Im Asylverfahren hat er vorgebracht, dass er im Irak Angst hat, dass er getötet wird. In Österreich hat er dann selbst getötet. Ein 40 Jahre alter Iraker ist jetzt in Wien zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Er hatte am 8. September 2018 seine Freundin mit einem Messer ermordet. Sie hatte ihn seinen Worten zufolge in seiner „Männlichkeit beleidigt“. „Die Strafe ist zu hoch“, protestierte der Mann im Anschluss an die Urteilsverkündung. Er meldete umgehend Berufung an, das Urteil ist nicht rechtskräftig.
Schreie einer Frau tönen aus einer Wohnung in Wien, ein Hausbewohner hält Nachschau: Da liegt die Nachbarin am Boden, ihr Verlobter sticht auf sie ein. Bis Stille herrscht. Dabei hätte der Iraker zu dem Zeitpunkt längst im Gefängnis seine Haftstrafen absitzen müssen!
Der Iraker (40) war 2004 illegal nach Österreich gekommen, hatte mehrmals Asyl beantragt und diesbezügliche Ablehnungen immer wieder bekämpft. Und die Zeit dazwischen? „Dazu genutzt, straffällig zu werden“, sagt Staatsanwältin Julia Koffler-Pock. Und zwar mehrfach.
Strafauschub beantragt und untergetaucht
Zuletzt hätte er tatsächlich ins Gefängnis müssen, um seine Strafen abzusitzen: Doch er beantragte Strafaufschub und - tauchte unter. Er wohnte beim späteren Opfer. Nachbarn hörten immer wieder Auseinandersetzungen zwischen dem Paar. Einmal flüchtete die Frau auch zu Nachbarn, da rannte er mit einem Messer in der Hand hinterher. Die Frau warf ihn daraufhin aus der Wohnung.
Doch er kam wieder. Am 8. September 2018 hörte ein Bewohner wieder Schreie von der Frau: „Hilfe, rettet mich, er will mich abschlachten“, so die Staatsanwältin: „Und genau das hat er auch gemacht.“ Ruhig habe er danach das Haus verlassen: „Wir haben die Polizei gerufen“, sagte ein Nachbar zu ihm - dem Iraker soll das egal gewesen sein. Seine Version? Eine völlig andere. „Sie war eine gute Frau für mich“, sagt er dem Geschworenengericht, Vorsitz Eva Brandstetter. Gleichzeitig spricht er davon, dass sie nicht mit ihm schlafen wollte, dass sie ihn betrogen haben soll, dass er ihr Handy kontrollierte.
„Sie hat mich in meiner Männlichkeit beleidigt“
Und dass sie ihm gegenüber grundlos aggressiv gewesen sein soll. Vor der Tat „hat sie mich in meiner Männlichkeit beleidigt“, erklärt er, „sie hat gesagt, du bist kein richtiger Mann, du hast keine Brusthaare“. Da habe er rotgesehen. „Ich hatte schon viele Frauen, aber so etwas hatte ich noch nie“, sagt er.
Doch er will aus Notwehr gehandelt haben, denn sie soll nur Minuten zuvor auf verschiedene Arten versucht haben, ihn zu verletzen. Er will nur gesagt haben: „Das ist keine Lösung.“ Und sich dann gewehrt haben. Was ihm keiner glaubt: lebenslang, nicht rechtskräftig.
Silvia Schober, Kronen Zeitung/krone.at
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