Der Mobilfunkriese Huawei steht seit Monaten unter Beschuss aus den USA und ist zu einem zentralen Zankapfel im US-chinesischen Handelskrieg geworden. Die Trump-Regierung spricht von zu großer Nähe zur chinesischen Regierung, US-Geheimdienste fürchten Spionage. Sanktionen gegen den chinesischen Netzwerkriesen sind da nicht auszuschließen. Doch Huawei ist vorbereitet.
Der Mobilfunkriese ist mit seiner Prozessortochter HiSilicon nicht nur an der Hardware-Front auf US-Sanktionen vorbereitet, sondern hat sich laut dem Technologiemagazin „The Verge“ sogar ein komplettes Mobilbetriebssystem programmiert. Huawei-Manager Richard Yu: „Wir haben unser eigenes Betriebssystem vorbereitet. Wenn wir die anderen Systeme nicht mehr nutzen können sollten, sind wir bereit und haben einen Plan B.“
An Android-Alternative wird seit 2012 programmiert
Tatsächlich sind die Arbeiten an der Android-Alternative schon weit fortgeschritten. Huawei habe schon 2012 mit der Programmierung seines Mobilbetriebssystems begonnen, als die US-Regierung erste Untersuchungen gegen Huawei und den anderen großen chinesischen Netzwerkausrüster ZTE einleitete. Das Misstrauen hat seither nicht abgenommen, die Android-Alternative soll mittlerweile fix und fertig sein.
Er „würde zwar bevorzugen, mit den Ökosystemen von Google und Microsoft zu arbeiten“, erklärte Yu. Sollte sich das aufgeheizte Klima zwischen China und den USA weiter verschärfen, wollte man aber schlicht vorbereitet sein.
ZTE monatelang von Chipnachschub abgeschnitten
Was US-Sanktionen für einen Smartphone-Hersteller bedeuten, erfuhr erst kürzlich der Huawei-Rivale ZTE am eigenen Leib. Das chinesische Unternehmen wurde 2018 mit Sanktionen belegt und verlor temporär seinen Zugang zum Android-Betriebssystem und Prozessoren des US-Herstellers Qualcomm. Prozessoren baut Huawei zwar selbst, eine gewisse Abhängigkeit von Android war aber immer noch gegeben.
Gänzlich von US-Zulieferern unabhängig ist aber auch Huawei nicht. Smartphone-Chips und nun Smartphone-Software hat man zwar selbst im Sortiment, bei Notebooks bleibt Huawei aber beispielsweise bis auf weiteres vom US-Chipriesen Intel abhängig. Und hier gibt es kaum eine Alternative: Intel-Chips gelten im Laptop-Segment als technologisch führend und selbst ein Wechsel auf den Rivalen AMD würde im Fall von US-Sanktionen nichts nutzen, weil auch AMD ein US-amerikanisches Unternehmen ist.
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