeter Grundpreis!) trägt uns die vermutlich immer noch steilste Adhäsionsbahn der Welt vorbei an Stationen wie Bruckneruniversität, Tiergarten oder Hoher Damm. 4,14 Kilometer gilt es zu überwinden – in 20 Minuten. Maximale Neigung 116 Prozent. Steiler geht’s nur in Lissabon. Das sei an dieser Stelle allen Bahnfreaks verraten. Und rund 500.000 Passagiere sind es, die jährlich die Berg-Bahn in Linz benützen.
In 539 Meter Höhe sind wir angekommen. Ein kurzer Spaziergang, ein spektakulärer Ausblick auf Linz und die Donau. Frühlingssonne wärmt. Untermalt von den Glockenklängen der barocken Wallfahrtskirche Sieben Schmerzen Marias. Einkehrschwung in der TraditIons-Konditorei Jindrak. Gilt es doch das heimliche Wahrzeichen von Oberösterreichs Landeshaupstadt zu verkosten. Die Linzer Torte, die als süße Botschafterin schlechthin gilt.
Bereits 1653 erstmals schriftlich erwähnt, kommt sie immer noch vergittert daher und ist üppig mit pikanter Ribiselmarmelade gefüllt. Während wir das süße Stück genüsslich vernaschen, kommt der Geheimtipp von unserer einheimischen Gastgeberin: „Man muss das Tortenstück immer von hinten zu essen beginnen. Da ist noch die wenigste Marmelade drin. Nach vorne zu wird’s dann stets saftiger!“
Ingrid Altermann, Kronen Zeitung
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