Teenagern droht Haft
Schiff entführt: Terror-Anklage gegen Migranten
Nach der gewaltsamen Umleitung eines Handelsschiffes nach Malta hat die Justiz des Inselstaates gegen drei der beteiligten Migranten Terrorismusvorwürfe erhoben. Die Teenager im Alter von 15, 16 und 19 Jahren erschienen am Samstag vor Gericht in Valletta. Nach maltesischem Recht drohen ihnen Haftstrafen zwischen sieben Jahren und lebenslang. Die Aktion der Migranten auf dem Handelsschiff hatte für eine neue Eskalation in der Debatte um Migration über das Mittelmeer gesorgt.
Die Besatzung des Schiffs „El Hiblu 1“ hatte am Mittwoch dicht vor der libyschen Küste im Mittelmeer 108 Migranten gerettet, unter ihnen auch Frauen und Kinder (siehe auch Video unten). Als sie hörten, dass sie nach Libyen zurückgebracht werden sollten, zwangen die Migranten den Kapitän, den Kurs Richtung Malta zu ändern.
Die Insel liegt rund 350 Kilometer nördlich der libyschen Küste, von der aus viele Afrikaner die gefahrvolle Überfahrt nach Europa versuchen. In der Nähe der Insel übernahm die maltesische Armee die Kontrolle über das Schiff, das am Donnerstagabend im Hafen von Valletta anlegte. Die drei Angeklagten, die die Vorwürfe am Samstag zurückwiesen, bleiben vorerst in Haft. Die übrigen Migranten wurden in einem Aufnahmezentrum untergebracht.
Das Frachtschiff wurde just an dem Tag gekapert, an dem die EU ihre Mittelmeer-Mission „Sophia“ wegen des Streits um die Flüchtlingsaufnahme mit Italien einstellte. Eine von den Mitgliedsstaaten ausgehandelte Kompromisslösung sieht vor, das Mandat der Mission zwar zu verlängern - allerdings ohne den Einsatz von Schiffen. Dafür soll die Luftüberwachung über dem Mittelmeer ausgebaut werden. Der „Sophia“-Einsatz würde ohne Mandatsverlängerung am 31. März enden.
Die italienische Regierung wollte seit Monaten erreichen, dass die Mission nicht mehr automatisch alle geretteten Flüchtlinge nach Italien bringt, und forderte dazu eine Überarbeitung der Einsatzregeln. Italien drohte deshalb, die Verlängerung des „Sophia“-Mandats zu blockieren.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.