„Vulkan des Zorns“
Kämpfe in Libyen eskalieren: USA ziehen Truppen ab
Der Kampf um Libyens Hauptstadt Tripolis ist nun vollends entbrannt. Nach Luftangriffen auf die Truppen des abtrünnigen Generals Khalifa Haftar am Samstag haben Anhänger der international anerkannten Regierung unter der Führung von Ministerpräsident Fajis al-Sarradsch am Sonntag die Operation „Vulkan des Zorns“ gestartet. Die Gegenoffensive habe das Ziel, alle libyschen Städte von „illegalen Kräften zu säubern“. Haftar, ein langjähriger Gefährte des gestürzten Machthabers Muammar al-Gaddafi, will wiederum Tripolis von Islamisten befreien. Angesichts der chaotischen Situation haben die USA ein Kontingent von Soldaten aus dem nordafrikanischen Land abgezogen.
Haftars Truppen versuchen seit Donnerstag, auf die Hauptstadt Tripolis vorzurücken. Laut der Einheitsregierung, wie sie sich auch bezeichnet, obwohl sie nur Teile des Landes kontrolliert, sind seit Beginn der Haftar-Offensive bereits 21 Menschen in den Vororten von Tripolis getötet worden. Ob darunter auch Zivilisten sind, wollte das Gesundheitsministerium am Sonntag nicht mitteilen. Der ehemalige Gaddafi-Weggefährte will Tripolis einnehmen und das gespaltene Land unter seine Führung bringen. Sowohl die UNO als auch die G7-Außenminister haben am Wochenende vor einer weiteren Eskalation gewarnt.
Die Aufnahmen unten zeigen einen Teil der US-Evakuierungsmission:
Bei den Einwohnern von Tripolis wächst unterdessen die Angst vor einem längeren Kampf um die Stadt. An Tankstellen und Supermärkten bildeten sich Schlangen. „Wir müssen jetzt alles horten, was man braucht“, sagte eine Frau in einem Supermarkt in der Hauptstadt. „Man weiß ja nie, was geschieht.“
Die Angst ist berechtigt, denn auch wenn Haftar in seinem Aufruf zum Marsch auf Tripolis versicherte, dass die Bevölkerung geschützt würde, sind Kollateralschäden nicht ausgeschlossen. Mittlerweile fliegen beide Konfliktseiten auch Luftangriffe.
Haftar und seine heimlichen Unterstützer
Kritikern zufolge verdankt Haftar seinen militärischen Erfolg der heimlichen Unterstützung durch eine ganze Reihe von Ländern. Zu ihnen sollen die Vereinigten Arabischen Emirate, Ägypten und Frankreich sowie in jüngerer Zeit auch Saudi-Arabien gehören. 2016 waren beim Absturz eines Hubschraubers in Libyen drei französische Soldaten ums Leben gekommen. Sie sollten geheimdienstliche Erkenntnisse zur Unterstützung Haftars sammeln. Die Regierung in Tripolis sprach damals von einer Verletzung der libyschen Souveränität.
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