Grenzöffnungs-Gerüchte
Migranten wollen aus Griechenland „ausbrechen“
Gerüchte über eine mögliche Öffnung der Grenze zwischen Nordmazedonien und Griechenland, die derzeit im Internet kursieren, führen seit Tagen zu gewaltsamen Ausschreitungen in und rund um ein Flüchtlingslager in der griechischen Hafenstadt Thessaloniki. Hunderte Migranten wollen nämlich nach Norden und weiter nach Mitteleuropa marschieren. Bisher hat die griechische Polizei einen Durchbruch der Sperren rund um das Lager Diavata verhindern können. Auch am Freitag unternahmen Dutzende Flüchtlinge einen Versuch. Unterdessen wurde der Hauptbahnhof von Athen von Migranten lahmgelegt. Sie forderten freie Fahrt zur nordmazedonischen Grenze (siehe Video oben).
Das griechische Fernsehen zeigte am Freitag Aufnahmen, die an den Höhepunkt der Flüchtlingskrise im Jahr 2015 erinnerten: Rangeleien zwischen Migranten und Sicherheitskräften, Steinwürfe, Tränengasnebel und Pfeffersprayeinsatz. Die Polizei kritisierte, dass die Migranten Frauen und Kinder als eine Art Vorhut einsetzten, um die Absperrung der Polizisten zu überwinden.
UNHCR warnt vor Gerüchten
Die Idee vom Marsch gen Norden soll durch das Internet verbreitet worden sein. Demnach soll die Grenze zwischen Griechenland und Nordmazedonien für Migranten aufgemacht werden, wenn sich Migranten massenweise dorthin begeben. Das Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) warnte die Migranten davor, solchen Gerüchten zu glauben. Der griechische Einwanderungsminister Dimitris Vitsas betonte ebenfalls: „Es ist eine Lüge, dass die Grenze aufgemacht werden soll. Das wird es nicht geben.“
Sitzstreik legt Athener Hauptbahnhof lahm
Dennoch begaben sich am Freitagnachmittag auch in Athen Dutzende Menschen zum Hauptbahnhof und forderten einen Transport an die nordmazedonische Grenze. Ein Sitzstreik auf den Gleisen legte den Bahnverkehr lahm.
Während des Höhepunkts der Migrationskrise war entlang der Grenze zwischen Griechenland und Nordmazedonien ein Grenzzaun gebaut worden. Dieser steht noch und wird überwacht. Die damalige Balkanroute führte von Griechenland über Nordmazedonien (damals noch Mazedonien genannt), Serbien und Ungarn nach Mitteleuropa.
Migration: „Schlüsselprobleme ungelöst“
Während die Ankunftszahlen über Italien im vergangenen Jahr um fast 100.000 zurückgingen, stiegen sie auf der Route über die Türkei nach Griechenland wieder um mehr als 14.000. Die EU-Kommission verwies Anfang März darauf, dass „Schlüsselprobleme ungelöst“ seien. Dazu gehörten schleppende Asylverfahren und verzögerte Abschiebungen. Die EU hatte 2016 einen Flüchtlingspakt mit der Türkei geschlossen. Ankara sagte damals zu, alle neu auf den griechischen Inseln ankommenden Flüchtlinge zurückzunehmen und stärker gegen Schlepperbanden vorzugehen. Dies führte im Vergleich zu 2015 zu einem deutlichen Rückgang der Ankunftszahlen in Griechenland.
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