Verkehrte Welt

Leclercs „strahlende Zukunft“: Vettel unter Druck

Formel 1
01.04.2019 12:14

Im Schatten des aufgehenden Formel-1-Sterns Charles Leclerc hat Sebastian Vettel erst einmal keinen Trost gefunden. Nach der Horror-Nacht von Ferrari in Bahrain lauschte der frustrierte Deutsche mit verschränkten Armen seinem mit Lobeshymnen bedachten Stallrivalen. Vettels WM-Ambitionen mit den Roten haben nicht nur zu einem besonders frühen Zeitpunkt der Formel-1-Saison einen Tiefpunkt erreicht. 

Dem vierfachen Weltmeister (zuletzt 2013) droht nun auch der Verlust seines Nummer-Eins-Status im eigenen Rennstall. „Wir sehen in ihm einen jungen Champion, der im Entstehen begriffen ist. Er war der emotionale Sieger“, bescheinigte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff (oben im Bild) dem drittplatzierten Monegassen Leclerc und bezeichnete dessen Vorstellung als „sehr, sehr beeindruckend. Er hat eine gute Persönlichkeit, ist ein bescheidener junger Mann, und er ist sehr schnell.“

(Bild: AFP)

Leclerc ging souverän und cool mit seinem Frust um. „Er hat einen unglaublichen Job an diesem Wochenende abgeliefert und eine herrliche, strahlende Zukunft vor sich“, meinte auch Bahrain-Sieger Lewis Hamilton. „Auf ihn warten mit Sicherheit noch eine Menge Siege“, betonte der Mercedes-Toppilot.

(Bild: AP)

Härte des Motorsports 
Der erst in dieser Saison als Nachfolger von Kimi Räikkönen in den Ferrari beförderte Leclerc bekam in Sakhir jedoch fast die volle Härte des Motorsports zu spüren. Nach seiner ersten Pole Position kostete den 21-Jährigen ein drastischer Leistungsschwund seines Motors den ersten Sieg seiner Formel-1-Karriere. Hinter Hamilton und dem finnischen WM-Leader Valtteri Bottas im zweiten Mercedes schleppte sich Leclerc während einer Safety-Car-Phase noch als Dritter ins Ziel.

„Er hat die grausame Seite des Motorsports kennengelernt, und es war unser Glück“, sagte Wolff. „Ich stand so kurz davor, mir einen Kindheitstraum zu erfüllen“, erzählte Leclerc nach seinem erst zweiten Ferrari-Rennwochenende. „Hoffentlich wird dieser Tag in der Zukunft kommen.“ Lange dürfte dieser nicht auf sich warten lassen. Für Vettel, der den gebeutelten Teamkollegen unmittelbar nach seinem eigenen Desaster tröstete, sind das keine guten Aussichten.

Auf der Jagd nach seinem ersten WM-Triumph mit Ferrari, dessen Power auf den Geraden Mercedes derzeit nicht mitgehen kann, droht ihn ein Scuderia-Newcomer zu überholen. „In Leclerc geht ein Stern auf“, schmachtete die „Gazzetta dello Sport“ am Montag. Vettel verlor dagegen „La Repubblica“ zufolge unter Druck „die Nerven und den Frontflügel“. Am Persischen Golf stand sich der 31-Jährige tatsächlich auch selbst im Weg, als er sich bei einem Zweikampf mit Hamilton drehte.

Frontflügel brach
Dann brach an seinem Ferrari auch noch der komplette Frontflügel weg, Rang fünf war schließlich Schadensbegrenzung. „Wir müssen unsere Fahrer ermutigen, weil sie nur die besten Ergebnisse einfahren können, wenn sie an die Grenze gehen“, sprach Ferrari-Teamchef Mattia Binotto Mut zu. „Vettel macht da weiter, wo er im vergangenen Jahr aufgehört hat: Er vermasselt es wieder“, ätzte dagegen der deutsche TV-Experte und Ex-Weltmeister Nico Rosberg. „Es ist unglaublich, dass ihm das wieder und wieder passiert. Er muss einen Ausweg finden.“

(Bild: APA/AFP/FERRARI PRESS OFFICE/Handout)

Vettel will seinen Frust erst einmal in Bahrain abbauen. „Ich bin ziemlich froh, am Mittwoch für den Test wieder in den Wagen zu steigen“, räumte er ein. Bei der Ferrari-Sprechstunde mit Leclerc und Binotto konnte Vettel aber schon wieder lachen, selbst wenn er noch viel Arbeit für sich sieht. „Mit Sicherheit passt es noch nicht so ganz. Das Potenzial ist da, wir tun uns aber noch ein bisschen schwer, es rauszuholen“, erläuterte der Vizeweltmeister. Hamilton ist sich sicher, dass Vettel das Fiasko verdauen wird. „Er wird sich erholen und wieder Gas geben“, meinte der fünffache Weltmeister.

Leclerc, und auch das ist kein gutes Zeichen für Vettel, hat der Brite als ernsthaften Konkurrenten aber längst auf dem Zettel. „Ich nähere mich ihm genauso an wie Sebastian.“

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(Bild: KMM)



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