Ein böses Duell mit Mord- und Klagsdrohung lieferten sich Philippa Strache (FP) und Ulli Sima (SP) auf Facebook (Anm.: Wien hatte im Dezember die Regeln für Listenhunde verschärft, siehe Video oben). Mit der „Krone“ spricht die Frau des Vizekanzlers über die Hintergründe des Hundestreits.
Am Anfang stand ein Hassposting. „Habt’s für die ka Patrone mehr über?“, schrieb spätnachts ein User auf Philippa Straches Facebook-Seite. Gerichtet war es an die Wiener Umweltstadträtin Ulli Sima, mit der die Tierschutzbeauftragte der FPÖ wegen der Verschärfung des Hundegesetzes im Clinch liegt. Obwohl Philippa Strache das Posting sofort löschte, droht Sima mit einer Klage wegen „Befeuerung des Hasses“.
Zum „Krone“-Interview ist die Frau des FPÖ-Chefs mit der schwarzen Cane-Corso-Hündin „Linda“, dem zweitjüngsten Mitglied der Familie, ins Vizekanzleramt am Minoritenplatz gekommen. Bevor es losgeht, gibt’s vom Ehemann, der in seinem Büro gerade eine Besprechung abhält, noch ein schnelles Bussi. Straches Kabinettschef überlässt Frauchen sein Büro.
„Krone“: Frau Strache, diese Woche hat es auf Ihrem Facebook-Profil eine Morddrohung gegeben: Welche Leute folgen Ihnen da?
Philippa Strache: Ich glaube, dass der Mann mir gar nicht folgt. Mein Profil ist öffentlich, da kann jeder reinschreiben. Ich habe den Beitrag auch, sowie ich ihn gesehen habe, gelöscht. Das war nach 21 Minuten.
Lesen Sie mitten in der Nacht Postings?
Ja, ich bin leider eine Eule. (Lacht.) Und, was Hass im Netz betrifft, ein gebranntes Kind. Gegen mich und meinen Mann, auch gegen Parteimitglieder, gab es ähnlich schlimme Beiträge. So gesehen bin ich abgehärtet.
Warum duellieren Sie sich überhaupt mit der Wiener Umweltstadträtin?
Ich habe dieses Duell nicht provoziert. Aber die Sache ist mir wichtig.
War das schärfere Gesetz in Wien nach dem tragischen Tod des kleinen Waris nicht ein richtiger Schritt?
Das Verheerende an diesem Fall ist für mich, dass die Besitzerin schon zweimal auffällig war. Es wurde ihr zweimal angedroht, den Hund wegzunehmen. Hätte man es beim zweiten Mal wirklich getan, dann hätte man den Tod dieses Kindes vielleicht verhindern können. Für mich ist das Gesetz der falsche Ansatz. Es hat sich ja am Freitag wieder ein Vorfall ereignet, wo ein Listenhund einen Welpen gebissen hat, und da war die Verordnung schon in Kraft. Das heißt, jemand, der nicht will, hält sich auch nicht daran.
Warum nehmen Sie Listenhunde in Schutz?
Weil ich dagegen bin, dass Listenhunde in ein schlechtes Licht gerückt werden. Diese Tiere haben ein Löwenherz und legen eine ganz besonders starke Loyalität ihren Besitzern gegenüber an den Tag. Leider nutzen das manche Zeitgenossen aus. Aber 90 Prozent der Hundehalter gehen verantwortungsbewusst mit ihren Tieren um.
Alkoholkontrollen und Maulkorbpflicht: Dagegen können Sie doch nicht sein?
Alkoholkontrollen sind gut und sinnvoll. Aber generell möchte ich, dass Nicht-Hundehalter und Hundehalter friedlich miteinander auskommen und respektvoll miteinander umgehen. Diese Maßnahmen für Halter von Listenhunden entzweien die Hundebesitzer nur. Und animieren Leute, die sowieso keinen Hund haben sollten, doch nur, sich jetzt einen Listenhund zuzulegen.
Warum diskutieren Sie das mit Frau Sima nicht einfach aus?
Dazu bin ich gerne bereit. Ich denke, nach so einem Gespräch würde sie auch ihre Klage zurückziehen.
Haben Sie den Kontakt zu ihr gesucht?
Nein, aber sie zu mir auch nicht. Ich finde, Politik muss einen Rahmen vorgeben, in dem sich die Menschen sicher fühlen können. Ich habe von vielen Hundebesitzern gehört, dass sie sich schon gar nicht mehr auf die Straße trauen, weil sie beschimpft und beleidigt werden. Ich kenne Rottweiler-Besitzer, die sich überlegen, ob sie ihren Hund behalten sollen. Das kann man doch nicht unterstützen.
Was wäre Ihr Vorschlag?
Mir gefällt das oberösterreichische Modell. Jeder, der sich einen Hund zulegen will, nimmt schon im Vorfeld zwei theoretische und eine praktische Stunde, unabhängig von der Hunderasse. In Österreich gibt es drei Bundesländer mit Listenhunden. Sind sie in den anderen Bundesländern weniger gefährlich? Nein, es liegt immer am Besitzer.
Tierschutzbeauftragte der FPÖ, was ist das eigentlich genau für ein Job?
Das ist eine ehrenamtliche Aufgabe, die mir große Freude macht. Ich bündle die Kräfte in der Partei, die sich für den Tierschutz einsetzen. Wir nehmen uns dieses Themas wirklich sehr stark an.
Frau Strache, Ihr Sohn ist am 1. Jänner auf die Welt gekommen. Wie organisieren Sie das Familienleben?
Meine Mutter ist glücklicherweise in Altersteilzeit. So kann ich meine Termine auf jene Tage legen, an denen sie Zeit für Hendrik hat. Wir kommen also ohne fremde Hilfe aus.
Sie haben unlängst das erste Foto von Ihrem Sohn auf Instagram veröffentlicht, man sieht Hendrik von hinten in einem Eisbärenanzug. Wird es irgendwann öffentliche Fotos von ihm geben?
(Philippa Strache zeigt ein Handyfoto von Hendrik, wie er auf dem Bauch der Hündin schlummert.) Wenn wir unterwegs sind, wollen die Leute immer auch ihn fotografieren. Das ist unangenehm, als Mutter möchte ich ihn natürlich beschützen. Falls das überhandnimmt, werde ich in die Offensive gehen, weil ich Angst habe, dass irgendwann so ein Foto an die Medien gespielt wird.
Ein Foto von Ihnen und der Freundin des Bundeskanzlers hat für Spekulationen gesorgt. Treffen Sie einander privat?
Ich schätze Frau Thier, sie ist ein sehr offener und lieber Mensch und braucht einen starken Rücken. Aber wir sehen uns eigentlich nur bei offiziellen Anlässen.
Hat Ihr Mann sich als Vizekanzler verändert?
Für mich nicht. Vielleicht ist er ein wenig gemütlicher geworden.
Was lieben Sie an ihm am meisten?
Seine souveräne Art. Und dann seine weiche Seite. Obwohl er oft Tage hat, die eine Katastrophe sind, kümmert er sich am Abend noch um familiäre Sorgen, die eigentlich in keinem Verhältnis zu seinem Alltag stehen.
Und wann gewöhnen Sie ihm das Rauchen ab?
Ich arbeite noch daran. Zu Hause darf er nur auf der Terrasse rauchen. Das wird jetzt leider wieder zunehmen, wenn es wärmer wird.
Sie ist 19 Jahre jünger als er
Geboren am 1.12.1987 in Wien, ihr Zwillingsbruder Christopher ist Sporttrainer für Kinder. „Phibi“ (so nennen Philippa ihre Freunde) purzelte mit 18 ins Parlament, zunächst in den SPÖ-Klub. Sie arbeitete auch als Pressesprecherin von Frank Stronach, Model und Fernseh-Moderatorin. 2014 lernt sie FPÖ-Chef Heinz Christian Strache bei einer Geburtstagsparty kennen, 2016 heiraten sie. Ihr Sohn Hendrik kam am 1. Jänner auf die Welt. Strache hat auch zwei Kinder aus erster Ehe. „Das Patchwork funktioniert“, sagt seine Frau.
Conny Bischofberger, Kronen Zeitung
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.