Nur wenige Tage nach der Präsentation in Paris bietet der Mobilfunkkoloss Huawei sein Top-Smartphone P30 bereits im heimischen Handel feil. Mit zoom- und lichtstarker Dreifachkamera, üppiger Ausstattung und fast randlosem OLED-Display greifen die Chinesen nach dem Smartphone-Thron. Gelingt der Sprung an die Spitze? Wir haben es mit dem Pro-Modell getestet.
Huawei verkauft sein P30 hierzulande in zwei Versionen: Dem Basismodell mit kleinerem Akku, etwas schwächerer Kamera, weniger RAM und kleinerem Display für 700 Euro, und dem Pro-Modell mit bis zu acht Gigabyte RAM und der bis dato wohl ausgeklügeltesten Kamera in einem Huawei-Smartphone ab 900 Euro.
„Vierfachkamera“ ist leicht übertrieben
Huawei selbst spricht werbewirksam von einer Vierfachkamera, wir würden aber den selbst keine Fotos knipsenden „Time of Flight“-Tiefensensor als Hilfssensor und nicht als weitere Kamera betrachten. Damit bleibt es bei einer Dreifach-Kamera mit Weitwinkel-, regulärer und Zoomlinse. Die Zahlen lassen aufhorchen: Zehnfachen Zoom und 40 Megapixel Auflösung findet man normalerweise eher in Kompakt- oder Bridgekameras, nicht in einem Smartphone.
Was Huawei sonst noch eingebaut hat, lesen Sie hier:
Huawei P30 Pro | |
CPU | HiSilicon Kirin 980: 2 x 2,6 2 x 1,92 + 4 x 1,8 GHz |
RAM | 6-8 GB |
Diagonale | 6,47 Zoll (OLED) |
Auflösung | 2340 x 1080 Pixel |
Speicher | 128 - 256 GB |
Speicherkarten-Slot | Nano Memory Card bis 256 GB |
Hauptkamera | Dreifach-Kamera: |
Frontkamera | 32 Megapixel |
Funk | LTE, .ac-WLAN, Bluetooth 5.0, NFC, Infrarot, GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo, QZSS |
Maße | 158 x 73,4 x 8,4 Millimeter |
Akku | 4200 mAh |
Extras | Metall-Glas-Chassis |
Software | Android 9 (EMUI) |
Preis | ab ca. 900 Euro |
Die Tabelle zeigt es und angesichts des branchenweit immer gewagteren Preisniveaus darf man das auch erwarten: Huawei hat in seinem Top-Smartphone die edelsten Komponenten eingebaut, auf die man derzeit Zugriff hat. Na gut, fast: Ein 5G-Modem hat das Gerät noch nicht. Kein Nachteil ob des noch nicht aufgebauten Netzes, und mit LTE und Gigabit-WLAN ist das P30 für die nächsten Jahre jedenfalls gut genug aufgestellt. Überhaupt ist man bei der Konnektivität - zumindest kabellos - großzügig, sogar einen das Smartphone zur Fernbedienung machenden Infrarotsender gibt es. Gefehlt hat uns dafür die Audioklinke, verkabelte Kopfhörer sind nur per USB-C-Adapter zu nutzen.
Genug Hardware-Power, auch für Intensivnutzer
Gut aufgestellt ist das P30 Pro in der getesteten Version mit acht Gigabyte RAM auch bei der reinen Hardware-Leistung. Mit rund 290.000 Punkten im Benchmark-Belastungstest AnTuTu spielt es im Spitzenfeld der aktuellen Smartphones und bietet mehr als genug Power für flotte App-Starts, ein flüssiges Android-Bedienerlebnis oder Smartphone-Spiele. Das Kühlsystem arbeitet effizient, unter Last wurde unser Testgerät lediglich handwarm. Alles in allem ist die gebotene Power einem Flaggschiff-Smartphone würdig.
Mehr als würdig ist die gemeinsam mit dem deutschen Fotospezialisten Leica entwickelte Dreifach-Kamera. Sie setzt auf das beim Mate 20 Pro im Herbst eingeführte und mittlerweile auch bei anderen Herstellern etablierte Rezept, dem Nutzer mit einer Weitwinkel-, einer regulären und einer Zoomkamera maximale fotografische Flexibilität zu gewähren. Mit 40 Megapixel Auflösung bei der Primärkamera und einer mit einem optischen Trick über ein Prisma realisierten 125-Millimeter-Zoomlinse liegt man bei den nackten Zahlen vor der Konkurrenz.
Ausgeklügelte Kamera mit Spezialsensor
Überhaupt ist die Kamera äußerst ausgeklügelt: Die Hauptkamera ist nicht nur auflösungs- sondern auch sehr lichtstark, optisch und elektronisch stabilisiert, mit einem für Smartphone-Verhältnisse relativ großen Bildsensor mit gelben statt grünen Pixeln ausgestattet und wird von eigens dafür abgestellten Rechenkernen bei der Nachbearbeitung, Motiverkennung und Stabilisierung unterstützt.
In der Praxis gelingen damit auch dem Laien schnell scharfe und farbenfrohe Schnappschüsse. Der Bildstabilisator macht auch unter Nutzung der Zoomlinse einen guten Job, wenngleich Schärfe und vor allem Lichtausbeute in hohen Zoomstufen schnell abnehmen und Bilder leichter verrauschen. Trotzdem: Der Zehnfach-Zoom ist durchaus zu gebrauchen und holt weit entfernte Objekte für Smartphone-Verhältnisse eindrucksvoll nahe heran.
Guter Nachtmodus, stabile Videos
Im Schlechtlicht und bei Videos ist das P30 ebenfalls sehr stark. Ein Nachtmodus macht Gebrauch von der hohen Lichtempfindlichkeit bis über ISO 400.000 und baut mit CPU-Unterstützung und längerer Belichtungszeit auch bei Dunkelheit scharfe und durchaus brauchbare Ergebnisse zusammen, wenngleich sich hier unter sehr widrigen Bedingungen auch verrauschte Bilder einstellen.
Videos gelingen in Full-HD bei 60 Bildern pro Sekunde scharf und stabil, in 4K-Auflösung tut sich die Bildstabilisierung etwas schwerer, aber die Ergebnisse sind immer noch sehr gut. Die in 4K auf 10 Minuten beschränkte Aufnahmedauer dürfte in der Smartphone-Praxis kein Problem darstellen. Die Frontkamera ist relativ lichtstark und von erstaunlich hoher Auflösung, macht ihren Job in der Praxis auch sehr gut.
Übersichtlich gemachte Kamera-App
Die Kamera-App mit Profi-Modus ist übersichtlich aufgebaut und gibt schnell Zugriff auf die wichtigsten Funktionen. Dort und da könnte sie aber wohl noch ein Update vertragen: In der Live-Vorschau der Weitwinkelkamera sahen wir bisweilen beim Kamerawechsel Artefakte, wer standardmäßig Fotos in 40-Megapixel-Größe speichern möchte, hat derweil keinen Zugriff auf die anderen Linsen. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Huawei kameratechnisch mit dem P30 Pro in der absoluten Königsklasse der Foto-Smartphones mitspielt.
Aber genug von der Kamera, das P30 Pro hat ja immerhin auch andere Funktionen. Einen solide, wenn auch nicht rasend schnell arbeitenden Fingerscanner direkt im Display und ein wasserfestes Gehäuse zum Beispiel. Oder das fast randlose und sehr große im lang gezogenen 19,5:9-Format gehaltene OLED-Display mit tollen Kontrasten, hoher Helligkeit und guter seitlicher Ablesbarkeit.
Sehr gutes Display, Hülle fast unverzichtbar
Die Auflösung ist vollkommen adäquat für diese Diagonale und sorgt für scharfe Bilder, die recht kleine Einkerbung an der Oberkante stört in der Nutzung kaum. Einzig dass das Display ein wenig über die Gerätekante gezogen ist, birgt ein wenig das Risiko von Fehleingaben und schadet der Ergonomie, wenn das Gerät nicht in einer Hülle steckt. Das sollte ob der gläsernen Rückseite und der aus dem sauber verarbeiteten Glasgehäuse mit Metallrahmen hervorstehenden Kamera aber ohnedies der Fall sein, Huawei legt sogar eine transparente und durchaus zweckdienliche Silikonhülle bei.
Dicker Akku mit schneller Ladezeit
Gut gefallen hat uns die Akkuleistung des mit dickem 4200-Milliamperestunden-Stromlieferanten ausgestatteten P30 Pro. Sparsame User können damit zwei Tage durchkommen, Intensivnutzer wie Spieler naturgemäß wesentlich kürzer. In der Not ist man dank 40-Watt-Schnellladefunktion in wenigen Minuten wieder mit Saft für Stunden ausgestattet. Die Möglichkeit, andere Geräte kabellos über die Geräterückseite zu laden, dürfte für viele User eher als Gimmick durchgehen, manch einer - etwa mit kabellos ladbaren In-Ears oder einer Smartwatch - kann aber Freude daran haben.
Etwas Bloatware ist vorinstalliert
An der Software - Android 9 mit EMUI-Oberfläche - gibt es nur wenig auszusetzen. Ab Werk fehlt ein App-Startmenü, was sich in den Einstellungen aber leicht beheben lässt. Auf unserem Testgerät fanden wir etwas vorinstallierte Bloatware vor - zum Beispiel ein Hotelbuchungsportal und einen Online-Shop. Es sind auch recht viele Huawei-eigene Apps vorinstalliert, ebenso Googles Standard-Applikationen für Android, wodurch manches doppelt gemoppelt vorhanden ist. Updates wird man ob der starken Anpassungen wohl nicht ganz so schnell bekommen wie bei weniger modifizierten Android-Interpretationen. Alles in allem ist Huaweis Interface aber gut nutzbar.
Fazit: Huawei liefert mit seinem P30 Pro eines der aktuell allerbesten Foto-Smartphones ab und lockt mit dem innovativen Zehnfach-Zoom, schnellen Schnappschuss-Erfolgen und guter Leistung im Zwielicht. Viel Arbeitstempo, gutes OLED-Display, ausdauernder Akku, erweiterbarer Speicher: Abseits der Kamera sind auch viele andere Facetten des P30 Pro liebenswert. Ein paar Haare in der Suppe - kein Kopfhöreranschluss, proprietäre Speicherkarten, Bloatware - findet man zwar und den hohen Preis mag auch nicht jeder bezahlen, dennoch hat Huawei hier inmitten der schwersten Vertrauenskrise - Stichwort: 5G und Spionagevorwürfe - der rund 30-jährigen Firmengeschichte ein beeindruckendes Smartphone auf den Markt gebracht.
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