Köstinger zu Mochovce:

„Erwarten, dass dieses AKW nicht ans Netz geht!“

Österreich
16.04.2019 14:27

Die für Juni geplante Inbetriebnahme des dritten Blocks des slowakischen Atomkraftwerks Mochovce wird sich wegen massiver Baumängel um mehrere Monate verschieben. Während Global 2000 mit fast 200.000 Unterstützern einer Petition den Baustopp an dem Schrottreaktor fordert, baut die Betreibergesellschaft weiter an der veralteten Anlage. Österreichs Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) bezeichnete den seit 34 Jahren andauernden Bau zuletzt als „beunruhigend“. Auch am Dienstag forderte sie im krone.tv-Talk bei Katia Wagner von unseren Nachbarn vor allem mehr Transparenz und erwartet sich, „dass dieses AKW nicht in Betrieb genommen und ans Netz gehen wird“.

Grund für die neuerliche Verzögerung dürften schwere Bausünden und die damit verbundene Tatsache sein, dass der sogenannte heiße Hydrotest erst Mitte März und damit später als geplant abgeschlossen werden konnte. Eine Analyse der Ergebnisse dieses Tests steht bis dato noch aus. Am Montag wurde außerdem ein italienischer AKW-Manager wegen Verdachts auf Millionenbetrug in Mochovce festgenommen.

Moderatorin Katia Wagner mit Umweltministerin Elisabeth Köstinger (rechts) (Bild: Klemens Groh)
Moderatorin Katia Wagner mit Umweltministerin Elisabeth Köstinger (rechts)
Global 2000 warnt seit Jahren von einer drohenden Atomkatastrophe. (Bild: Global 2000/Christopher Glanzl)
Global 2000 warnt seit Jahren von einer drohenden Atomkatastrophe.

„Die slowakische Regierung muss handeln“
Köstinger möchte dort, wo es möglich ist, mit Klagen gegen den AKW-Bau vorgehen und fordert vom Nachbarland mehr Transparenz. „Es gibt massive Bedenken, wir gehen jedem noch so kleinen Hinweis nach, haben alles genau aufgelistet und in der Slowakei deponiert“, so Köstinger. Die slowakische Regierung müsse handeln. „Wir erwarten uns, dass dieses AKW nicht in Betrieb geht, sofern nicht von unabhängigen Behörden Unbedenklichkeit bescheinigt wird.“

Ein Super-GAU in Mochovce würde Österreich voll treffen. (Bild: Krone-Grafik)
Ein Super-GAU in Mochovce würde Österreich voll treffen.

Österreich hat aus Tschernobyl und Fukushima gelernt
Man habe in Österreich aus den Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima gelernt und sich „ganz dem Kampf gegen die Kernkraft verschrieben“. Diese sei keine Alternative und Atomkraftwerke keine sichere Zukunftstechnologie. Der Ausbau der Atomenergie in Europa behindere vielmehr den Ausbau erneuerbarer Energien.

Alle rechtlichen Mittel ausgeschöpft
Österreich habe alle rechtliche Mittel ausgeschöpft. Dies sei einerseits auf dem Klagsweg geschehen, wie etwa auch bei Paks 2 in Ungarn oder Hinkley Point in Großbritannien. Druck werde außerdem über Umweltverträglichkeitsprüfungen ausgeübt. „Das tun wir als Österreich, wir suchen aber auch Verbündete und hätten vor allem gerne Deutschland auf unserer Seite. Wir wollen auf vielen Wegen unseren Einfluss geltend machen“, sagte Köstinger, die „derzeit eher eine Renaissance der Atomkraft in Europa“ befürchtet, wie das Beispiel der Tschechischen Republik zeige.

Mochovce immer wieder in den Negativschlagzeilen
Mochovce hat in den vergangenen Monaten immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. Auch der „Krone“ gegenüber bezogen UmweltschützerInformanten und Experten unmissverständlich Stellung zu dem Atomkraftwerk, an dem vor unserer Haustür bereits seit mehr als drei Jahrzehnten gebaut wird.

Daten und Fakten:

  • Bereits 1985 erfolgte der Spatenstich in der damals kommunistischen Tschechoslowakei zum Bau von vier Atomreaktoren des alten sowjetischen Typs WWER 440/213. Nach der Wende (1989) wurde der Bau 1993 aus marktwirtschaftlichen Gründen eingestellt.
  • Von Anfang an unterstützte die „Krone“ den Kampf gegen die Gefahr des strahlenden Todes vor unserer Haustür. 1995 unterzeichneten 1,2 Millionen Österreicher unsere Kampagne.
  • Wie gefährdet die nur 160 Kilometer entfernte Bundeshauptstadt und weite Teile Niederösterreichs und des Burgenlands wären, zeigt die oben stehende Simulation der Universität für Bodenkultur. Ein realistisches Wetterszenario belegt, wie stark Österreich beispielsweise am 25. April 1995 von der radioaktiven Wolke nach einem Mochovce-Super-GAU heimgesucht worden wäre.
  • Energiepolitisch dient Mochovce in erster Linie dem Export von Atomstrom!
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