Europa-Vergleich

Österreichs Mieter zahlen die höchsten Maklergebühren

Österreich
10.03.2010 13:49
Österreichische Immobilienmakler verlangen europaweit mit Abstand die höchsten Provisionen. Heimische Mieter zahlen im Schnitt 2.400 Euro, Käufer einer Eigentumswohnung 5.400 an Maklergebühr, ergab eine Umfrage im Auftrag der Arbeiterkammer. Wohnungssuchende bekämen für das viele Geld aber oft nur mangelnde Informationen etwa über den Zustand der Wohnung, so AK-Präsident Herbert Tumpel am Mittwoch. Die Immobilientreuhänder und -makler verwehren sich gegen den Vorwurf und verweisen auf veraltete Daten.

Hierzulande müsse man laut AK fast immer die höchstmögliche Provision zahlen. Das sind drei Monatsmieten bei unbefristeten Mietverträgen, zwei Monatsmieten bei bis zu drei Jahre befristeten Mieten - plus 20 Prozent Umsatzsteuer. So zahlten Mieter durchschnittlich 2.400 Euro Höchstprovision. Auch bei drei Vierteln der Eigentümer werde die Höchstsumme - drei Prozent des Kaufpreises plus 20 Prozent USt. - verrechnet. Wohnungskäufer mit Höchstprovision mussten demnach im Schnitt 6.070 Euro auf den Tisch blättern, die Durchschnittsprovision lag bei rund 5.400 Euro.

Der Grund dafür, dass österreichische Wohnungssuchende so hohe Provisionen zahlen müssen, liege darin, dass sich die Makler bei den Mietern schadlos halten. Die Vermieter oder Hausverwalter beauftragten die Makler, ihnen einen Mieter zu suchen, zahlten aber in der Regel nichts an den Makler. So habe jeder zweite befragte Mieter den Eindruck gehabt, der Makler habe in erster Linie die Interessen des Vermieters vertreten.

Provisionen viel zu hoch, Informationen dürftig
Die AK stößt sich nicht nur an der Höhe der Gebühren, sondern auch an der dürftigen Information. In 15 Prozent der Fälle hätten die Mieter keine Kostenaufstellung und keinen Mietvertragsentwurf bekommen. Details über den Zustand des Hauses, der Wohnung oder Einrichtung seien nur sechs von zehn Mietern vorgelegt worden. Über die gesetzliche Basis des Mietvertrags und darüber, ob die Miethöhe dem Gesetz entspricht, hätten überhaupt nur 36 bzw. 24 Prozent informiert. Aufklärung über "allfällige nachteilige Klauseln" im Mietvertrag habe es nur in 22 Prozent der Fälle gegeben.

Nicht viel besser sah es bei den Eigentumswohnungen mit der Transparenz aus. Zwölf Prozent der Interessenten bekamen laut AK keinen Grundbuchauszug, 18 Prozent keinen Kaufvertragsentwurf. Eine Aufstellung der Bewirtschaftungskosten sei jedem fünften Käufer unterschlagen worden. 35 Prozent hätten keinen Wohnungseigentumsvertrag vom Makler erhalten, fast die Hälfte sei nicht über anstehende Hausreparaturen informiert worden.

Die AK forderte Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) auf, die Maklerverordnung zu ändern. Die Provisionsbelastung solle zumindest auf deutsches Niveau gesenkt werden - das sind maximal zwei Nettomonatsmieten für alle Wohnungsmietverträge. Während Mieter in Österreich laut AK 22,70 Prozent der Jahresmiete ohne Umsatzsteuer für den Makler ausgeben müssen, sind es im zweitteuersten Land Deutschland nur 12,03 Prozent. Bei Kaufverträgen verlangt die AK eine Beschränkung auf zwei Prozent der Kaufsumme. Hausverwalter und Tochterfirmen des Vermieters sollen vom Mieter keine Provisionen kassieren dürfen.

Branche weist Kritik als "schlichtweg falsch" zurück
Der Österreichische Verband der Immobilientreuhänder (ÖVI) hat den AK-Vergleich mit anderen EU-Ländern als "schlichtweg falsch" zurückgewiesen. Der mehr als zehn Jahre alte Vergleich berücksichtige die unterschiedlichen Geschäftsmodelle in den einzelnen europäischen Ländern nicht. Das Maklergesetz bietet dem Mieter aus Sicht des ÖVI ausreichend Schutz, denn wenn der Makler seine Informationspflichten verletzt, stehe dem Kunden eine Provisionsminderung zu.

Die im Regierungsprogramm vorgesehene Kürzung der Maklerprovision von drei auf zwei Monatsmieten lehnt die Branche ab. "Mit der Kürzung der Provision wird auch die Qualität der Vermittlung und der Kundenbetreuung sinken", warnte ÖVI-Geschäftsführer Anton Holzapfel.

Auch der Fachverband der Immobilienmakler wehrt sich gegen die Kritik. Die AK-Vergleichsdaten aus anderen EU-Ländern stammten aus dem Jahr 1998, außerdem herrschten im Ausland unterschiedliche Rahmenbedingungen, so Fachverbandsobmann Thomas Malloth. In Großbritannien, Irland oder Norwegen müssten die Wohnungssuchenden bei jeder Besichtigung zahlen, in Österreich gebe es hingegen nur ein Erfolgshonorar. Zudem seien der Wohnungsmarkt in einigen anderen Ländern wesentlich größer und die Mieten höher.

Auflistung der Maklerprovisionen im Europa-Vergleich
Im Folgenden die Maklerprovisionen im Europa-Vergleich (Auswahl) bei Mietwohnungen (Prozent der Jahresmiete ohne Umsatzsteuer). Laut AK ist in Ländern wie Belgien, Norwegen oder der Schweiz die Einschaltung von Maklern nicht üblich - dort inserieren die Hausverwaltungen, oder, wenn doch ein Makler eingeschaltet wird, zahlt der Vermieter die Provision.

Österreich: 22,70 Prozent
Deutschland: 13,30 Prozent
Finnland: 8,33 Prozent
Dänemark: 6,25 Prozent
Frankreich: 4,50 Prozent
Luxemburg: 4,17 Prozent
Italien: 3,50 Prozent
Schweden: 1,75 Prozent
Belgien: 0,00 Prozent
Großbritannien: 0,00 Prozent
Irland: 0,00 Prozent
Niederlande: 0,00 Prozent
Norwegen: 0,00 Prozent
Schweiz: 0,00 Prozent

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