Es ist ein Milliarden-Projekt, sein Bauprozess war gespickt von Pannen, auch so mancher Skandal pflasterte den Weg - am Samstag durften sich die Wiener nun endlich selbst ein Bild vom Endergebnis machen. Das Interesse am Wiener KH Nord - künftig geführt unter dem Namen Klinik Floridsdorf - war am Samstag jedenfalls gewaltig: Tausende Schaulustige wollten beim Tag der offenen Tür einen Blick erhaschen, so viele, dass die Besucher zunächst nur in Blockabfertigung in den skandalumwitternden Bau hineingelassen werden konnten.
Die zahlreichen Pannen des Bauprojekts hatten in der Vergangenheit eine Vielzahl an Seiten gefüllt und für Schlagzeilen gesorgt - allen voran der Esoterik-Skandal rund um einen Energie-Schutzkreis, der für 95.000 Euro um das Spital „gelegt“ wurde. Die Baukosten für das KH Nord sollten explodieren, mehr als 8000 Baumängel seitens des Rechnungshofes festgestellt werden, zudem kam nach und nach an Tageslicht, über welch geringes Know-how die Projektleitung offenbar verfügte.
Das Skandalspital wurde ein Fall für die Untersuchungskommission, in der Folge wurden weitere Untiefen zutage gefördert - etwa, dass sämtliche Warnungen bezüglich der dramatischen Situation auf der Baustelle seitens der Verantwortlichen schlicht ignoriert oder in den Wind geschlagen worden seien, wie ein Zeuge im Rahmen der U-Kommission kundtat.
Wehsely provozierte bei U-Ausschuss
Für neuerlichen Zündstoff sollte zudem der Auftritt von Ex-Stadträtin Sonja Wehsely am Freitag beim U-Ausschuss sorgen, die sich gemeinsam mit Ex-KAV-Direktor Wilhelm Marhold und Architekt Albert Wimmer erneut verantworten musste. Der Konsens war derselbe wie bereits beim ersten Mal - schuld an der Misere seien die anderen gewesen. Noch einen drauf legte allerdings die Ex-Stadträtin, und erklärte, dass sie heute alles ganz genauso wieder machen würde, in puncto Personalentscheidungen oder etwa auch in puncto Verheimlichung von Problemen, bis diese nicht mehr korrigiert werden können.
Doch all das sollte am Samstag beim Tag der offenen Tür zweitrangig sein, als gegen 11.30 Uhr Bürgermeister Michael Ludwig feierlich den Türöffner zum Krankenhaus betätigte - und Tausende in das Skandalspital strömten. Gemeinsam mit Gesundheitsstadtrat Peter Hacker wurde feierlich die Eingangstafel enthüllt, Kardinal Christoph Schönborn segnete die künftige Klinik Floridsdorf, Besucher streiften durch die Gänge, die Resonanz bezüglich Ersteindruck: vorwiegend positiv.
Doch natürlich war und blieb die skandalträchtige Vorgeschichte des Spitals Thema, die Mehrkosten und auch die verspätete Eröffnung. Und auch vor den Toren des Krankenhauses gab es nicht nur Jubelstimmung, vielmehr versammelten sich zahlreiche Krankenschwestern und Pfleger, um gegen das neue Gehaltsschema und für „gleichen Lohn für gleiche Arbeit“ zu demonstrieren.
Bereits ab Montag wird das Krankenhaus übrigens wieder geschlossen - planmäßig wohlgemerkt -, ab Dienstag startet der klinische Testbetrieb, bevor Anfang Juni die ersten Patienten im Krankenhaus behandelt werden.
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