Italien prüft
Finanziert Frankreich libysche Milizen?
Die Kämpfe um die libysche Hauptstadt Tripolis fordern jeden Tag neue Tote. Am Freitag waren Geschützfeuer und Explosionen bereits im Stadtzentrum zu hören. Die heftigsten Gefechte lieferten sich die Truppen des abtrünnigen Generals Khalifa Haftar mit den Streitkräften der international anerkannten Einheitsregierung um den internationalen Flughafen. Unterdessen prüft Italien, ob Frankreich in irgendeiner Form in die Kämpfe verwickelt ist und ob die Regierung von Präsident Emmanuel Macron bewaffnete Gruppen finanziert.
„Wir gehen diesem Aspekt nach, es gibt einige Beweise. Sollte wegen Frankreichs Wirtschaftsinteressen die europäische Friedensinitiative blockiert werden, wäre dies äußerst gravierend“, erklärte Italiens Innenminister und Vizepremier Matteo Salvini am Donnerstag. Als Innenminister werde er nicht zusehen, wie jemand aus wirtschaftlichen Interessen „Krieg spielt“, legte der Lega-Politiker in einem Radio-Interview nach.
Französische Soldaten bei Hubschraubercrash getötet
Konkretere Angaben lieferte Salvini nicht, es ist aber ein offenes Geheimnis, dass Frankreich den ehemaligen General des gestürzten und getöteten libyschen Langzeitmachthabers Muammar al-Gaddafi im Kampf gegen islamistische Milizen unterstützt. 2016 waren beim Absturz eines Hubschraubers in Libyen drei französische Soldaten ums Leben gekommen. Sie sollten geheimdienstliche Erkenntnisse zur Unterstützung Haftars sammeln. Die Regierung in Tripolis sprach damals von einer Verletzung der libyschen Souveränität. Die jüngste Offensive begründet Haftar ebenfalls damit, die Hauptstadt von den Islamisten „zu befreien“.
Die Regierung in Rom unterstützt nach wie vor die Einheitsregierung von Ministerpräsident Fajis al-Sarradsch und hat ebenso wie Frankreich wirtschaftliche Interesse an das nordafrikanische Land geknüpft. Zudem ist Libyen ein Transitland für Migranten auf dem Weg nach Europa. Die Angst vor einer neuen Flüchtlingswelle steigt. Italiens Premier Giuseppe Conte appellierte am Donnerstag an alle Seiten, eine „stabile politische Lösung“ anzustreben.
Einheitsregierung von islamistischen Milizen unterstützt
In der vergangenen Woche hatte General Haftar seinen Truppen den Vormarsch auf die Hauptstadt Tripolis befohlen. Dort sitzt die international anerkannte, aber weitgehend machtlose Sarradsch-Regierung, die von verschiedenen, zum Teil islamistischen, bewaffneten Gruppen gestützt wird.
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