Jack Ma, Gründer des „chinesischen Amazon“ Alibaba, hat es mit Fleiß und Hingabe geschafft, einer der reichsten Männer im Reich der Mitte zu werden. Dass er wenig von der 40-Stunden-Woche hält, hat er jetzt bei einer Debatte über die hohe Arbeitsbelastung chinesischer Arbeiter in der IT-Branche verkündet. „Ich halte es für einen großen Segen, zwölf Stunden am Tag und sechs Tage pro Woche zu arbeiten“, erklärte Ma.
Das berichtet das australische IT-Nachrichtenportal „IT News“ und beruft sich auf eine Ansprache des Alibaba-Chefs vor Mitarbeitern. Da habe Ma das von ihm bevorzugte Arbeitszeitmodell vorgestellt. Er selbst halte es für optimal, zwölf Stunden am Tag und sechs Tage pro Woche zu arbeiten.
„996“ nennt Ma dieses Modell: Von neun bis neun, sechs Tage pro Woche. Vor allem die jungen Mitarbeiter nimmt Ma in die Pflicht. „Wenn ihr nicht 996 arbeitet, wenn ihr jung seid, wann dann?“
Wachsende Debatte über Work-Life-Balance
Dass dieses Arbeitsmodell nicht zum chinesischen Standard der 40-Stunden-Woche passt, wird in vielen IT-Unternehmen - nicht nur beim Apple-Auftragsfertiger Foxconn - nicht als Hindernis empfunden, solche Arbeitszeiten zu pflegen.
Das hat nach Jahren des ungebremsten Wachstums in letzter Zeit zu einer wachsenden Debatte über Work-Life-Balance geführt, vereinzelt gab es sogar Protestaktionen. Zum Missfallen von Jack Ma, dessen Verständnis eines erfolgreichen Berufslebens in der heutigen Konkurrenzgesellschaft eine für manch einen wohl etwas übertriebene Hingabe für das Unternehmen vorsieht.
Ma warnt: Wer sich nicht aufopfert, verliert
„Jeder will heute Erfolg, ein schönes Leben und Respekt“, sagte Ma vor seinen Mitarbeitern. „Ich frage euch aber: Wenn man nicht mehr Zeit und Hingabe als andere dafür aufwendet, wie will man den gewünschten Erfolg dann erreichen?“ Wer sich nicht für sein Unternehmen aufopfere, fahre es am Ende an die Wand oder werde arbeitslos, prophezeite der ehemalige Englischlehrer.
Auch, wenn Ma sein Erfolg durchaus Recht zu geben scheint: In der Wissenschaft ist man skeptisch, dass lange Arbeitszeiten und maximale Selbstaufopferung der Mitarbeiter eine Firma wirklich produktiver machen. Tests anderer Beschäftigungsmodelle legen durchaus das Gegenteil nahe.
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