Entsetzen in Paris

Gewaltorgie gegen Roma nach Gerüchten im Internet

Digital
27.03.2019 13:54

In Pariser Vororten haben Social-Media-Gerüchte über angebliche Kindesentführungen zu einer Welle der Gewalt gegen die Minderheit der Roma geführt. Die Vorfälle seien inakzeptabel und abscheulich, sagte Regierungssprecher Benjamin Griveaux nach der Kabinettssitzung in Paris. Wichtig sei in diesem Zusammenhang der Kampf gegen Fake News.

Im Netz wurde der Roma-Gemeinschaft unterstellt, Kinder im Zusammenhang mit Organhandel und Prostitution in Lieferwagen zu entführen. Daraufhin kam es am Montagabend vor allem in den Vororten im Département Seine-Saint-Denis im Nordosten der französischen Hauptstadt zu Übergriffen auf Roma. 

„Seit einigen Tagen kursieren Gerüchte in sozialen Netzwerken über Kindesentführungen (...) Es gab keine Entführungen oder versuchte Entführungen von Kindern im Département“, schrieb die Präfektur am Mittwoch auf Twitter.

19 Personen verhaftet
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Bobigny befanden sich am Dienstagabend 19 Menschen unter anderem wegen vorsätzlicher Gewalttaten in Polizeigewahrsam. „Die Verbreitung falscher Informationen hat in den vergangenen Tagen (...) zu einer Reihe von Gewaltakten gegen Mitglieder der Roma-Gemeinschaft und zu Vergeltungsmaßnahmen durch diese geführt“, hieß es in einer Mitteilung. Entführungen oder entsprechende Versuche seien nicht bei der Polizei gemeldet worden, man prüfe aber Berichte über verdächtige Verhaltensweisen.

Symbolbild (Bild: EPA)
Symbolbild

Nach Angaben des Senders France Info versammelten sich am Montagabend in mehreren Vororten Dutzende Menschen bewaffnet mit Messern und Stöcken vor Unterkünften von Roma. Autos wurden in Brand gesetzt, es kam zu Schlägereien. Bereits am 16. März sollen Jugendliche einen Lieferwagen attackiert haben, die beiden Insassen seien leicht verletzt entkommen.

(Bild: flickr.com/Jan Persiel)

Morde nach WhatsApp-Gerüchten in Indien
Es ist nicht das erste Mal, dass Gerüchte in sozialen Medien zu Gewalt führen. In Indien kursierten im vergangenen Jahr ebenfalls Falschnachrichten über angebtliche Kindesentführer. Sie führten zu mehrerenLynchmordenZeitweise wurde wegen der Gewalt in einigen Regionen das Netz gekapptWhatsApp sah sich schließlich dazu gezwungen, die Weiterleitungsfunktion einzuschränken, um die Verbreitung der Gerüchte einzudämmen.

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