Nach massiver Kritik sollen am Landeskrankenhaus in Graz vorerst keine Herztransplantationen mehr gemacht werden. Stattdessen möchte man eine Untersuchung des Ministeriums abwarten und die Abteilung neu aufstellen. Zuletzt hatte ein Todesfall bei einer Operation für Wirbel gesorgt. Die Witwe eines 60-jährigen Patienten wandte sich nach dem Tod ihres Mannes an die Öffentlichkeit.
Der 60-Jährige hatte 2016 am LKH Graz ein neues Herz bekommen, doch es soll bei der Entnahme verletzt worden sein. Die Ehefrau will - nach der, ihrer Meinung nach verpfuschten Transplantation - nun vor Gericht ziehen. Danach meldeten sich weitere Patienten bzw. deren Angehörige mit Kritik an die Öffentlichkeit.
„Mitarbeiter sind verunsichert“
Am Mittwoch gingen Karlheinz Tscheliessnigg, Vorstandsvorsitzender der Spitalsgesellschaft Kages, und Wolfgang Köle, Ärztlicher Leiter am LKH Graz, an die Öffentlichkeit. „Wir können nicht weiter zuschauen, wie der gute Ruf der Kages systematisch zerstört wird. Auch weil das unsere Mitarbeiter schwer verunsichert“, so Tscheliessnigg.
Die Herztransplantationen werden vorerst eingestellt. Im Frühsommer soll das sogenannte „Peer-Review-Verfahren“ durch das Gesundheitsministerium stattfinden. Die Ergebnisse möchte man abwarten.
Neustart in zwei bis drei Jahren
Danach soll laut Köle („Ich bin erst 100 Tage im Amt und hätte nicht gedacht, schon so eine schwere Entscheidung treffen zu müssen“) ein Neustart erfolgen. Es soll ein Kompetenzzentrum mit ehemaligen und aktuellen Fachkräften aufgebaut werden. Zwei bis drei Jahre könnte das dauern.
Bis dahin können Herztransplantationen nur in Wien und Innsbruck durchgeführt werden. Jene zehn Personen, die aktuell auf ein Spenderherz warten, werden laut Kages umgehend von einem diesen beiden Zentren in Österreich übernommen. Laut Tscheliessnigg ist Graz als drittes Zentrum in Österreich aber künftig notwendig.
„Wir bedauern jeden Fehler zutiefst“
Der Kages-Chef betonte auch nochmals, wie wenige Fehler in den Landesspitälern passieren - nur 0,1 Promille aller Fälle gehen an die Schlichtungsstelle. „Wir bedauern aber jeden einzelnen der wenigen Fehler zutiefst.“
„Fachliche, organisatorische und strukturelle Fehler“
Die steirische Patientenombudsfrau Renate Skledar bestätigte Mitte März, dass der Fall des verstorbenen 60-Jährigen bei der Schlichtungsstelle mit der steirischen Krankenanstaltengesellschaft KAGes behandelt wurde. Ein Gutachten wurde im Einvernehmen beider Parteien bestellt. Das Ergebnis des Sachverständigen fiel dem Vernehmen nach deutlich aus: „Es wurden fachliche, organisatorische und strukturelle Fehler angeführt“, sagte Skledar. Daraufhin habe die KAGes außerhalb der Schlichtungsstelle ein zweites Gutachten erstellen lassen, das das Krankenhaus entlastete.
Kaum Herztransplantationen in Graz
Außerdem kritisierte Skledar, dass am LKH Graz pro Jahr nur einige wenige Herztransplantationen durchgeführt werden. In den vergangenen Jahren war es manchmal gar keine, maximal waren es vier (im Jahr 2018). Die Fallzahlen sind niedrig, was zu Kritik führte. „Ziel ist es, in Zukunft die Fallzahlen auf ein höheres Niveau zu bringen“, sagte Köle am Mittwoch.
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