Brandexperte im Talk

„Wird man überrascht, hat das ganz andere Folgen“

Ausland
16.04.2019 17:40

Das verheerende Feuer in der weltberühmten Pariser Kathedrale Notre Dame ist gelöscht. Große Teile des Gotteshauses wurden unwiederbringlich zerstört, kostbare Kunstwerke ein Raub der Flammen. Richard Berger vom Österreichischen Bundesfeuerwehrverband spricht im krone.tv-Talk mit Katia Wagner unter anderem über mögliche Brandursachen, die Gefahr von Löschangriffen aus der Luft für historische Bauwerke sowie über die unumgängliche Wichtigkeit von regelmäßigen Einsatzübungen.

An der Kathedrale wurden gerade Renovierungsarbeiten durchgeführt, als am Montagabend plötzlich das Feuer ausbrach. „Gerade bei Bau- bzw. Renovierungsarbeiten werden auch sehr häufig Heißarbeiten durchgeführt. Das heißt, Flämmer werden eingesetzt, um zum Beispiel Dachkonstruktionen dichter zu machen. Hier gibt es viele, viele Möglichkeiten, wo eine Brandursache ihren Ursprung haben könnte“, so Berger über die mögliche Brandursache.

Richard Berger (Bild: krone.tv)
Richard Berger
(Bild: krone.tv)

So könnte auch Funkenflug bei Schweißarbeiten den Brand ausgelöst haben: „Es könnte zum Beispiel ein Schweißpatzen in eine Holzkonstruktion reinfallen und dort langsam zu glosen beginnen und dann einen Brand auslösen. Es kann aber auch bei den Flämmarbeiten dazu führen, dass die Hitze nicht abfließen kann, ein Hitzestau passiert und hier können dann eben Holzkonstruktionen oder Staub zu brennen beginnen. Es gibt also viele, viele, viele Ursachen, die hier zugrunde liegen könnten.“

(Bild: APA/AFP/POOL/CHRISTOPHE PETIT TESSON)
(Bild: AFP)

Warum Löschflugzeuge nicht zum Einsatz kamen
Unabhängig davon, was den verheerenden Brand nun tatsächlich ausgelöst hat: Man sei gescheitert, „auf etwas Unbezahlbares aufzupassen“, heißt es in den Medien. Und auch das Vorgehen bei den Löscharbeiten wurde kritisiert. US-Präsident Donald Trump mimte auf Twitter den Experten: „Löschflugzeuge könnten zum Löschen verwendet werden. Man muss schnell handeln!“

Hätte die Pariser Feuerwehr jedoch auf Trump gehört, würde Notre Dame heute in Schutt und Asche liegen: „Wenn man die Kathedrale vollständig vernichten möchte, wäre das sicherlich eine gute Lösung gewesen. In diesem Fall ist dringend davon abzuraten, mit dermaßen hohen Mengen Wasser einen solchen Brand zu bekämpfen.“ So würde Sandstein, der erhitzt und dann schlagartig abgekühlt wird, zerspringen.

Evakuierungsplan für Kunstschätze
Gerade wegen solcher Besonderheiten gibt es bei historischen Bauwerken daher strenge Auflagen für den Brandschutz. Einsatzpläne, die auch die Reihenfolge der Evakuierung von Kunstschätzen beinhalten, sowie zahlreiche Übungen seien daher unumgänglich. „Denn, wird man überrascht von so einem Feuer, hat das noch ganz andere Auswirkungen als das, was wir gestern gesehen haben“, ist sich der Experte sicher.

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