Der „Krone“-Bericht zur Schlägerei zwischen Schülern der Sportmittelschule Kleinmünchen in Oberösterreich schlägt hohe Wellen. Zahlreiche betroffene Mütter meldeten sich, erzählten von ähnlichen Vorfällen. Die Schule wird laut Direktor jetzt verstärkt die Themen „Zivilcourage und Konfliktlösungen ohne Gewalt“ behandeln.
Die erschreckend brutale Schlägerei zwischen Schülern in Linz-Kleinmünchen ist offenbar nur die Spitze eines Eisbergs. Nachdem die „Krone“ berichtete, dass Prügel-Schüler einen Videomitschnitt „stolz“ im Internet veröffentlicht hatten, gehen nun die Wogen hoch. Zahlreiche Mütter meldeten sich in der „Krone“-Redaktion, schilderten, was ihre eigenen Kinder erlebt und erlitten haben, wollen aber aus Angst vor Konsequenzen anonym bleiben.
Direktor spricht
Auch Direktor Eduard Stangl kam gemeinsam mit einem Turnlehrer zu einem Gespräch in die Redaktion: „Ich habe nach dem Bericht vor allen Schülern in der Aula gesprochen und sie dazu aufgefordert, sich in solchen Situationen vorsichtiger zu verhalten, nicht zu filmen und unbedingt sofort einen Erwachsenen zu Hilfe zu holen.“
Der Turnlehrer erklärte, dass der Schule Prävention schon seit Jahren wichtig sei: „In der Gruppe ergibt sich eine Dynamik, gegen die man als Lehrer oft machtlos ist. Wir sprechen sehr oft mit den Kindern über Gewalt, auch der Schulweg und das Verhalten dort wird jedes Jahr behandelt. Leider kommt es trotzdem immer wieder zu Auseinandersetzungen.“
„Das gesamte Umfeld muss zusammenhelfen“
Seitens der Bildungsdirektion heißt es: „Wir haben mit der betroffenen Schule Kontakt. Es wird an Lösungen gearbeitet und mit den Schülern gesprochen. Außerhalb der Schule ist man aber oft machtlos. Gewalt an Schulen ist ein alltägliches Problem, der Terror beginnt oft schon in der Volksschule. Da weiß man meist gar nicht mehr, was man dazu sagen soll.“
Der Bub (12), der im Video verprügelt wurde, kämpft immer noch mit den Folgen, war seither nicht im Unterricht anwesend. „Am 8. April wird es ein Schulforum mit einer Erklärung für alle geben“, kündigt der Direktor an.
Video: Bub (12) nach Schule in Unterführung verprügelt
Direktor Eduard Stangl im Interview:
„OÖ Krone“: Immer mehr Mütter Ihrer Schüler melden sich bei uns.
Eduard Stangl: Das nehmen wir sehr ernst. Wir haben viele böse Mails und Anrufe erhalten, es ist schlimm, was da passiert.
Was macht die Schule jetzt?
Seit 2016 gibt’s bei uns ein Projekt, bei dem immer wieder die Themen psychosoziales Wohlbefinden und Verhalten im Internet aufgegriffen werden. Das Monatsmotto des Schulprojektes wird im April „Zivilcourage und Konfliktlösung ohne Gewalt“ sein.
Gibt’s Konsequenzen für den Buben im Video?
Der Bub im Video wird jetzt die Klasse wechseln. Ansonsten tun wir uns schwer, wenn etwas am Heimweg passiert, liegt es nicht in unserem Zuständigkeitsbereich. Ich bin immer zu Gesprächen bereit, Eltern sollen sich bei mir melden. Natürlich passieren auch uns Fehler, aber das passiert eben dort, wo Menschen am Werk sind.
Betroffene Mutter (46) im Interview:
„OÖ Krone“: Was ist genau passiert?
Mutter: Mein Sohn (14) besucht die Sportmittelschule Kleinmünchen. Beim Aussteigen aus dem Bus bei der Haltestelle Mitterweg hat ihm ein Bub mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Er hat aus der Nase und aus dem Mund geblutet, war offensichtlich verletzt. Er ist dann zu den Lehrern gegangen.
Die haben ihm geholfen?
Meiner Meinung nach gehören bei so einem Vorfall die Eltern verständigt. Das ist nicht passiert. Erst am Abend, als unser Sohn verletzt nach Hause gekommen ist, haben wir das mitbekommen, sind dann gleich mit ihm ins AKH und haben anschließend Anzeige erstattet.
Wie ging es weiter?
Mein Sohn hatte von da an gesundheitliche Probleme, musste sich immer wieder übergeben. Die Ärzte haben aber nichts gefunden. In den Ferien ist es ihm dann plötzlich besser gegangen - da haben wir gewusst, dass es psychische Probleme sind.
Zweite betroffene Mutter (36) im Interview:
„OÖ Krone“: Was passierte Ihrem Sohn?
Mutter: Letzten November wurde mein Sohn zu einer Schlägerei nach der Schule in der Unterführung aufgefordert. Er ist hingegangen, weil er nicht als Feigling dastehen wollte.
Was war dann?
Er hat sich Freunde mitgenommen, die wurden aber weggedrängt und er wurde brutal zusammengeschlagen. Er hatte ein blaues Auge und etliche Schrammen. Er hat uns zu Hause unter Tränen gebeten, nichts zu unternehmen, weil er sonst weiter Probleme mit seinen Mitschülern bekommen würde.
Sie haben dann nichts unternommen?
Mein Mann wurde am nächsten Tag in die Schule zitiert, weil ein Video vom Vorfall gemacht wurde, das die Schüler dann herumgeschickt haben. Der Schüler, der zugeschlagen hatte, war als Problemschüler bekannt. Es hat dann zwar schon Gespräche mit den Betroffenen gegeben, aber eine Lösung oder Konsequenzen sind mir nicht bekannt.
Lisa Stockhammer, Kronen Zeitung
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