Nach Äthiopien-Absturz

Boeing zieht Reißleine bei 737 MAX: Liefer-Stopp!

Ausland
15.03.2019 06:50

Nach einer mehrtägigen Schrecksekunde nach dem Absturz einer Ethiopian-Airlines-Maschine zieht der US-Flugzeugriese Boeing die Reißleine: Vorerst werden keine Maschinen vom Typ 737 MAX mehr ausgeliefert, wie das Unternehmen in der Nacht auf Freitag mitteilte. „Wir setzen die Lieferung der 737 MAX aus, bis wir eine Lösung finden“, sagte ein Konzernsprecher. Die Produktion des Maschinentyps werde fortgesetzt, „aber wir bewerten unsere Kapazitäten neu“.

Eine Boeing 737 MAX 8 war am Sonntag in Äthiopien abgestürzt, alle 157 Menschen an Bord kamen dabei ums Leben. Die Absturzursache ist noch unklar, Experten vermuten ein technisches Problem bei der Maschine. Erst im Oktober war in Indonesien eine Maschine des gleichen Typs der Gesellschaft Lion Air wenige Minuten nach dem Start abgestürzt. Satellitendaten zeigen, dass es Ähnlichkeiten beim Flugverlauf der beiden Unglücksmaschinen gab.

Die Absturzstelle nahe der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba (Bild: APA/AFP/MICHAEL TEWELDE)
Die Absturzstelle nahe der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba

Flugverbot in USA und ganz Europa
Nach dem Unglück in Äthiopien verhängten zahlreiche Länder Flugverbote für den Flugzeugtyp, auch Österreich (siehe Video unten). Seit Mittwoch müssen Flugzeuge der Typen 737 MAX 8 und 9 auch in den USA am Boden bleiben.

Video: Verkehrsminister Norbert Hofer über das Boeing-Flugverbot

Die Boeing 737 MAX ist erst seit Mai 2017 in Betrieb. Wegen des geringen Spritverbrauchs war das Flugzeug bisher sehr begehrt.

Alle betroffenen Maschinen am Boden
Boeing selbst hatte am Mittwoch ein weltweites Startverbot für alle 371 bisher ausgelieferten Maschinen des Verkaufsschlagers empfohlen. Mittlerweile sind weltweit alle Maschinen des Modells am Boden, wie aus den Daten der Internetseite FlightRadar24 hervorgeht (siehe unten). Das letzte in der Luft befindliche Flugzeug dieses Typs landete am Mittwochabend sicher im kanadischen Halifax.

Schwerer Imageschaden, Aktienkurs im Keller
Für Boeing ist der Absturz ein schwerer Imageschaden, der den Konzern teuer zu stehen kommen könnte. 78 Prozent der Bestellungen in den Auftragsbüchern betreffen die MAX-Familie, rund hundert Airlines haben bereits mehr als 5000 Maschinen bestellt. Der Boeing-Aktienkurs fiel in den Tagen nach dem Absturz in Äthiopien bereits um zwölf Prozent.

Die Flugschreiber der Unglücksmaschine wurden unterdessen am Donnerstag zur Auswertung nach Frankreich gebracht. Die französische Luftsicherheitsbehörde BEA bestätigte den Erhalt der bei dem Absturz beschädigten Blackboxes, die Auswertung der Daten soll demnach am Freitag beginnen.

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