„Es ist Showtime“

Stellt Apple seinen Netflix-Killer vor?

Web
25.03.2019 10:56

Apple ist bereit, seine Hollywood-Pläne der Öffentlichkeit vorzustellen. Bei einem Event am Montag im Apple-Hauptquartier in Cupertino sollen ausnahmsweise nicht Geräte im Vordergrund stehen. Die animierte Einladung lässt wenig Zweifel, worum es gehen wird: „Es ist Showtime“, heißt es nach einem stilisierten Filmrollen-Countdown. Was bisher unklar bleibt, ist die Reichweite von Apples Ambitionen.

Seit Jahren verdient der Konzern sein Geld vor allem mit dem Verkauf von Geräten, am wichtigsten ist das iPhone. Doch die Verkäufe des Smartphones sind zuletzt zurückgegangen und Apple sucht verstärkt nach neuen Erlösquellen. Als eine davon machte der Konzern Video-Streaming aus. Vor rund zwei Jahren engagierte Apple zwei Top-Manager der Sony-Fernsehstudios, unter deren Aufsicht dort Hits wie „Breaking Bad“ produziert wurden. Laut US-Medien pumpte Apple bisher rund zwei Milliarden Dollar in eigene Produktionen.

Das aufsehenerregendste unter den bisher bekannt gewordenen Projekten ist eine Serie über eine Rivalität im Frühstücksfernsehen mit Hollywood-Prominenz wie Reese Witherspoon und Jennifer Aniston. Apple zahlt ihnen nach Informationen der „Washington Post“ 1,1 Millionen Dollar pro Folge - eine Größenordnung, die bei Top-Serien im klassischen Fernsehen üblich ist. Und Hollywood-Regisseur M. Night Shyamalan („The Sixth Sense“, „Glass“) hat einen noch komplett geheimen Thriller gedreht.

Rätselraten über Geschäftsmodell
Steht also der Angriff des iPhone-Konzerns auf die heutigen Streaming-Schwergewichte Netflix und Amazon Prime bevor? „Apple ist das einzige Unternehmen auf der Welt, dass ein paar Millionen Dollar für Entertainment springen lassen kann und ohne einen Hinweis auf einen Plan für Marketing oder Vertrieb Reese Witherspoon und M. Night Shyamalan an Bord bekommt“, sagte ein informierter Hollywood-Insider der „Washington Post“.

Tatsächlich ist noch völlig unbekannt, wie Apples Geschäftsmodell für die Exklusiv-Produktionen aussehen wird. Darüber wird munter spekuliert. Eine Idee soll gewesen sein, sie nur auf Apple-Geräten zugänglich zu machen. Oder sollen sie Kunden für ein neues Video-Abo anlocken, nach dem Vorbild von Apple Music?

Apple-Chef Tim Cook (Bild: AFP)
Apple-Chef Tim Cook

Doch kein Frontalangriff auf Netflix?
Nun hieß es in US-Medienberichten zuletzt aber auch, dass es verfrüht sei, den Vorstoß von Apple schon als einen Frontalangriff auf Netflix zu betrachten. So sind zwei Milliarden Dollar zwar eine Menge Geld - aber Netflix gab zuletzt pro Jahr um die acht Milliarden für Inhalte aus, einen wachsenden Teil davon für exklusiv nur bei dem Dienst verfügbare Filme oder Serien. Aktuell seien es sogar 1,4 Milliarden Dollar pro Monat, sagte jüngst Netflix-Chef Reed Hastings. 

Andererseits ist das vielleicht auch nur der Anfang: Während Netflix seine Ausgaben immer noch hauptsächlich auf Pump finanziert, sitzt Apple auf einem Geldberg von mehreren hundert Milliarden Dollar. Und kann auf eine Basis von 1,4 Milliarden Geräten im Umlauf zurückgreifen - auf denen zum Beispiel die Eigenproduktionen exklusiv verfügbar sein könnten.

(Bild: AP)

Eine Plattform für viele
Nach bisherigen Medienberichten geht es Apple aber nicht nur darum, Kunden mit exklusiven eigenen Inhalten zu locken, sondern auch die Rolle als Plattform für andere Dienste zu stärken. Demnach könnte Apple künftig gebündelte Pakete von Abos - zum Beispiel der Bezahldienste HBO, Showtime und Starz in den USA - günstiger verkaufen als die Einzelangebote, schrieb das Technologieblog „Recode“. „Apples Fokus wird - zumindest vorerst - darauf liegen, anderen beim Verkauf ihrer Videostreaming-Abos zu helfen und einen Umsatzanteil davon zu bekommen“, schrieb der gut vernetzte „Recode“-Medienreporter Peter Kafka. 

Das wäre allerdings weniger aufregend als eine Frontal-Attacke auf Netflix. Auf der anderen Seite würden es sicherlich viele Zuschauer begrüßen, wenn sie an einer Stelle ein bequemes Sammel-Abo für unterschiedlichste Dienste abschließen könnten, anstatt mehrere Konten verwalten zu müssen.

(Bild: flickr.com/141735806@N08)

Abo-Dienst für Nachrichten geplant
Eine weitere Ankündigung am Montag könnte ein neues Abo-Angebot für Nachrichten sein. Laut Medienberichten hat Apple dafür als Top-Adresse zumindest das „Wall Street Journal“ an Bord holen können. Dagegen wollten die „Washington Post“ und die „New York Times“ nicht mitmachen. Das „Wall Street Journal“ hatte wenige Wochen zuvor mit einem Bericht, wonach Apple von Verlagen die Hälfte der Abo-Erlöse einbehalten wolle, für heftige Kritik an dem iPhone-Konzern aus der Medienbranche gesorgt. Spekuliert wird auch über einen Abo-Dienst, der Zugriff auf diverse kostenpflichtige Spiele gewähren würde.

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