Vor dem größten Fest der Christen steht eine Woche der Wehklage, in die Folter und Tod fallen. Doch diese Karwoche beginnt mit einem Freudenfest und bunten Palmbuschen.
Vor Sonnenaufgang am Schmerzensfreitag, also am vergangenen Freitag, sollten die Palmbuschen gebunden werden. „Man ging immer davon aus, dass Pflanzen und Heilkräuter die stärkste Wirkung entfalten, wenn sie nicht bei Sonnenlicht geerntet werden“, erklärt Roland Bäck vom Landesmuseum Kärnten, der das gemeinsame Palmbuschenbinden seit mehr als zehn Jahren mit Wolfgang Unterlercher vom Katholischen Familienwerk organisiert. Heuer aber musste Bäck wegen der späten Ostern die Palmkätzchen bereits vor vier Wochen besorgen und im kühlen Keller lagern. Die gemütliche Runde fand sich um 7 Uhr im Diözesanhaus in Klagenfurt ein.
Palmbuschen binden vor Ostern
„Von einem Gurktaler hab’ ich das Palmbuschenbinden gelernt“, verrät Diakon Peter Granig und windet eine Trauerweide um die Salweidenästchen, damit der Buschen zusammenhält. „In ungerader Zahl werden diese Ringlein gemacht, also 3, 5 oder 7“, erklärt Bäck: „Zu den Palmkätzchen stecken wir Buchs und Kranawet.“
Jedes Tal hat seine Machart, aber grob unterscheiden kann man die kurzen Buschen auf langen Haselstecken in Oberkärnten und die großen, bis zu fünf Meter langen Weidenrutenbündel in Unterkärnten. Mit einem Apfel, mit Brezen und bunten Krepppapierschleifen werden die Palmbuschen mancherorts geschmückt.
„Ich habe auch schon Orangen gesehen; jeder Brauch entwickelt sich weiter“, so Bäck. Aber warum das alles? Mit Palmblättern sollen die Leute einst Jesus bei seinem Einzug in Jerusalem zugejubelt haben. Mangels Palmen nehmen wir die Salweide.
Die Segenskraft der Palmbuschen
Den Palmbuschen wird große Segenskraft zugesprochen: Im Ofen sollen sie Unwetter abhalten, im Ohr Schmerz lindern, in Wiege und Herrgottswinkel Segen bringen, an der Stalltür Krankheiten beim Vieh abwehren, auf dem Acker eine gute Ernte garantieren. Mit der Segnung dieser Palmbuschen beginnt die Karwoche.
Das Althochdeutsche Kara bedeutet Wehklage, und diese Woche erinnert an den Leidensweg Jesu. Zu Wochenbeginn ging Jesus in den Tempel, vertrieb die Händler, heilte Kranke, lehrte die Menschen und zog damit den Zorn der Hohepriester auf sich. Am Gründonnerstag genossen Jesus und die Jünger das Paschamahl. Nach dem Gloria fliegen, so sagt es der Brauch, die Glocken nach Rom, bis Ostern rufen die Ratschenkinder zum Gebet. Am Karfreitag trug Jesus den Kreuzesbalken auf Golgota und wurde gekreuzigt, was die stumme Passion in Tresdorf gegen 17 Uhr zeigt. Am Karsamstag werden die Speisen gesegnet.
Speisensegnung in der Wörthersee-Ostbucht
Der Schinken steht für den Leib Christi, die Eier für den Neubeginn, die rot gefärbten symbolisieren die Blutstropfen Jesu, der Kren ist das Zeichen der Überwindung der Leiden und Symbol für die Nägel, der Reindling stellt die Dornenkrone dar. Erstmals werden am Karsamstag (9 Uhr) in der Wörthersee-Ostbucht Speisen gesegnet: Am Anlegesteg vor der Villa Lido am Friedlstrand versammeln sich Gläubige mit Körben, vom Schiff herunter segnet Diakon Gottfried Riepl diese. Der Chor „Young Roses“ begleitet die Segensfeier.
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