Treffen in Paris
EU und China im Elysee-Palast gegen Trump-USA
Vierer-Treffen mit mehrfacher Symbolik bei Frankreichs Präsident Emmanuel Macron im Élysée-Palast in Paris: Zum Besuch von Chinas Staatschef Xi Jinping waren demonstrativ die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker angereist. Die EU signalisiert China damit, dass sie künftig gemeinsam auftritt. Und das Zeichen an Trump ist: Es geht auch ohne die USA.
Umarmungen, Küsschen, Lachen - die Stimmung war gut bei dem Gipfeltreffen, das es in dieser Art noch nie gegeben hat. Bei aller Vorsicht, die in der EU etwa in Zusammenhang mit chinesischer Telekom-Technologie beim 5G-Ausbau (Stichwort: Huawei) oder der (durchaus hegemonistischen) Wirtschafts- und Infrastrukturinitiative „Neue Seidenstraße“ gegeben ist, wissen doch beide Seiten, dass man gegenseitig voneinander profitieren kann. Vorausgesetzt, man geht entsprechend miteinander um.
Und so betonte Macron nach dem Treffen: „Wir wollen gemeinsam einen erneuerten multilateralen Rahmen schaffen, der gerechter und ausbalancierter ist“. China werde von europäischer Seite respektiert, umgekehrt müsse aber auch die Einheit der EU von großen Partnern respektiert werden.
Merkel für „Agenda des Vertrauens“
Kanzlerin Merkel war für eine „Agenda des Vertrauens“ und ein Klima, in dem jeder auch die Interessen des anderen mitdenke. „Multilateralismus ohne die USA wird es nicht geben“, sagte Merkel in Paris in Richtung Trump und dessen Isolationspolitik.
Das war wohl auch ein bisschen zynisch gemeint, hatten Macron und Xi doch am Vortag vorexerziert, dass so manches sehr wohl auch ohne die USA funktioniert: Während der US-Flugzeugbauer Boeing nach zwei Abstürzen schwer im Trudeln ist, bestellte Xi bei den Europäern mit einem Federstrich fast 300 Airbus-Maschinen. Zufall war das keiner. Und eine schallende Ohrfeige für den US-Präsidenten.
Geradezu kurios waren die Reaktionen aus Großbritannien, wo sich etwa die Zeitung „Daily Mail“ lautstark darüber beklagte, dass Premierministerin Theresa May nicht zum China-Gipfel geladen war und sich stattdessen mit dem Brexit befassen musste.
Christian Hauenstein, Kronen Zeitung
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