Verbindung zu IS?
Utrecht-Anschlag: Fahndung nach 37-jährigem Türken
Die niederländische Polizei fahndet nach dem bewaffneten Angriff in einer Straßenbahngarnitur in Utrecht nach einem 37-jährigen Verdächtigen. Die Anti-Terror-Einheit postete ein Bild des Verdächtigen auf Twitter. Es handle sich um den in der Türkei geborenen Gökmen Tanis, gegen den offenbar bereits wegen Verbindungen zum Islamischen Staat ermittelt wurde. Er soll wahllos auf Passagiere und Passanten geschossen und dabei mindestens drei Menschen getötet haben.
Außerdem wurde das gesuchte rote Fluchtfahrzeug entdeckt. Der Wagen sei verlassen gefunden worden, wie der niederländische Rundfunk NOS berichtete. Darüber hinaus werde an der abgesperrten Straße Beweismaterial aus einer Wohnung gesichert. Bei einem weiteren Polizeieinsatz in einem anderen Wohngebäude auf der anderen Seite des Tatorts wurden angeblich zwei Menschen festgenommen.
Laut BBC Türkei sei Gökmen Tanis vor einigen Jahren wegen mutmaßlicher Verbindungen zur Terrormiliz Islamischer Staat vorübergehend festgenommen worden. Demnach habe er sowohl in der Türkei als auch in Tschetschenien gelebt und behauptet, für den IS gekämpft zu haben. Wer ihn sehe, solle sich ihm nicht nähern sondern die Polizei anrufen, hieß es seitens der Utrechter Polizei.
Stadt rät Bevölkerung, Häuser nicht zu verlassen
Der Angriff ereignete sich am Montagvormittag. Die zuständige Behörde rief zu Mittag die höchste Terrorwarnstufe aus. Die Stadtverwaltung rief die Menschen in Utrecht dazu auf, ihre Häuser nicht zu verlassen - weitere Zwischenfälle seien nicht ausgeschlossen.
In sozialen Medien war sogar von mehreren Schützen die Rede. Diese Befürchtungen wurden auch durch die Information verstärkt, wonach an mehreren Stellen der Stadt Schüsse gefallen sein sollen. Premierminister Mark Rutte sprach von einer „beunruhigenden“ Situation.
„Möglicherweise gezielt auf Frau abgesehen“
Wie ein Augenzeuge berichtete, könnte es der mutmaßliche Täter auch gezielt auf eine Frau abgesehen haben. Der Zeuge habe sich im vordersten Teil der Straßenbahn aufgehalten, als die Schüsse im hinteren Teil fielen. Nach dem Stoppen der Bahn habe er zunächst eine auf dem Boden liegende Frau bemerkt, der andere Reisende hätten helfen wollen, erklärte er im NOS Radio. Zunächst habe er an einen Unfall gedacht. „Ich hatte noch immer diesen Eindruck, als ich sah, dass sie weggeschleppt wurde.“ Aber plötzlich sah er jemanden mit gezückter Pistole gezielt auf die Gruppe zulaufen. „Es sah so aus, als ob er diejenige noch einmal angreifen wollte oder vielleicht die Menschen, die ihr halfen.“
Die Polizei schließe neben einem terroristischen Motiv auch ein Familiendrama nicht aus. „Es könnte auch sein, dass es eine Beziehungstat ist“, sagte Polizeisprecher Bernard Jens dem niederländischen NOS Rundfunk.
Köngispaar bestürzt
König Willem-Alexander und Königin Maxima haben sich nach dem Anschlag bestürzt gezeigt. In einer Erklärung des Hofes hieß es am Montag: „Unser tiefes Mitgefühl gilt den Opfern und ihren Familien.“ Das Königspaar rief die Niederländer auf, für eine freie Gesellschaft zusammenzustehen. In Gedanken seien sie bei den Bürgern von Utrecht.
Niederlande bisher vom Terror weitgehend verschont
Anders als viele Nachbarländer waren die Niederlande in den vergangenen Jahren von Terroranschlägen verschont geblieben. In den vergangenen Monaten gab es allerdings eine Reihe bedrohlicher Vorfälle.
So vereitelte die niederländische Polizei im September nach eigenen Angaben einen großen Anschlag. In den Städten Arnheim und Weert wurden sieben Verdächtige festgenommen, die einen islamistischen Anschlag auf eine Großveranstaltung geplant haben sollen. In den Wohnungen der Verdächtigen fanden die Ermittler große Mengen an Materialien zur Herstellung von Bomben, darunter hundert Kilogramm Dünger.
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