Absolut keine Reue
Massenmörder zeigt vor Gericht Neonazi-Zeichen
Brenton Tarrant, jener Rechtsextremist und gebürtige Australier, der am Samstag offiziell beschuldigt wurde, das Massaker von Christchurch mit 49 Toten und Dutzenden Verletzten durchgeführt zu haben, hat auch bei seinem ersten Erscheinen vor Gericht keine Reue gezeigt. Mehr noch: Der mutmaßliche Massenmörder bildete mit seinen gefesselten Händen ein Neonazi-Zeichen, als er dem Haftrichter vorgeführt wurde. Der 28-Jährige hatte die Blutbäder in zwei Moscheen in der neuseeländischen Stadt lange geplant - und wollte noch weiter morden.
Auf Bildern des kurzen Gerichtstermins zeigte Brenton Harrison Tarrant, der von zwei Polizisten flankiert war, mit seiner rechten Hand ein „Okay“-Symbol, das sich weiße Suprematisten, die Verfechter einer „Vorherrschaft der weißen Rasse“, angeeignet haben und das auch von rechtsextremistischen Internettrollen verwendet wird.
Offiziell wurde Tarrant bei dem Gerichtstermin des Mordes beschuldigt. Weitere Anschuldigungen würden aber folgen, heißt es von der neuseeländischen Polizei. Das Bezirksgericht von Christchurch habe die Entscheidung bei einer Anhörung unter großen Sicherheitsvorkehrungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit gefällt. Der 28-Jährige stellte keinen Antrag auf Freilassung gegen Kaution und bleibt weiter in Gewahrsam. Am 5. April soll er wieder vor Gericht erscheinen.
Vierter Festgenommener war bewaffnet - wollte aber nur helfen
Außerdem bleiben die zwei weiteren Verdächtigen in Haft, die am Freitag kurz nach dem Massaker festgenommen wurden. Es wird noch überprüft, ob eine oder beide Personen in die Anschäge verwickelt waren. Ein dritter Festgenommener wurde freigelassen. Dabei handelte es sich nach Angaben der Behörden um eine bewaffnete Person, die nach dem Anschlag lediglich hatte helfen wollen.
Wie die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern sagte, war der geplante Feldzug Tarrants noch nicht beendet, als er verhaftet wurde. Der 28-Jährige habe zwei weitere Schusswaffen im Auto gehabt und „absolut die Absicht“ gehabt, seine Angriffe fortzusetzen, so Ardern.
36 Minuten nach dem ersten Alarm wurde Tarrant verhaftet
Doch die Polizei war schnell gewesen und hatte ihn 36 Minuten nach dem ersten Alarm gestellt, indem sie den Wagen des 28-Jährigen gerammt hatte. Der zuständige Polizeichef hatte bereits am Freitag den mutigen Einsatz der Polizisten von Christchurch gelobt. An zwei Fahrzeugen wurden zudem Sprengsätze gefunden und von der Armee entschärft.
Video: Als die Polizei Tarrant festnimmt, dreht sich noch der Reifen
Australiens Premier: Tarrant „rechtsextremistisch und gewalttätig“
Ardern bestätigte, dass Tarrant bisher nicht im Visier der neuseeländischen Sicherheitsbehörden gewesen sei, obwohl er sich im Internet extremistisch geäußert hatte. Es werde geprüft, ob der Mann den Behörden früher hätte auffallen müssen, sagte die Regierungschefin. Der australische Regierungschef Scott Morrison hatte den Angreifer am Freitag als einen „extremistischen, rechtsgerichteten, gewalttätigen Terroristen“ bezeichnet.
Vierjähriges Kind unter den Verletzten, Kinder auch unter den Toten
Nach dem verheerenden Anschlag wurden am Samstag noch 42 Verletzte im Krankenhaus behandelt, darunter ein vierjähriges Kind. Die Todesopfer, unter denen sich ebenfalls kleine Kinder befinden, und Verletzten stammten aus zahlreichen Ländern, darunter die Türkei, Bangladesch, Indonesien, Malaysia und Saudi-Arabien. Die Trauer und das Entsetzen sind weiterhin groß: In der Umgebung der beiden Tatorte legten viele Menschen Blumen nieder und zündeten Kerzen an. Selbst Mitglieder rivalisierender Gangs fielen sich in der Gemeinsamkeit des Schmerzes in die Arme.
Premierministerin: Verschärfung der Waffengesetze kommt
Premierministerin Ardern kündigte als Konsequenz aus dem Anschlag eine Verschärfung der Waffengesetze an. Tarrant hatte laut Ardern im November 2017 einen Waffenschein der Kategorie A erhalten und im folgenden Monat mit dem Kauf der fünf Waffen begonnen, die er bei dem Attentat benutzte.
In Neuseeland kann jeder Bürger über 16 Jahren einen Waffenschein erhalten, wenn er zuvor einen Sicherheitskurs durchlaufen hat. Mit dem Schein können dann rechtmäßig Waffen erworben werden. Damit ist das Waffenrecht in Neuseeland deutlich laxer als in Australien.
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