Anschlag geplant

Zu Weihnachten sollten viele „Ungläubige“ sterben

Österreich
27.03.2019 16:43

Nur „ein technischer Fehler“ verhinderte bei den Anschlägen auf ICE-Strecken in Deutschland eine Katastrophe. Motiv des in Wien verhafteten Irakers: Hass auf Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel - er sei aber kein Terrorist.

Rache habe ihn dazu angetrieben, mit den Anschlägen auf ICE-Züge in Deutschland so viele Leben wie möglich auszulöschen. Er sei damals - offenbar im Zuge seines militärischen Einsatzes an der irakisch-türkischen Grenze - Opfer einer Bombe geworden. Ermittler sehen auch darin einen Grund für den Hass auf den Westen.

Beim ICE-Unfall im deutschen Eschede im Jahr 1998 starben 101 Menschen, 88 wurden verletzt - der in Wien verhaftete Iraker wollte wohl einen ähnlichen Schaden anrichten. (Bild: APA/dpa/Holger Hollemann, facebook.com, krone.at-Grafik)
Beim ICE-Unfall im deutschen Eschede im Jahr 1998 starben 101 Menschen, 88 wurden verletzt - der in Wien verhaftete Iraker wollte wohl einen ähnlichen Schaden anrichten.

„Politisches Statement gegen Deutschland“
Die Einvernahme des 42-jährigen Verdächtigen gestaltet sich indes schwierig. Der seit Jahren in Österreich lebende anerkannte Flüchtling, Vater von fünf Kindern, spricht kaum ein Wort Deutsch. Eine Botschaft war dem mutmaßlichen Attentäter beim Geständnis jedoch wichtig: Er habe nicht aus terroristischen Motiven gehandelt - sondern es sei ein „politisches Statement gegen Deutschland“ gewesen. An einen Einzeltäter wollen die deutschen und heimischen Geheimdienste, die dem Iraker vier Monate auf der Spur waren, aber nicht so recht glauben - vielmehr an eine IS-Terrorzelle in Europa!

Anwalt Wolfgang Blaschitz: „Mein Mandant nennt als Motiv für die Anschläge ein politisches Statement gegen Deutschland. Er sagt aber: ,Ich bin kein Terrorist!’“ (Bild: Andreas Schiel)
Anwalt Wolfgang Blaschitz: „Mein Mandant nennt als Motiv für die Anschläge ein politisches Statement gegen Deutschland. Er sagt aber: ,Ich bin kein Terrorist!’“

Statt einsamer Rächer offenbar IS-Terrorzelle
Denn dass der Terrorverdächtige - ihm droht eine lebenslängliche Haftstrafe - im Oktober und Dezember des Vorjahres auf Bahnstrecken in Bayern sowie Berlin ganz alleine, im Zuge eines persönlichen Feldzuges, zugeschlagen haben soll, scheint fraglich. In beiden Fällen waren mithilfe von Wurfankern Stahlseile zwischen den Oberleitungen gespannt und mit Metall präparierte Holzkeile auf den Gleisen montiert. Viel Aufwand für nur eine Person.

Oktober 2018: Deutsche Polizisten suchen nach dem Anschlag auf der ICE-Strecke zwischen Nürnberg und München die Schienen nach Spuren ab. (Bild: APA/dpa/Daniel Karmann)
Oktober 2018: Deutsche Polizisten suchen nach dem Anschlag auf der ICE-Strecke zwischen Nürnberg und München die Schienen nach Spuren ab.

Zum Attentat nach Berlin reiste Qaeser A. übrigens über eine Mitfahrgelegenheit an. Abends ging es dann mit einem Flixbus zurück nach Wien. Heimtückisch: Der Anschlag sollte ausgerechnet am Heiligen Abend „Ungläubige“ treffen ...

(Bild: APA/dpa/Daniel Karmann)

IS-Flagge und Bekennerschreiben führten Ermittler nach Wien
Tatsächlich war es laut offiziellen Angaben der Staatsanwaltschaft Wien nur einem „technischen Fehler“ bei den Anschlägen zu verdanken, dass die Garnituren nicht wie geplant entgleisten - und unzählige Passagiere starben! Weiters wurden unter anderem eine IS-Flagge und ein Bekennerschreiben nahe dem ersten Tatort entdeckt. Der zweiseitige Brief bzw. der Drucker führten schließlich zum mehrfachen Familienvater in einem Wiener Gemeindebau.

(Bild: AFP, Screenshot Bild Zeitung, krone.at-Grafik)

Anschlagsgefahr noch nicht gebannt
Die hinterlassene Botschaft ist deutlich: Europäische Staaten sollen den Kampf gegen den Islamischen Staat stoppen, sonst gebe es weitere Angriffe auf das Bahnnetz. Während der Verdächtige in U-Haft sitzt, ist auch die festgenommene Ehefrau des Ex-Militärs nun im Dauerverhör. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann lobte indes die „hervorragende Zusammenarbeit“ mit den österreichischen Behörden.

Klaus Loibnegger, Martina Prewein, Christoph Budin, Kronen Zeitung

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