Militärputsch

Sudans Langzeit-Machthaber Bashir abgesetzt!

Ausland
11.04.2019 16:19

Sudans langjähriger Staatschef Omar al-Bashir ist nach monatelangen Protesten vom Militär abgesetzt worden. Der 75-Jährige sei in Gewahrsam, wie das Verteidigungsministerium am Donnerstag mitteilte. Es gebe Verhandlungen über einen „Militärrat“, der interimistisch die Macht übernehmen solle. Es werde eine von den Streitkräften geführte Übergangszeit von zwei Jahren geben, hieß es weiter. Tausende Sudanesen waren bereits vor der Erklärung der Streitkräfte auf die Straßen geströmt, um das „Ende des Bashir-Regimes“ zu feiern (siehe Video oben). Es gab aber auch Unmutsäußerungen über die Übergangsregierung, in der „die gleichen Gesichter“ vertreten seien wie bisher. Viele Oppositionelle forderten daher die Übernahme durch eine zivile Übergangsregierung.

Der gefürchtete sudanesische Geheimdienst gab unterdessen bekannt, dass nun auch alle politischen Gefangenen freigelassen würden. Demonstranten hatten zuvor auch ein Gebäude der mächtigen Behörde in der Stadt Kasala im Osten des Landes gestürmt, wie Augenzeugen berichteten. Dabei sollen Büros geplündert worden sein. Die oppositionelle Allianz für Frieden und Wandel rief die Demonstranten auf, friedlich zu bleiben und kein öffentliches oder privates Eigentum anzugreifen. „Jeder, der bei so etwas erwischt wird, wird gesetzlich bestraft. Unsere Revolution ist friedlich, friedlich, friedlich“, hieß es in einer Erklärung.

Im Februar hatte Sudans Präsident Omar al-Bashir den Ausnahmezustand in seinem Land ausgerufen. Im April ist er vom Militär abgesetzt worden. (Bild: APA/AFP/Ashraf Shazly)
Im Februar hatte Sudans Präsident Omar al-Bashir den Ausnahmezustand in seinem Land ausgerufen. Im April ist er vom Militär abgesetzt worden.
Demonstranten jubeln Soldaten in der Hauptstadt Khartum zu. (Bild: APA/AFP)
Demonstranten jubeln Soldaten in der Hauptstadt Khartum zu.

Bereits in den frühen Morgenstunden rückten Armee und Sicherheitskräfte rund um das Verteidigungsministerium, Hauptstraßen und Brücken in der Hauptstadt Khartum aus, während sich Tausende Menschen zu einem weiteren Protest gegen die Regierung versammelten. Das war für viele Bewohner schon ein Hinweis darauf, dass ein Putsch vorbereitet würde. Im Land hatte es seit Monaten immer heftigere Proteste gegen den seit 30 Jahren mit harter Hand regierenden Präsidenten gegeben, der durch einen Putsch im Jahr 1989 an die Macht gekommen war. Am Wochenende kam es zur Eskalation, als Tausende Demonstranten nahe dem Verteidigungsministerium ein Lager aufschlugen.

Es folgten Zusammenstöße zwischen Soldaten, die Demonstranten schützten, und Bashirs Geheimdienst- und Sicherheitskräften. Dabei starben nach Behördenangaben elf Menschen, unter ihnen sechs Soldaten. Oppositionsvertreter hatten die Armee um Unterstützung gebeten. Auslöser der Proteste in dem ostafrikanischen Staat mit rund 40 Millionen Einwohnern waren Preiserhöhungen für Nahrungsmittel und andere Waren des Grundbedarfs. Seit der ölreiche Süden des Landes 2011 als Südsudan die Unabhängigkeit erlangte, steckt der Sudan in einer schweren Wirtschaftskrise.

Demonstranten auf dem Weg zum Armeehauptquartier in der Hauptstadt Khartum (Bild: APA/AFP)
Demonstranten auf dem Weg zum Armeehauptquartier in der Hauptstadt Khartum

Ignorierter internationaler Haftbefehl
Dem 75-jährigen Bashir werden im Zusammenhang mit dem Konflikt in der Region Darfur Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen vorgeworfen. Der Internationale Strafgerichtshof hat zwar einen Haftbefehl erlassen, doch benachbarte afrikanische Staaten, die Bashir seither bereist hatte, ignorierten die Anordnung der Vereinten Nationen.

Seit 1993 steht der Sudan auf der US-Liste jener Länder, die den Terrorismus unterstützen. In den 90er-Jahren konnte Osama bin Laden von dort aus sein Terrornetzwerk Al-Kaida aufbauen.

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