Dschihad und zurück
IS-Witwe lebt nach Rückkehr unbehelligt in Hamburg
Sie hat in Syrien dem mörderischen Regime der Terrormiliz Islamischer Staat gedient, nun lebt die Witwe des ranghohen Extremisten Omaima A. unbehelligt in Hamburg. Ohne je strafrechtlich belangt worden zu sein! Eine Journalistin entdeckte das Handy der Rückkehrerin aus dem Kalifat und veröffentlicht diese. Auf Fotos, die darauf zu finden sind, sieht man die 34-Jährige mit Kalaschnikow, auch ihr kleiner Sohn ist mit einer Pistole in der Hand zu sehen. Die IS-Witwe präsentiert sich nach ihrer Rückkehr nach Deutschland top-gestylt und baut sich offenbar eine Karriere in der Beauty-Branche auf.
Die libanesische Journalistin Jenan Moussa deckte den brisanten Fall auf: Als sie das Handy der IS-Witwe fand, dachte sie zunächst, dass die Terror-Helferin tot sei. „Ich war schockiert, als ich darauf stieß, dass sie unbehelligt in Hamburg lebt.“
1310 Dollar Entschädigung vom IS für den im Dschihad getöteten Gatten
Die Daten auf dem Handy belegen, dass die 34-Jährige mit tunesischen Wurzeln Anfang 2015 über die Türkei nach Syrien gereist war. Ihr Ehemann, der Salafist Nadir Hadra, war bereits dort, die beiden ließen sich in der IS-„Hauptstadt“ Rakka nieder. Nur sechs Wochen nachdem sie ihm in den Dschihad nachgereist war, wurde ihre Gatte jedoch getötet. Belege auf dem Handy zeigen, dass ihr die Terrororganisation dafür 1310 Dollar Entschädigung zahlte.
Danach hatte sie eine Beziehung mit einem engen Freund ihres Mannes. Dennis Cuspert, alias Deso Dogg, war ein ehemaliger Berliner Rapper und nahm die Frau und ihre Kinder bei sich auf. Er soll eine zentrale Figur in der deutschsprachigen IS-Propaganda gespielt haben, sogar in einem Enthauptungsvideo war er zu sehen. Nicht nur sie trägt in vielen Bildern auf ihrem aufgetauchten Handy Vollverschleierung - auch ihre kleine Tochter wurde gezwungen, sich komplett zu verhüllen.
Nach Ausbildungen nun in Beauty-Branche tätig
Die Enthüllungsjournalistin Moussa machte Omaima A. schließlich in Hamburg ausfindig. Diese scheint als Rückkehrerin ein ganz normales Leben zu führen. Sie soll sich in Lehrgängen weitergebildet haben und arbeitet freiberuflich im Beauty-Bereich. Auf ihrem LinkedIn-Profil ist sie nun unverschleiert zu sehen - sie macht darauf einen seriösen Eindruck.
Doch warum wird die Frau nicht für ihre Zugehörigkeit zur Terrormiliz belangt? Eine Sprecherin der Hamburger Staatsanwaltschaft erklärte auf Anfrage von t-online.de, man wolle sich zu möglichen Ermittlungen nicht äußern: „Allgemein gesprochen nehmen wir solche Informationen zur Kenntnis und reagieren entsprechend.“
Islamexperte Amer Albayati sieht die Rückkehr von mutmaßlichen IS-Kämpfern im krone.at-Gespräch grundsätzlich mit Sorge. Hier gehe es hauptsächlich um Leute, die gelernt hätten, Bomben zu bauen, zu schießen und zu töten - sie seien ein Sicherheitsrisiko für ganz Europa.
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