Totale Überwachung

Sie sehen dich immer und überall in Salzburg

Salzburg
01.04.2019 10:00
Egal ob daheim, in der Arbeit, auf der Straße oder im Geschäft: Wir alle werden in Salzburg mittlerweile fast nahtlos überwacht. Die „Krone“ hat sich einen Tag lang ein Bild gemacht, wo in der Landeshauptstadt die modernen Spione sitzen, die jedermann im Blick haben. Fazit: Wir sind nicht so unbeobachtet, wie wir glauben.

Sie schwenkt unauffällig hin und her, frühmorgens um sieben Uhr am Müllnersteg. Pausenlos, fast beharrlich. Kein Fußgänger oder Radler entgeht ihr: Der kleinen weißen Kamera, die neben der Wetterstation montiert ist und die Passanten beim Überqueren der Brücke filmt. Kurz und unauffällig. Nur die wenigsten bemerken die Kamera.

Ein „Krone“-Streifzug durch die Stadt auf den Spuren der totalen Überwachung. Selbst die Kameras im Visier – und davon gibt es wahrlich viele

Auch im Bus laufen die Kameras ständig
Gut gefrühstückt geht es los: am Weg in die Arbeit ein kurzer Halt am Petersbrunn-Parkplatz für ein Telefongespräch. Und damit gleich drei weitere Kamera-Schnappschüsse. Der Betreiber contipark will wissen, wer sich auf seinem Parkplatz umtreibt. Sicherheitshalber.

Es folgt ein Ausflug nach Hellbrunn, und selbst im naturbelassen scheinenden Erholungspark bleibt man nicht unbeobachtet. Oder besser: die Tiere. Seitdem Geparden aus dem Zoo-Gehege entlaufen sind, verfolgt eine Infrarotkamera an einem Holzstamm das Geschehen im Freien.

Mittagspause, der Weg führt zum Bankomaten. Kamera ist keine zu sehen, aber gefilmt wird. Das sagt der Hausverstand. Der Geldautomat ist zugegeben kein guter Ort für Privatsphäre.

Am Nachmittag folgt eine kurze Etappe mit dem Bus – der Bequemlichkeit halber. Und auch im etwas staubigen Solarisbus: Kleine Kameras neben den verchromten Haltegriffen, die den gesamten Bus im Überblick haben. Auch sicherheitshalber, heißt es von der Salzburg AG. Die Aufnahmen würden nach spätestens 72 gelöscht werden. Sofern es keinen Zwischenfall gibt.

Die Endstation der Fahrt: Mozartplatz. Nur vermeintlich unbeobachtet, während der Weg in die mit Touristen überfüllte Kaigasse führt. Zwei schwarze, große Kameras verfolgen das bunte Treiben in der Innenstadt.

Es ist spät geworden, nach der Taxifahrt ins Büro, ohne zumindest offenkundig erkennbarer Videobegleitung, geht’s per Auto weiter zum Flughafen. Die Fahrt entgeht „Big Brother“ nicht: Kurz vor der Unterführung filmen drei Kameras das Verkehrsgeschehen.

19:30 Uhr, endlich zu Hause. Der Laptop bleibt zu, die Webcam wäre an diesem Tag dann doch zu viel.

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