Das Verhältnis zwischen den USA und China gilt seit Monaten als äußerst angespannt. Zuletzt sorgten vor allem Spionagevorwürfe gegen den chinesischen Telekomausrüster Huawei für politische Spannungen. Nicht gerade zur Entspannung beitragen dürfte jetzt ein Vorfall in Mar-a-Lago, dem Anwesen von US-Präsident Donald Trump in Palm Beach, Florida. Dort wurde nun eine Chinesin bei dem Versuch verhaftet, sich Zutritt zu dem Wochenenddomizil zu verschaffen. Mit im Gepäck hatte die Frau allerlei technische Gerätschaften sowie einen USB-Stick mit „bösartiger Schadsoftware“.
Einem Bericht der „Washington Post“ zufolge hatte die Frau namens Yujing Zhang am vergangenen Samstag gegenüber Mitarbeitern des Secret Service zunächst angegeben, sie wolle zum Schwimmbad auf dem Gelände des Privatklubs. Da die Sicherheitskräfte sie für eine Verwandte eines der Klubmitglieder hielten, sei sie zur Rezeption durchgelassen worden. Laut „Miami Herald“ fand sich ihr Name jedoch auf keiner der Gästelisten, was einen weiteren Secret-Service-Agenten dazu veranlasste, die Frau zu befragen.
Zhang habe daraufhin angegeben, Teilnehmerin eines nicht-existierenden „Freundschaftstreffens“ der Vereinten Nationen zu sein, bei dem sie mit einem Mitglied der Familie des US-Präsidenten über die Wirtschaftsbeziehung zwischen den USA und China reden wolle, hieß es. Nachdem man ihren Ausführungen offenbar keinen Glauben schenkte, sei sie „verbal aggressiv“ und schließlich verhaftet worden.
Zwei Pässe, vier Handys und mehr
Wie aus am Dienstag veröffentlichten Gerichtsdokumenten hervorgeht, fanden die Sicherheitskräfte bei der anschließenden Durchsuchung keinerlei Badesachen, dafür neben zwei chinesischen Pässen auch vier Handys, einen Laptop, eine externe Festplatte sowie einen USB-Stick, auf dem sich „bösartige Schadsoftware“ befunden habe. Um welche Art Schadsoftware es sich handelte, wurde nicht genannt.
Über Zhangs Motive und Intentionen ist bislang nichts bekannt. Die laut Gerichtsakten 1986 geborene Chinesin wurde wegen Falschaussage gegenüber eines Bundesbeamten sowie Landfriedensbruchs angezeigt. Die erste Anhörung ist für den 8. April angesetzt. Im Falle einer Verurteilung drohen ihr für beide Delikte bis zu sechs Jahre Haft sowie eine Geldstrafe von bis zu 350.000 US-Dollar.
„Kein Gelegenheitsbesucher“
Eine Anklage wegen Spionage wurde bislang nicht erhoben. Auf David Kris, stellvertretender Generalstaatsanwalt für nationale Sicherheit in der Obama-Administration und Gründer der Beratungsfirma Culper Partners, wirkt Zhang allerdings nicht wie ein „Gelegenheitsbesucher“. Die Menge an Ausrüstung, die sie mit sich führte, deute darauf hin, dass die Malware „kein Unfall“ gewesen sein könnte, sagte Kris dem „Miami Herald“. „Es klingt sehr nach einer Person, die ausgerüstet ist, um sich an die Arbeit zu machen, sobald sie eingedrungen ist.“
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