Terrorgefahr bleibt
Allianz: „Kalifat des IS vollständig eliminiert“
Die letzte Bastion der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat im syrischen Baghouz ist gefallen. Das vom IS ausgerufene „Kalifat“ sei „vollständig eliminiert“, erklärte der Sprecher der von den USA unterstützten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) am Samstag und verkündete eine „hundertprozentige territoriale Niederlage“ des IS. Die Offensive zur Befreiung von Baghouz hatte am 9. Februar begonnen, die Kämpfer leisteten erbitterten Widerstand. Eine Gefahr bleibt die Terrormiliz aber weiterhin, denn in Syrien und dem Irak gibt es zahlreiche Schläferzellen, die immer wieder Anschläge verüben. Zudem warnte das Pentagon vor wenigen Wochen, dass der IS binnen sechs bis zwölf Monate wieder auferstehen könne.
Der Ort Baghouz sei befreit und der militärische Sieg erzielt worden, teilte der Sprecher der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), Mustafa Bali, am Samstag über Twitter mit.
Die USA hatten bereits am Freitag die Vertreibung des IS aus Baghouz verkündet, obwohl die Kämpfe zu dem Zeitpunkt laut SDF noch andauerten. Die letzte IS-Bastion war am Freitagmorgen nach zweitägiger Pause wieder unter Beschuss genommen worden. Nun weht die Fahne der Syrischen Demokratischen Kräfte in der Stadt.
Mehr als 60.000 Menschen flohen, 5000 Kämpfer ergaben sich
Die vollständige Einnahme von Baghouz soll faktisch das Ende der IS-Herrschaft in der Region besiegeln. Mehr als 60.000 Menschen, darunter Angehörige der IS-Kämpfer, sind nach Angaben der SDF-Rebellen in den vergangenen zwei Monaten aus dem umkämpften Gebiet an der irakischen Grenze geflohen. Etwa 5000 IS-Kämpfer hätten sich ergeben. Sie wurden in Gefangenenlager gebracht und verhört. Die „Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte“ warf den Extremisten vor, Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen.
In der Stadt nahe der Grenze zum Irak waren bis zuletzt noch IS-Anhänger auf engstem Raum am Ufer des Euphrat-Flusses in einem Zeltlager eingeschlossen, wo sie sich in Gräben und Tunnel eingegraben hatten. Bis zum Schluss leisteten sie Widerstand. Auch IS-Chef Abu Bakr al-Baghdadi soll Medienberichten zufolge in Baghouz gewesen, vor Beginn der kurdischen Offensive aber in die umliegenden Wüstengebiete geflohen sein.
Die Gefahr bleibt aber weiterhin - durch zahlreiche Schläferzellen
Der IS hatte 2014 weite Teile Syriens und des Irak unter seine Kontrolle gebracht und ein „Kalifat“ ausgerufen. Im Irak galt er bereits als besiegt. Mit der Einnahme von Baghouz ist das „Kalifat“ nun Geschichte. Die Dschihadisten sind aber weiterhin in der Badia-Wüste präsent und haben in Syrien und dem Irak zahlreiche Schläferzellen, die immer wieder Anschläge verüben.
Der Krieg gegen den IS in Syrien und im Irak fand damit aber nach fast fünf Jahren sein vorläufiges Ende. Die Extremisten hatten im Sommer 2014 den Höhepunkt ihrer Macht erreicht, als sie die nordirakische Millionenstadt Mossul überrennen konnten. Kurz darauf rief die Terrormiliz ein „Kalifat“ unter Führung von IS-Chef Abu Bakr al-Baghdadi aus, der sich in einer Moschee Mosuls bei einer Freitagspredigt das bisher einzige Mal öffentlich zeigte.
Zurück bleiben zerstörte Städte und Regionen
Die Dschihadisten kontrollierten damals eine riesige Region, die sich über große Teile Syriens und des Iraks erstreckte. Mit dem Beginn der internationalen Militärintervention unter US-Führung verlor der IS sein Herrschaftsgebiet jedoch nach und nach. Mit Unterstützung aus der Luft brachten es lokale Bodentruppen unter ihre Kontrolle. Im Sommer 2017 konnte die irakische Armee Mossul nach monatelangen heftigen Kämpfen vollständig befreien. Im Herbst desselben Jahres verloren die Dschihadisten die nordsyrische Stadt Rakka, die inoffizielle Hauptstadt des IS. Ende 2017 erklärte der Irak den militärischen Sieg über die Terrormiliz. Zurück bleiben zerstörte Städte und Regionen, deren Wiederaufbau Milliarden kosten wird.
Pentagonbericht: „IS kann in sechs bis zwölf Monaten wieder aufleben“
Mit dem Sieg über den IS wird auch ein baldiger Abzug der US-Truppen aus Syrien wahrscheinlicher, den US-Präsident Donald Trump im Dezember angekündigt hatte. Allerdings soll nach letzten Plänen des Weißen Hauses noch ein Truppenkontingent im Land bleiben. Die Abzugspläne der USA haben international massive Kritik ausgelöst. Militärs und Beobachter warnen, der IS sei trotz der Niederlage noch nicht besiegt und könne wieder erstarken. In einem vor einigen Wochen vom Pentagon veröffentlichten Bericht heißt es, der IS bleibe aktiv und könne in sechs bis zwölf Monaten wieder aufleben.
Bei einem US-Abzug droht auch ein Angriff der Türkei auf die Kurdenmiliz YPG, die die SDF anführt. Die Regierung in Ankara sieht in der Miliz einen Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und hat sie als Terrororganisation eingestuft. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat eine Offensive gegen die YPG angekündigt.
Die Kurden kontrollieren in Nordsyrien ein großes Gebiet an der Grenze zur Türkei und haben dort eine Selbstverwaltung errichtet. Die YPG ist der wichtigste Verbündete der USA in Syrien. Unter Führung der Miliz konnten die SDF die größten Teile des IS-Gebietes in dem Bürgerkriegsland einnehmen, darunter wichtige Ölquellen.
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