Buch deckt auf:

So betrügt US-Präsident Trump beim Golfen

Ausland
31.03.2019 17:48

„Zu sagen, dass Donald Trump betrügt, ist, als würde man sagen, Michael Phelps schwimmt.“ Dieses bezeichnende Zitat über den US-Präsidenten sorgt für Gesprächsstoff. Denn, so die durchaus brisante Behauptung des ehemaligen Sportjournalisten Rick Reilly in seinem neuen Buch „Commander in Cheat: How Golf Explains Trump“ (auf Deutsch: „Oberbefehlshaber des Betrugs: Wie Golf Trump erklärt“), Trump schaffe seine gute Golf-Bilanz nur mit Betrug. Zur Untermauerung seiner Vorwürfe sprach Reilly mit zahlreichen Stars und Sportlern, die schon mit Trump auf dem Platz standen.

Der US-Präsident ist häufig auf Golfplätzen zu sehen, flankiert von Golfcarts, die voll besetzt mit Mitarbeitern des Secret Service sind. Trump besitzt auch 14 eigene Golfclubs rund um den Globus - etwa Trump Turnberry in Schottland oder Trump National Golf Club in New Jersey. Seinem Vorgänger Barack Obama warf er noch vor, zu viel Zeit mit dem Golfen zu verbringen, bei ihm selbst sieht er da aber keinen Widerspruch.

(Bild: picturedesk.com)

Schon in der Vergangenheit war das fragwürdige sportliche Verhalten bzw. die angeblich fehlende Sportlichkeit des US-Staatschefs thematisiert worden. Rick Reilly, der früher als Kolumnist für das Magazin „Sports Illustrated“ tätig war und selbst mehrmals mit Trump auf dem Platz stand, hat jetzt für sein neues Buch mit zahlreichen Promis und Sportlern gesprochen, die mit Trump golfen durften - und ihn beim Schummeln hautnah erleben konnten. Die britische BBC und andere internationale Medien berichteten dann am Sonntag vorab über die Highlights aus „Commander in Cheat: How Golf Explains Trump“.

„Wenn Trump eine 2,8 ist, ist Königin Elizabeth eine Stabhochspringerin“
Trump ist seiner Selbstbeschreibung zufolge ein ausgesprochen guter Golfer - und natürlich von allen bisherigen US-Präsidenten der beste. Er behauptet, ein Handicap von 2,8 zu haben - ein geringeres Handicap als der 18-fache Golf-Champion Jack Nicklaus. Weltklasse-Golfer Nicklaus ist sieben Jahre älter als der 72-jährige Trump und spielt aktuell ein Handicap von 3,4. „Wenn Trump eine 2,8 ist, ist Königin Elizabeth eine Stabhochspringerin“, so Reilly.

(Bild: AFP)

„Er betrügt auf höchstem Niveau. Er betrügt, wenn Leute zuschauen, und er betrügt, wenn sie es nicht sehen“, zeichnet der frühere Sportjournalist in seinem Buch, das kommende Woche veröffentlicht wird, ein äußerst unsportliches Bild von Trump. „Er betrügt, ob Sie es mögen oder nicht. Er betrügt, weil er so Golf spielt ... Wenn Sie mit ihm Golf spielen, wird er betrügen“, so Reilly, der sich die Vorwürfe nicht aus den Fingern gesaugt hat. Er sprach mit mehreren professionellen und Amateur-Golfern, die schon mit Trump am Platz gestanden sind. Rocker Alice Cooper, Hollywoodstar Samuel L. Jackson und auch der frühere Boxer Oscar De La Hoya hatten sich bereits in der Vergangenheit in Sachen Trump und Golf-Betrug geäußert.

„Wir haben deutlich gesehen, wie er bei Trump National (der Trump-Golfclub in Bedminster, New Jersey; Anm.) einen Ball in einen See geschlagen hat, und sein Caddy sagte ihm dann aber, er habe ihn gefunden“, hatte Samuel L. Jackson bereits 2016 in einem Interview die „hinterlistigen Methoden“ des Golfers kritisiert. „Egal wie weit in den Wald er den Ball hineinschlägt, er liegt mitten auf dem Fairway, wenn wir dort ankommen“, nahm sich auch die LPGA-Profigolferin Suzann Pettersen im vergangenen Jahr gegenüber einer norwegischen Zeitung kein Blatt vor den Mund.

Trump soll Ball von Sportmoderator in Bunker geworfen haben
Star-Sportmoderator Mike Tirico vom Sender NBC spielte öfters mit Trump, bevor dieser das Rennen um das Weiße Haus für sich entschieden hat. Er lieferte seinen Worten zufolge den „Schlag seines Lebens“ ab, und der Ball landete auf einem erhöhten Grün, das er nicht sehen konnte. Doch der Journalist kannte den Platz und wusste, dass der Ball gleich neben dem Loch war. Als er zum Putten auf das Grün kam, war der Ball verschwunden. Er tauchte 15 Meter entfernt in einem Bunker auf. Tirico erinnert sich: „Trumps Caddie erzählte mir später, dass der Ball nur drei Meter vom Loch gelandet war. Trump hatte ihn in den Bunker geworfen.“

Der Trump International Golf Club in Dubai (Bild: AP)
Der Trump International Golf Club in Dubai

Trump hatte derartige unsaubere Methoden beim Golfen stets geleugnet, als seine sportliche Ethik in der Vergangenheit infrage gestellt wurde. Etwa als Reilly sich 2015 im Rahmen einer Recherche der „Washington Post“ - einem mittlerweile erklärten Feind des Staatschefs im Besitz von Amazon-Gründer Jeff Bezos - zu Trumps „Spielkunst“ auf dem Golfplatz äußerte. Der spätere US-Präsident nannte den Journalisten damals „unehrlich“ und einen „schlechten Schreiber“.

Auch bei historischer Bedeutung von Golfclub-Areal übertrieben?
Doch Reilly ließ das Thema einfach nicht los. Das fertige, nun erscheinende Buch des Sportjournalisten will aber nicht nur aufzeigen, wie der US-Präsident beim Golfen betrügt, sondern zeichnet davon ausgehend das Bild eines Staatschefs, der stets der Beste sein muss - und der ganz locker aus dem Handgelenk schummelt, um sich einen Sieg zu verschaffen. So soll Trump auch bei der historischen Bedeutung seiner Golfanalagen geschummelt haben. Auf der „Trump Washington“-Anlage auf Lowes Island im Bundesstaat Virginia steht ein Bürgerkriegsmonument, das Spieler daran erinnert, wie viele Soldaten der Nord- und Südstaaten dort gefallen sein sollen. Doch mehrere Historiker sagen laut Reilly, dass in der Nähe des Denkmals nie eine Schlacht stattgefunden hat.

(Bild: AFP)

Ebenfalls fragwürdig: In seinem Club in Bedminster hängt ein Schild mit einem Zitat des berühmten Golfplatz-Architekten Tom Fazio. Darauf ist zu lesen: „Das ist mein bestes Design.“ Fazio kann sich allerdings nicht daran erinnern, „das so gesagt zu haben“. Und auch mit der Etikette am Golfplatz soll es der US-Präsident nicht so genau nehmen, wenn er etwa mit dem Golfcart auf das Putting-Grün fährt. „Das ist, als hinge man seine Wäsche in der Sixtinischen Kapelle auf“, schreibt Reilly.

Am Ende der Lektüre des Buches bleibt die Frage: Warum hat Trump all das eigentlich nötig? Denn selbst Profis wie Tiger Woods bestätigen, dass der heute 72-Jährige ein guter Spieler ist. Buchautor Reilly dazu: „Golf ist wie Radlerhosen: Sie sagen sehr viel über einen Mann aus …“

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