Dass Vizekanzler Heinz-Christian Strache mit den Identitären nichts zu tun haben will, hat nun zu zahlreichen scharfen Attacken von Rechtsextremisten gegen den FPÖ-Chef geführt. „Die FPÖ macht sich völlig lächerlich. Wir werden die horrende Heuchelei der jüngsten Aussagen von Strache Punkt für Punkt bloßstellen“, schrieb Identitären-Chef Martin Sellner auf Twitter.
Edwin Hintsteiner, Leiter der Identitären Bewegung Salzburg, drückte seinen Unmut noch schärfer aus: „Strache ist der verfaulende Rest dessen, was einmal die Hoffnung aller österreichischen Patrioten war. Strache ist widerlich!“
„Wenn Identitären Bewegung extremistisch ist, dann ist es die FPÖ auch“
Sellner kritisierte vor allem Straches Auftritt am Samstag beim Landesparteitag der oberösterreichischen FPÖ. „Strache erklärt die Identitäre Bewegung zum Feind. Wenn die Identitäre Bewegung extremistisch ist, dann ist es die FPÖ auch.“ Sellner nahm dabei Bezug auf Straches Jugendjahre, in denen sich der FPÖ-Chef selbst in extremistischen Gesinnungsbereichen bewegt hätte.
Deutet man den Tweet von Sellner richtig, so will sich dieser nun aus Rache aktiv in den EU-Wahlkampf einbringen. „Das wird ein spannender Wahlkampf“, schrieb Sellner.
Sellner nach krone.at-Bericht: „Wortwahl war falsch“
Nach der Veröffentlichung des krone.at-Artikels ruderte Sellner auf Twitter teilweise zurück: „Die inhaltliche Kritik bleibt und ist valide. Die Wortwahl ist falsch.“ Sellner wurde von Strache auf Twitter mittlerweile geblockt.
Stache war am Samstag beim Landesparteitag der oberösterreichischen FPÖ auf Distanz zu den Identitären gegangen. „Wir wollen mit der Identitären Bewegung nichts zu tun haben“, sagte Strache vor den knapp 500 Delegierten. Weder organisatorisch, strukturell oder finanziell gebe es Verbindungen, meinte der Vizekanzler.
Strache über Identitäre: „Haben klaren Trennstrich gezogen“
Zwar gebe es in der FPÖ den einen oder anderen mit Sympathien für die Inhalte der Identitären. „Aber da haben wir einen klaren Trennungsstrich gezogen“, verwies er auf den entsprechenden Parteibeschluss des Vorjahres. Die FPÖ gehe ihren „eigenen patriotischen Weg“ und stehe in der Mitte der Gesellschaft, sagte Strache im Linzer Design-Center. Die FPÖ lasse sich von niemandem vereinnahmen, auch nicht von einem „aktionistischen Verein“.
Spende von Attentäter, Hakenkreuze auf Synagoge geklebt
Identitären-Chef Martin Sellner steht momentan im Fadenkreuz der öffentlichen Kritik. Zum einen hatte er eine Spende des faschistischen Moschee-Attentäters Brenton Tarrant von 1500 Euro erhalten. Zum anderen gibt es Belege dafür, dass er als Jugendlicher im Jahr 2006 Hakenkreuz-Kleber an der Synagoge in Baden bei Wien angebracht hatte. Sellner gab sich damals reuig, es kam zu einer außergerichtlichen Einigung. Sellner verpflichtete sich, 100 Stunden Hilfsarbeiten auf dem jüdischen Friedhof in Baden zu verrichten.
Sellner: „Habe provozieren wollen“
Am Freitag rechtfertigte sich Sellner für sein Hakenkreuz-Kleben. Er habe provozieren wollen und sei damals „tatsächlich rassistisch, xenophob und antisemitisch“ unterwegs gewesen. Mit dieser Ideologie habe er gebrochen, nicht aber mit seinem Patriotismus. Er ortete eine Kampagne gegen sich. Diese „mediale Nazi-Trommelfeuer“ werde weitergehen, „bis die FPÖ Wachs geworden ist in den Händen von Sebastian Kurz“.
Identitäre belasten Klima zwischen ÖVP und FPÖ
Das Verhältnis der FPÖ zu den Identitären hatte zuletzt für den ersten gröberen Konflikt in der türkis-blauen Koalition geführt. Kanzler Kurz (ÖVP) verlangte eine klare Abgrenzung des Koalitionspartners von der rechtsextremen Bewegung - und zwar nicht nur bei politischen Funktionsträgern, sondern auch bei den Mitarbeitern. Insbesondere der Grazer Vizebürgermeister Mario Eustacchio sieht dazu aber keinen Anlass. Kurz wurde daraufhin - wie jetzt auch Strache - von rechten Usern im Internet scharf attackiert. Sogar eine burgenländische Ortsgruppe der FPÖ beschimpfte Kurz.
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