Unschuldiger verhaftet

Google hat geheime Standort-Datenbank für Behörden

Digital
15.04.2019 16:12

Eine große Zahl von Android-Nutzern lässt sich von Google permanent orten - weil sie nicht wissen, wie man es abschaltet, oder aus praktischen Gründen, weil sie beispielsweise mit Maps navigieren. Positionsdaten, die bei Google gespeichert werden und in immer größerem Maße auch die Behörden interessieren. Sie greifen über einen geheimen Dienst namens „Sensorvault“ auf die Positionsdaten der Google-Nutzer zu, um nach Verbrechen Verdächtige zu orten. Jüngst inhaftierten sie einen Unschuldigen für eine Woche.

Die Verhaftung fand in einem Vorort der Großstadt Phoenix im US-Bundesstaat Arizona statt, berichtet die „New York Times“. Dort hatte die Polizei vor einigen Monaten einen Hilfsarbeiter im Zuge einer Mordermittlung verhaftet. Der Grund: Der Aufenthaltsort seines Smartphones legte nahe, dass er zum Zeitpunkt des Mordes in der Nähe gewesen sein musste. Eine Woche lang saß der Mann hinter Gittern in Untersuchungshaft - bis schließlich der Ex-Freund seiner Mutter, der bisweilen das Auto des Arbeiters benutzte, ins Visier der Ermittler gelangte.

Google betreibt Standortdatenbank für Behörden
Auf den Mann aufmerksam wurde die Polizei, weil Google den Behörden einen speziellen Dienst namens „Sensorvault“ anbietet. Vereinfacht gesagt handelt es sich dabei um eine Google-Datenbank, in der die Aufenthaltsorte aller Android-User in einem Gebiet eingezeichnet sind. Prinzipiell sind die Daten erst einmal anonymisiert. Behörden können allerdings bei einem Verdacht die Herausgabe der Identität eines Android-Nutzers fordern, der zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort war. So geschah es bei dem inhaftierten Arbeiter. Und so geschieht es immer öfter.

(Bild: thinkstockphotos.de)

Datenhunger der Behörden wächst
Gelangten Ermittler früher nur auf - auch hier war in den letzten Jahren eine Zunahme zu beobachten - Anordnung von Gerichten an die Daten von Google, haben sie mit „Sensorvault“ ein weiteres Werkzeug hinzubekommen. Und zwar eines, das sie nicht mehr missen möchten. „Aufregend“ nennt ein Behördenvertreter das Google-Tool im Gespräch mit der Zeitung. Und er betont mit Blick auf die Verhaftung des unschuldigen Arbeiters, dass man sich bei der Ermittlungsarbeit ja nicht ausschließlich darauf verlasse.

Nur Google bietet Ortungs-Tool an
Niemand werde verurteilt, bloß, weil er sich laut Google zur falschen Zeit am falschen Ort aufgehalten habe, betonen die Behörden. Bislang bietet nur Google ihnen die Ortungsmöglichkeit an, bei anderen IT-Konzernen gibt es nicht diese Masse an Ortungsdaten. Datenschützer schlagen so oder so Alarm. Eine Anwältin, die einen durch Googles Standort-Datenbank georteten Verdächtigen vertritt: „Wir alle haben Privatsphäre-Ängste, wenn unsere Telefone geortet werden. Und wenn diese Art Ortung in einem Kriminalfall relevant wird, sollte das für eine Denkpause sorgen.“

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