Groß angelegte Studie
Jeder dritte Afrikaner denkt ans Auswandern
Wirtschaftliche Not, Arbeitslosigkeit, keine Perspektiven - aus diesen und anderen Gründen wollen Millionen Afrikaner ihren Heimatländern den Rücken kehren. Viele wollen nach Europa - doch es ist nicht die Zieldestination Nummer eins. Auch ist es nicht etwa die zumeist arme Landbevölkerung, die es in die Ferne zieht. Vielmehr sind es die oft gut ausgebildeten jungen Stadtbewohner, die sich im Ausland ein besseres Leben erhoffen. Die Männer sind dabei auswanderungswilliger als die Frauen.
Laut einer groß angelegten Befragung erwägen durchschnittlich fast vier von zehn Einwohnern (37 Prozent) afrikanischer Staaten eine Emigration. 18 Prozent gaben an, sie hätten „sehr viel“ darüber nachgedacht. Das Forschungsnetzwerk Afrobarometer, das staatenübergreifend arbeitet, hat dazu in den vergangenen zwei Jahren fast 46.000 Afrikaner in 34 Ländern befragt. Der Wunsch auszuwandern ist bei Männern mit 40 Prozent höher ausgeprägt als bei Frauen (33 Prozent).
Junge, gut ausgebildete Stadtbewohner
Besonders junge Menschen überlegen, ihren Heimatländern den Rücken zu kehren. Unter den 18- bis 25-Jährigen ist fast jeder Zweite durchaus gewillt, ins Ausland zu gehen. Die potenziellen Migranten sind übrigens nicht die Ärmsten, sondern eher die besser Ausgebildeten und eher Stadtbewohner als die Landbevölkerung, zeigt die Umfrage. Als Hauptgrund nennen sie die Suche nach Arbeit (44 Prozent) sowie die Hoffnung, der schwierigen wirtschaftlichen Lage zu entkommen (29 Prozent).
Auch die hohe Jugendarbeitslosigkeit in zahlreichen afrikanischen Ländern ist Thema. Die Jugendarbeitslosigkeit in Nordafrika liegt laut offiziellen Angaben bei mehr als einem Drittel der Gesamtbevölkerung. Viele blicken daher sehnsuchtsvoll übers Mittelmeer und wagen oftmals mit Schleppern die Reise. In Marokko denken 13 Prozent „sehr viel“ und 23 Prozent „etwas“ an Migration, berichtet die „FAZ“.
Europa ist nicht das bevorzugte Ziel
Europa ist dabei nicht die bevorzugte Zieldestination, vielmehr zieht es die Afrikaner in die jeweiligen Nachbarländer, wo man sich eine bessere Wirtschaftslage erhofft. Oftmals zieht es die Menschen auch in Länder, wo sie Verwandte haben. Unter den Reisewilligen ist „ein anderes Land in der Region“ das am häufigsten angegebene Ziel (29 Prozent), dicht gefolgt von Europa (27 Prozent) und Nordamerika (22 Prozent).
Herkunftsländern droht „Braindrain“
Diese Entwicklung stellt nicht nur die Aufnahmeländer vor Probleme: Die Herkunftsländer der Migranten drohen einen sogenannten Braindrain zu erleiden, also das Abwandern der besser ausgebildeten Jugend, die langfristig das wirtschaftliche Wachstum eines Landes sichern könnte.
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