Vor Neuseeland-Terror
Massenmörder reiste durch Österreich
Der rechtsextreme Attentäter von Christchurch soll vor einigen Monaten auch zweimal Österreich besucht haben. Auf dem mittlerweile gelöschten Facebook-Profil von Brenton Tarrant fanden sich laut einem Bericht des deutschen Online-Portals „t-online“ Bilder von Wien, Kärnten, Salzburg und Innsbruck. Quellen aus dem Innenministerium erklärten gegenüber krone.at: Es sei so gut wie sicher, dass sich der Australier tatsächlich in Österreich aufgehalten habe.
Das deutsche Portal recherchierte in Online-Archiven. Der Facebook-Account, von dem Tarrant auch die Live-Übertragung seines Terroranschlags auf zwei Moscheen in Christchurch in Neuseeland gestartet hatte, ist mittlerweile gelöscht, genauso wie sein Instagram-Profil, es gibt allerdings noch einige Screenshots.
Fotos von Wien, Kärnten, Oberösterreich und Tirol
Die Fotos würden nach Angaben von „t-online“ darauf hindeuten, dass er im Herbst 2018 auch zweimal in Österreich war. In Wien könnte er demnach die Nationalbibliothek und das Heeresgeschichtliche Museum besucht haben.
Auf Facebook habe der 28-Jährige außerdem Fotos von Friesach in Kärnten und dem Wappensaal des Landeshauses in Klagenfurt gepostet, dem Christkindlmarkt in Salzburg, aus Steyr und Innsbruck. Auch die Krimmler Wasserfälle, die höchsten Wasserfälle Österreichs, im Nationalpark Hohe Tauern könnte Tarrant besucht haben.
Offenbar machte der Rechtsextremist auch einen Abstecher nach Deutschland: Einige Fotos zeigen das Schloss Neuschwanstein in Bayern.
Bei Europa-Reise „den Spuren der Kreuzritter“ gefolgt
Bereits mehrere Länder hatten bestätigt, Ziel von Tarrants Reisen gewesen zu sein - darunter Israel, die Türkei und Bulgarien. Laut „t-online“ sei er auf seiner Reise durch Europa wohl „den Spuren der Kreuzritter“ gefolgt und habe Schauplätze mittelalterlicher Kriegsherren bereist. Im Herbst 2018 war er demnach Bulgarien, Rumänien und Ungarn.
Historische Schlachtstätten auf dem Balkan besucht
Bereits in der zweiten Jahreshälfte 2016 hatte Tarrant Serbien, Montenegro, Bosnien-Herzegowina und Kroatien bereist. Er besuchte laut Medienberichten historische Schlachtstätten, an denen Gefechte gegen Muslime stattgefunden hatten.
Name von Ernst Rüdiger von Starhemberg auf Waffe
Seine Waffen und Magazine hatte der Australier, der sich selbst als rassistisch, islamophob und ausländerfeindlich bezeichnet, bei seinem „Feldzug“ in Neuseeland mit Namen und Schriftzügen versehen. Darunter fand sich auch der Name von Ernst Rüdiger von Starhemberg - dieser leitete die Verteidigung der Stadt Wien während der Zweiten Türkenbelagerung im Jahr 1683.
Terrormiliz IS droht mit Vergeltung für das Blutbad
Unterdessen drohte die Terrormiliz Islamischer Staat mit Vergeltung für das Blutbad in Neuseeland. Die „Anführer der Ungläubigen“ hätten über die Opfer des „Massakers“ nur Krokodilstränen vergossen, sagte IS-Sprecher Abu al-Hassan al-Muhadschir in einer am Montag verbreiten Botschaft, die über die üblichen Kanäle des IS in den sozialen Medien verbreitet wurde.
50 Tote, neun Verletzte weiter in kritischem Zustand
Vier Tage nach dem Drama in Christchurch mit insgesamt 50 Toten - alles Muslime - werden noch 30 Verletzte in Krankenhäusern behandelt. Nach Angaben der Ärzte sind neun von ihnen in kritischem Zustand. Inzwischen wurden die Leichname mehrerer Todesopfer an die Familien übergeben. Die muslimische Gemeinde von Christchurch plant eine gemeinsame Trauerfeier am Mittwoch, wenn auch zahlreiche der Opfer begraben werden sollen. Im Islam ist es eigentlich üblich, dass Tote binnen 24 Stunden beigesetzt werden.
Ardern: „Sie werden von mir niemals seinen Namen hören“
Das neuseeländische Parlament hat am Dienstag mit einem islamischen Gebet der Todesopfer gedacht. Premierministerin Jacinda Ardern begann ihre Rede vor den Abgeordneten mit dem arabischen Gruß „Salam aleikum“ (Friede sei mit Euch). Ardern verzichtete in ihrer Ansprache darauf, den mutmaßlichen Attentäter beim Namen zu nennen. „Er wollte viele Dinge mit seinem Akt des Terrors erreichen. Eines davon war, berühmt zu werden. Deshalb werden Sie von mir niemals seinen Namen hören“, sagte sie.
Video: Neuseelands Parlament gedenkt der Opfer
Brenton Tarrant droht wegen vielfachen Mordes lebenslange Haft. Einen Termin für den Beginn des Prozesses gibt es noch nicht. Nach bisherigen Ermittlungen der Polizei hatte er keine Komplizen.
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